Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
duftete süßlich, mehr wie Marihuana als wie Tabak. Aber das hier war kein Joint. Obwohl er sich nie dazu äußerte, tippte ich auf eine Art Medizin. Vielleicht nicht sehr viel anders als Goody’s Powder.
    »Es gibt ein paar. Stell dir ein Glas Gingerale vor, das draußen stehen geblieben ist und vergessen wurde.«
    »Okay …«
    »Nach zwei, drei Tagen ist fast alle Kohlensäure entwichen, aber ein paar Bläschen haben sich erhalten. Was du als Kaninchenbau bezeichnest, ist in Wirklichkeit gar kein Loch, überhaupt kein Durchgang. Es ist eine Blase. Und was die Bewachung angeht … nein. Nicht im eigentlichen Sinn. Es wäre nett, aber wir könnten nur sehr wenig tun, was nicht alles schlimmer machen würde. Das ist das Problem bei Zeitreisen, Jimla.«
    »Mein Name ist Jake.«
    »Na gut. Was wir tun, Jake, ist, die Ereignisse zu beobachten. Manchmal warnen wir. Wie Kyle deinen Freund den Koch zu warnen versucht hat.«
    Der verrückte Kerl hatte also einen Namen gehabt. Dann halt Kyle, in Gottes Namen. Es machte die Dinge schlimmer, weil es sie realer machte.
    »Er hat nie versucht, Al zu warnen! Er hat nie mehr getan, als ihn um einen Dollar für billigen Wein anzuschnorren!«
    Der Grüne-Karte-Mann zog an seiner Zigarette, starrte den rissigen Beton zu seinen Füßen an und runzelte die Stirn, als stünde dort etwas geschrieben. Schat- USCH , schat- USCH , sagten die gewaltigen Webstühle. »Anfangs hat er’s getan«, sagte er. »Auf seine Weise. Aber dein Freund war zu fasziniert von der neuen Welt, die er entdeckt hatte, als dass er auf ihn geachtet hätte. Und Kyle stand damals schon am Rand des Zusammenbruchs. Das ist ein … Wie soll man’s ausdrücken? Ein Berufsrisiko. Was wir tun, bringt eine gewaltige mentale Belastung mit sich. Weißt du auch, weshalb?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Denk mal einen Augenblick nach. Wie viele kleine Erkundungen und Einkaufstrips hat dein Freund der Koch gemacht, schon bevor er auf die Idee gekommen ist, nach Dallas zu übersiedeln, um Oswald zu aufzuhalten? Fünfzig? Hundert? Zweihundert?«
    Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie lange Al’s Diner auf dem Fabrikhof gestanden hatte, aber es gelang mir nicht. »Vermutlich sogar noch mehr.«
    »Und was hat er dir erzählt? Dass jeder Trip das erste Mal war?«
    »Ja. Ein kompletter Neustart.«
    Er lachte müde. »Klar hat er das getan. Die Leute glauben, was sie sehen. Und trotzdem hätte er’s besser wissen müssen. Du hättest es besser wissen müssen. Jeder Trip erzeugt seinen eigenen Zeitstrang, und wenn man genügend Stränge hat, verwirren sie sich unweigerlich. Hat sich dein Freund nie gefragt, wieso er immer wieder dasselbe Fleisch kaufen konnte? Oder weshalb Dinge, die er aus dem Jahr 1958 mitgebracht hat, nicht bei der nächsten Zeitreise verschwunden sind?«
    »Danach habe ich ihn gefragt. Al hatte keine Erklärung dafür, also hat er sich nicht weiter darum gekümmert.«
    Der Kartenmann begann zu lächeln, aber dann verzog er schmerzlich das Gesicht. Das Grün der Karte, die in seinem Hutband steckte, verblasste wieder. Er zog gierig an seiner süßlich riechenden Zigarette. Die Farbe kehrte zurück und stabilisierte sich. »O ja, das Offensichtliche ignorieren. Das tun wir doch alle! Selbst als sein Verstand nachgelassen hat, wusste Kyle zweifellos, dass die kleinen Ausflüge zu dem Spirituosenladen dort drüben seinen Zustand verschlimmern würden, aber er ist trotzdem immer wie der hingegangen. Das kann ich ihm nicht mal verübeln. Der Wein hat bestimmt seine Schmerzen gelindert. Vor allem zum Ende hin. Manches wäre besser gewesen, wenn er das Greenfront nicht hätte erreichen können – wenn der Laden außerhalb des Kreises gelegen hätte –, aber das war nicht der Fall. Aber mal ehrlich, wer weiß das schon. Hier gibt’s keine Schuldzuweisungen, Jake. Keine Verdammung.«
    Das zu hören war gut, aber nur weil es bedeutete, dass wir uns über dieses verrückte Thema wie halbwegs vernünftige Menschen austauschen konnten. Was er dachte oder empfand, betraf mich allerdings nicht sonderlich; ich musste weiterhin das tun, was ich für meine Pflicht hielt. »Wie heißt du?«
    »Zack Lang. Ursprünglich aus Seattle.«
    »Seattle wann? «
    »Das ist eine Frage, die für unsere gegenwärtige Unterredung nicht relevant ist.«
    »Es tut dir weh, hier zu sein, oder?«
    »Ja. Wenn ich nicht zurückkehre, hält mein Verstand nicht mehr lange durch. Und die Spätfolgen werde ich mein Leben lang spüren. Die

Weitere Kostenlose Bücher