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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich das Tor geschlossen oder nicht? Immer wieder ging ich in Gedanken den letzten Morgen meines Welpen durch und konnte mich an nichts deutlich erinnern, außer dass ich seinen Beißknochen aus Rindsleder geworfen und dabei »Hol ihn, Rags, hol ihn!« gerufen hatte.
    Ähnlich erging es mir auf der Taxifahrt nach The Falls. Anfangs versuchte ich mir einzureden, dass es im Spätherbst 1963 bestimmt schon immer ein Erdbeben gegeben hatte. Dass dies nur – wie der Anschlag auf Edwin Walker – zu den irrelevanten Vorkommnissen gehörte, jenen, die mir entgangen waren. Wie ich Al Templeton gesagt hatte, war mein Hauptfach Englisch gewesen, nicht Geschichte.
    Aber das zog nicht. Wäre das Amerika, in dem ich gelebt hatte, bevor ich in den Kaninchenbau gestiegen war, von einem solchen Erdbeben heimgesucht worden, hätte ich es gewusst. Sicher, es gab weit schlimmere Katastrophen – 2004 hatte der Tsunami im Indischen Ozean über zweihunderttausend Todesopfer gefordert –, aber für Amerika war siebentausend eine hohe Zahl, mehr als doppelt so viele Opfer wie bei den Anschlägen vom 11. September 2001.
    Als Nächstes fragte ich mich, was ich in Dallas getan haben mochte, was die Katastrophe, die nach Aussage dieser stämmigen Frau über L. A. hereingebrochen war, ausgelöst haben könnte. Die einzige Antwort, die mir einfiel, war der Schmetterlingseffekt, aber würde der so unvermittelt einsetzen? Niemals. Ganz ausgeschlossen. Zwischen den beiden Ereignissen existierte kein vorstellbarer Zusammenhang von Ursache und Wirkung.
    Und trotzdem flüsterte eine tief sitzende innere Stimme: Das war deine Schuld. Du hast Rags’ Tod verursacht, indem du das Gartentor nicht oder nicht fest genug geschlossen hast … und du hast das hier verschuldet. Al und du habt große Töne gespuckt, wie ihr Tausende von Menschenleben in Vietnam retten werdet, aber das hier ist dein erster konkreter Beitrag zur Neueren Geschichte: siebentausend Tote in L. A.
    Das durfte einfach nicht sein. Selbst wenn es so war …
    Die Sache hat eigentlich keine Nachteile, hatte Al gesagt. Sollten sich die Dinge beschissen entwickeln, machst du einfach alles rückgängig. Das ist so einfach, wie ein unanständiges Wort von einer Schultafel zu wi …
    »Mister?«, sagte meine Fahrerin. »Wir sind da.« Sie sah sich neugierig nach mir um. »Schon seit fast drei Minuten. Für Einkäufe eigentlich noch etwas zu früh. Sind Sie sich sicher, dass Sie hierherwollen?«
    Ich wusste nur, dass ich hierhermusste. Ich zahlte, was ihr Taxameter anzeigte, legte ein großzügiges Trinkgeld drauf (schließlich gehörte das Geld dem FBI ), wünschte ihr einen schönen Tag und stieg aus.
    4
    Lisbon Falls stank wie eh und je, aber immerhin gab es hier keinen Stromausfall; das Blinklicht über der Kreuzung blinkte gelb, während es im Nordwestwind pendelte. Die Kennebec Fruit lag dunkel da, die Schaufenster noch ohne die Äpfel, Orangen und Bananen, die später darin liegen würden. Am Eingang des Greenfront verkündete ein Schild: AB 10 UHR GEÖFFNET. Auf der Main Street waren einige wenige Autos unterwegs, und ein paar Fußgänger hasteten mit hochgeschlagenem Kragen die Straße entlang. Die Worumbo-Weberei auf der Straßenseite gegenüber lief jedoch auf Hochtouren. Das schat- USCH -schat- USCH der gewaltigen Webstühle konnte ich selbst von meinem Standort aus hören. Dann hörte ich noch etwas anderes: eine Stimme, die mich rief, allerdings mit keinem meiner Namen.
    »Jimla! He, Jimla!«
    Ich wandte mich der Weberei zu und dachte: Er ist wieder da. Der Gelbe-Karte-Mann ist von den Toten auferstanden, genau wie President Kennedy.
    Nur war er ebenso wenig der Gelbe-Karte-Mann, wie der Taxifahrer, bei dem ich an der Busstation eingestiegen war, der Fahrer gewesen war, der mich 1958 von Lisbon Falls zum TamarackAutohof gefahren hatte. Allerdings waren die beiden Fahrer fast identisch gewesen, weil die Vergangenheit Harmonie erzeugte, und der Mann dort drüben auf der anderen Straßenseite sah dem Mann ähnlich, der mich um einen Dollar angeschnorrt hatte, weil im Greenfront an diesem Tag alles die Hälfte koste. Er war viel jünger als der Gelbe-Karte-Mann, und sein schwarzer Mantel war neuer und sauberer … aber es war fast derselbe Mantel.
    »Jimla! Hierher!« Er winkte mich zu sich. Der Saum seines Mantels flatterte im Wind, der auch das Schild links von ihm an der Absperrkette schwingen ließ wie zuvor das Blinklicht über der Kreuzung. Trotzdem konnte ich es immer noch

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