Der Ansiri
festzuhalten. Wie schon seit Jahrtausenden boten die Religionen ein ideales Sammelbecken für die Suchenden.
Anthony versuchte, den Kopf frei zu bekommen. Es war schon eine Weile her, seit er das letzte Mal entspannt über die Hauptstraße flanierte. Die Sonne hatte sich inzwischen wieder vollständig gegen die Wolken durchgesetzt. Für einen Novembertag war es sogar ziemlich warm geworden. Der Spaziergänger knöpfte den Mantel auf und sah sich aufmerksam um.
Die in regelmäßigen Abständen gepflanzten Potarien standen hier seit der Gründung Camelots. Kerzengerade schossen diese Bäume vier bis sechs Meter in die Höhe. Sie besaßen weder Äste noch Zweige. Stattdessen wanden sich meterlange ovale Blätter aus dem Stamm und formten die Baumkrone, die aussah wie der Blütenkelch einer Rose.
Im Winter verloren die Bäume alle Blätter, doch im Frühjahr verströmten Potarien einen betörenden Duft, wenn die neuen, vorerst noch zart grünen Blätter erneut zu sprießen begannen, bis sie im Sommer schließlich in einem satten Dunkelgrün glänzten.
Tagsüber flankiert von den immer wieder aufpoppenden Holo Commercials, welche die Bürger mit lauter Musik, flimmernden Bildern und einschmeichelnden Stimmen zu verführen versuchten.
Matoschewskis Konditorei fiel Anthony in seine haselnussbraunen Augen. Wenn er sich recht erinnerte, war dieser Laden neu. Früher war dort ein Friseurgeschäft gestanden.
Er hatte große Lust, es aufzusuchen und sich etwas Süßes zu gönnen. Doch er hatte genug getrödelt.
Auch wenn er durch den Wegfall des Ausfluges nach Hovar eine Menge Zeit gewonnen hatte, gab es an diesem Tag nach wie vor genug zu erledigen.
Mit beschleunigtem Tempo marschierte er an einer großen Menschenansammlung vorbei. Eine Dame in mittleren Jahren stand in einer pinken Robe auf einem Podium. Die typische Tracht für Mitglieder von Prosperity .
Mit kräftiger Stimme sprach die schon etwas ältere Frau zu den Umstehenden: „Weniger als fünfzig Tausend Menschen hatten den Exodus überlebt und auf Caruso unsere geliebte Nation gegründet. Heute leben bereits mehr als eine Million Bürger in Exterria. Das verdanken wir dem umsichtigen Familienförderprogramm der Regierung, die von Prosperity zu einhundert Prozent unterstützt wird. Denken Sie bitte daran, Sie erhalten vom Staat für jedes Kind eine monatliche Förderung, die umso höher ausfällt, je mehr Kinder Sie haben. Bereits mit vier Kindern erhalten Sie so viel Geld wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer verdient. Sie können gerne gratis eine der auf dem Tisch liegenden Holoscheiben nehmen. Darauf finden Sie die Erfolgsgeschichten von Ehepaaren mit mehr als zehn Kindern. In immer mehr Familien entscheiden sich beide Elternteile, ausschließlich für ihre Kinder da zu sein. Eltern zu sein, ist der beste Job, den man sich vorstellen kann.“
Anthony kam aus der Hörweite der Rednerin. Dieses Thema interessierte ihn nicht sonderlich. Von einer Familiengründung war er noch weit entfernt.
Lieber hätte er sich zu der Gruppe von Künstlern gesellt, die vor einem Supermarkt eine Vorstellung gab. Doch es wurde Zeit, die Knight Street Richtung Norden zu verlassen. Durch verwinkelte kleine Gassen gelangte er zum Viertel in der Nähe des Flughafens am Rande der Stadt. Es bestand überwiegend aus Lagerhäusern, Hangars und einigen großen Fabrikanlagen.
Im Hangar 72 B wurde die Gotara gewartet. Das stolze Schiff der Kometenklasse, das Anthony von seinem Onkel Jeremias Bates geerbt hatte.
Es war kein schnelles Schiff, besaß geringe Feuerkraft und war auch alles andere als eine Augenweide. Die Doridiumableiter, die aus der Hülle ragten, sowie der extravagante Anstrich, ließen es wie das Produkt einer unglücklichen Liebesbeziehung eines Stachelschweins mit einer krummen Banane erscheinen.
Doch es war ein Schiff mit Charakter. Robust, wendig wenn es darauf ankam, ausgestattet mit einem großen Frachtraum. Das ging auf Kosten des Komforts für die Besatzung. Insgesamt standen drei Kabinen für je zwei Humanoide zur Verfügung. Da die Crew der Gotara nur aus dem Kapitän Anthony Bates und dem Ingenieur Draggh Nrkan bestand, wurde es an Bord dennoch nicht zu eng.
Kurz bevor Anthony sein Ziel erreichte, betrat er Mbogos Hot Kitchen . In dieser Imbissbude besorgte er für sich und seinen Ingenieur das Mittagessen. Für gewöhnlich flirtete er gerne mit der Verkäuferin Rosita Dulko, doch da es inzwischen bereits Mittag geworden war, beschränkte er sich
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