Der Antares-Krieg
war leicht geschuppt, am Rücken graugrün und gelblichbraun am Bauch.
Die vortragende Stimme fuhr fort: »... Obwohl die Ryall eine gewisse Ähnlichkeit mit irdischen und altanischen Reptilien aufweisen, lassen sie sich nicht in unsere eingeführten taxonomischen Kategorien einordnen. Sie sind Warmblüter, und die weiblichen Exemplare säugen ihre Jungen, allerdings mit einer Mischung von Blut und Nährstoffen, statt mit Milch. Trotz dieser an Säugetiere erinnernden Merkmale legen sie auch Eier. Beachten Sie die rudimentären Schwimmhäute zwischen den Fingern der Hände und den kurzen Zehen der Füße. Die Ryall entwickelten sich als Wasserbewohner und wurden erst relativ spät in ihrer Entwicklungsgeschichte zu Landbewohnern. Nach Aussagen gefangener Ryall wurden sie erst in geschichtlicher Zeit von einer anderen intelligenten Art auf ihrer Heimatwelt aus den Gewässern vertrieben. Die Ryall nennen diese Art die Schnellen Esser. Wir vermuten, dass ihr stark ausgeprägter Territorialinstinkt, der sie veranlasste, uns anzugreifen, auf dieses traumatische Ereignis in ihrer Stammesgeschichte zurückzuführen ist. Unter diesen Umständen bleibt uns nichts anderes übrig als ...«
Drake konnte sich denken, welche Folgerungen der Erzähler ziehen würde, und stieß Bethany an. »Komm mit, wir haben Besseres zu tun, als uns diesen Vortrag anzuhören.«
Sie warf ihm einen Seitenblick zu und lächelte. »Vielleicht können wir den Taxifahrer bitten, dass er uns ohne Umwege in die Stadt bringt.«
Ein tiefes Heulen von irgendwo draußen riss Richard Drake aus dem Schlaf. Sein erster Gedanke war, dass es der Ruf eines nachtaktiven Calu sei, der auf Beutezug war. Dann wurde er wacher und besann sich darauf, dass man in Homeport seit mehr als hundert Jahren keinen Calu mehr gesehen hatte.
»Was ist das?«, fragte er leise, in die Dunkelheit lauschend. Bethany regte sich neben ihm, streckte sich und gähnte. Nach einer kleinen Weile murmelte sie: »Ich habe geschlafen. Wie spät ist es?«
Drake blickte zu den roten Leuchtziffern auf dem Nachttisch.
»Kurz vor zwei. Was für ein Geräusch ist das dort draußen?«
Bethany stützte sich auf die Ellbogen und lauschte. »Ach, das ist bloß die Luftschutzsirene. In den Nachrichten heute früh wurde eine Übung angekündigt.«
»Und die muss mitten in der Nacht stattfinden? Woher weißt du, dass es kein wirklicher Angriff ist?«
»Hmm.« Sie überlegte. »Du meinst doch nicht, die Ryall würden so geschmacklos sein, während der angesetzten Übung einen Angriff durchzuführen?«
Er lachte. »Bestimmt würden sie es tun, wenn sie könnten. Aber zuerst müssten sie an den Sandarern vorbeikommen. Da wir nichts von größeren Erfolgen der Ryall im Hellsgatesystem gehört haben, dürften wir einstweilen sicher sein.«
»Entpolarisiere das Fenster, Richard. Ich möchte die Nacht einlassen.«
»Wo ist die Steuerung?«
»Auf dem Nachttisch, neben der Uhr. Der große runde Knopf neben dem Lichtschalter.«
Drake tastete danach, fand ihn und drehte ihn im Uhrzeigersinn. Eine ganze Wand des Schlafzimmers schien zu verschwinden, als das vom Boden bis zur Decke reichende Fenster durchsichtig wurde. Die Nacht jenseits des Fensters war sternklar und windstill. Vom anderen Ufer des Tigris funkelten die Lichter Homeports herüber, während Antares tief am Westhimmel stand. Die Supernova verbreitete Licht von der Farbe einer Quecksilberdampflampe und tauchte das Land in einen blassen, silbrigen Schimmer. Dieser Schimmer wurde von der Wasseroberfläche des Flusses in einem breiten silbrigen Streifen reflektiert, durch den ein kleines Vergnügungsboot lautlos flussaufwärts glitt.
Bethany wälzte sich auf die Seite und stützte den Kopf in die Hand, um besser hinauszusehen. »Ist die Nacht nicht wunderschön? Sieh nur, wie das Licht den Fluss verzaubert!«
Drake streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen die Krümmung ihres Rückgrats nach. »Du bist diejenige, die wunderschön ist.«
Das ferne Heulen der Luftschutzsirene sank endlich zur Grenze der Hörbarkeit ab.
»Das wird die Übung gewesen sein«, meinte sie. »Ich frage mich, warum sie solche Übungen nicht am Tag veranstalten. Und werden sie im Falle eines wirklichen Angriffs überhaupt nützen?«
»Nicht viel«, erwiderte er. »Die Übungen haben hauptsächlich den Zweck, die Leute psychologisch einzustimmen. Wenn du mitten in der Nacht von einer Alarmsirene aus dem Bett gerissen wirst, um in einem Bunker Zuflucht zu
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