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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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einer Krise immer tun«, meinte Bethany. »Zuerst werden sie schreien, protestieren, der Frage ausweichen und sich tausend Gründe ausdenken, die ihnen erlauben, das Problem auf die lange Bank zu schieben. Wenn darüber ein, zwei Jahre vergangen sind, werden sie sich beruhigen, die Herausforderung annehmen und tun, was getan werden muss. Das ist die Art von uns Menschen.«
    »Hoffentlich hast du Recht.«
    »Natürlich habe ich Recht«, sagte sie und setzte sich auf den Beobachterplatz neben ihn. Zu zweit betrachteten sie lange die Projektion, ohne etwas zu sagen. Endlich brach Drake das Schweigen. »Erinnerst du dich, wie aufgeregt du warst, als du erfuhrst, dass der Faltpunkt wieder offen war?«
    Sie nickte. »Ich hörte es eines Tages in den Nachrichten, als ich von der Arbeit nach Hause kam. Und ich dachte, wie aufregend es sein würde, wieder hinauszukommen und Menschen anderer Welten zu sehen.«
    »Würdest du genauso gedacht haben, wenn du von den Ryall gewusst hättest? Ich meine, würdest du dann den Faltpunkt offen oder geschlossen wünschen, wenn du die Wahl hättest?«
    »Offen, natürlich.«
    »Warum?«
    »Weil ich glaube, dass es für uns Menschen unerträglich ist, in einem einzigen Sternsystem gefangen zu sein. Wenn die Öffnung des Faltpunktes uns die Ryall beschert hat, so hat sie uns auch die Freiheit gegeben, wieder zur Erde zu gelangen. Wir werden die Ryall schlagen, Richard. Entweder wir oder unsere Kinder. Wir haben gar keine andere Wahl.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Drake lächelnd, »ich sollte aufhören, mich zu sorgen, und stattdessen Überlegungen anstellen, wie ich eine Flotte durch die Antares-Gaswolke bringen kann.«
    »Genau! Seit wann hat sich Homo sapiens von einer Kleinigkeit wie einer Supernova den Weg versperren lassen?«

BUCH 2
ANTARES: PASSAGE

26
    Um die Mittagszeit landete der Raumtransporter in Homeport. Sogar am hellen Tag war der Ringnebel von Antares klar am tiefblauen Himmel Altas zu sehen, wenn man wusste, wo man ihn suchen musste. Drei Jahre waren seit dem Ausbruch der Supernova vergangen, und wenn Antares auch nicht mehr wie einst einen blendenden Lichtfunken bildete, sorgte die Energie der Supernova und ihre relative Nähe doch dafür, dass sie noch mehrere Jahre am hellen Tag sichtbar bleiben würde. Fleet Captain Richard Arthur Drake schnallte sich los und stand auf, um seine Tasche aus dem Gepäckabteil über seinem Sitz zu nehmen. Vier Dutzend Passagiere um ihn her taten das Gleiche. Dann drängten sie alle in den Mittelgang des Raumtransporters und warteten geduldig, bis die Fluggastbrücke an die Luftschleuse heranmanövriert und der Ausstieg freigegeben wurde.
    Drake war mittelgroß, von schlanker, muskulöser Gestalt. Sein dunkles Haar, das er im kurzen militärischen Schnitt trug, zeigte bereits einen Anflug von Grau an den Schläfen. Sorgenfalten hatten sich in seine Stirn gegraben, und von den Winkeln seiner graugrünen Augen gingen feine Krähenfüße aus. Eine weißliche Narbe teilte eine Augenbraue in zwei ungleiche Abschnitte. Während er sich langsam mit der Schlange durch den Mittelgang zum Ausstieg schob, hätte er wieder einmal Anlass gehabt, sich über die unbeholfene Umständlichkeit zu ärgern, mit der die Passagiere beiderlei Geschlechts ihr Handgepäck aus den Ablagefächern zu beiden Seiten zogen und dabei den Mittelgang blockierten. Heute nahm er die Verzögerung mit Gelassenheit hin. Nach sechs Monaten des Einatmens wiederaufbereiteter Ausdünstungen, die an Bord eines Raumschiffes für Atemluft gehalten wurden, war er überglücklich, einfach dazustehen und die frische Luft zu inhalieren, die zur offenen Luftschleuse hereinwehte. Endlich gelangte er durch die Fluggastbrücke ins Abfertigungsgebäude. Er schlängelte sich durch die wartende Menge und war im Begriff, einen Rollsteig zum Haupteingang zu nehmen, als eine vertraute Stimme seinen Namen rief. Drake wandte sich um und war geradezu überwältigt von dem duftenden Ausbund von Weiblichkeit, der in seine Umarmung flog. Arme umschlangen seinen Hals und warme Lippen drückten sich auf seinen Mund. Er zahlte mit gleicher Münze zurück, und lange Sekunden vergingen, bevor er sich lächelnd von seiner Angreiferin losmachte.
    »Entschuldigen Sie, Miss, aber kenne ich Sie?«
    »Das sollten Sie wohl«, erwiderte Bethany Lindquist mit gespielter Strenge. »Wir haben eine Verabredung am Altar, falls Sie es vergessen haben sollten.«
    »Tatsächlich?«, fragte er. »Als ich dich letztes Mal

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