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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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suchen, bist du auch bereit, die Unannehmlichkeiten auf dich zu nehmen, die mit einer Kriegswirtschaft verbunden sind.«
    »Das dachte ich mir auch immer. Nicht um das Thema wechseln zu wollen, aber bist du hungrig?«
    »Ich sterbe vor Hunger«, erwiderte er.
    »Dann dunkle das Fenster wieder ab und schalte das Licht ein. Ich werde uns einen Imbiß machen. Wir können draußen auf dem Balkon essen und den Novauntergang beobachten.«
    »Wenn das dein Wunsch ist, gern.«
    »Es ist. Mach schnell, in einer Stunde wird es Tag.«
    Sie kleideten sich rasch an. Bethany machte sich in der Küche zu schaffen, während Drake den Tisch auf dem Balkon deckte. Fünfzehn Minuten später genossen sie einen Imbiss aus Roastbeefscheiben, Gewürzgurken und Vollkornbrot. Dazu tranken sie altanischen Kaffee. Während der Mahlzeit sahen sie Antares zum westlichen Horizont sinken.

27
Nur steht der Wind jetzt, wie nie er stund,
Ein übler Wind, tut nichts Gutes kund.
    THOMAS TUSSER,
engl. Dichter des 16. Jhdts.
    Clarence Whitlow stand hinter seinem überdimensionierten Schreibtisch mit der Onyxplatte und blickte zum Fenster hinaus, das eine Wand seines Büros einnahm. Whitlow war ein gebrechlicher, weißhaariger Mann von gebeugter Haltung. Die Krümmung seines Rückens betrachtete er als das Ergebnis einer fortschreitenden Knochenerkrankung, die von den Ärzten zum Stillstand gebracht worden war, aber nicht geheilt werden konnte. Seine greisenhaft gebeugte Haltung und seine weichen Züge hatten in den vergangenen Jahren viele Gegner zu dem Fehler verleitet, ihn zu unterschätzen. Sie alle hatten die Erfahrung machen müssen, dass in dem gebrechlichen Körper ein eiserner Wille wohnte.
    Sein Blick wanderte über einen breiten, beiderseits von Bäumen gesäumten Boulevard zu der schwarzen Glasfassade eines würfelförmigen Gebäudes, das Sitz des Altanischen Industriellenverbandes war. Gleich daneben, in einem ebenso aufwendigen und phantasielosen Gebäude, residierte der Dachverband der Gewerkschaften. Zu beiden Seiten des Boulevards standen weitere Repräsentationsbauten von Interessenverbänden, die sich seit den Tagen Babylons um Regierungssitze versammelt hatten. Wenn Whitlow über die Dächer dieser Gebäude hinausblickte, konnte er die oberen Geschosse der hässlichen Anhäufung von Beton ausmachen, die Altas Parlament beherbergte.
    An diesem Morgen aber galt sein Interesse nicht den mehr oder minder gleichförmigen Details hauptstädtischer Repräsentationsarchitektur. Sein Blick erhob sich über Beton und Marmor des Regierungsviertels, über das Panorama von Homeport selbst und suchte die azurblaue Bergkette, die in der Ferne aufragte. In Whitlows Augen war das Colgategebirge die schönste Gegend des Hauptkontinents. Dies und ihre relative Nähe und Zugänglichkeit von der Hauptstadt hatten ihn bewogen, sich in den Vorbergen niederzulassen. Oft hatte er in den vergangenen drei Jahren gewünscht, er wäre daheim in den Bergen und könnte sich mit der Pflege seiner Rosen beschäftigen.
    Das Schnarren der Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch riss Clarence Whitlow aus seinen Betrachtungen. Er strich sich über das dünne weiße Haar, kehrte zu seinem Sessel zurück und schaltete das Gerät ein.
    »Ja, Miss Preston?«
    »Ihre Nichte ist hier, Exzellenz.«
    »Sie soll hereinkommen!«
    Gleich darauf ging die Tür auf, und Bethany trat ein. Dem breiten Lächeln in ihren Zügen sah er an, dass ihre Mission, die sie am vergangenen Tag zum Raumhafen geführt hatte, erfolgreich verlaufen war.
    »Ich sehe, dass du deinen jungen Mann gefunden hast«, sagte er.
    »Ja, Richard kam mit der Mittagsmaschine.«
    »Wie ich dir sagte.«
    »Woher wusstest du es?«, fragte Bethany.
    Whitlow zuckte die Achseln. »Ich halte Augen und Ohren offen und sehe und höre so manches.«
    »Hast du auch von der heutigen Konferenz gehört?«
    »Angeblich soll es eine nichtöffentliche Sitzung zur Einführung der neu gewählten Parlamentsabgeordneten sein.«
    »Was heißt ›angeblich‹?«
    »Ich bemerke nur, dass eine ähnliche parlamentarische Sitzung bereits stattgefunden hat, und dass meines Wissens weder der Ministerpräsident noch Jonathan Carstairs oder Richard Drake anwesend sind.«
    »Du meinst, es steckt mehr dahinter?«
    »Ich höre Gerüchte.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Dass die Entscheidung über einen Starttermin fallen soll. Wurde auch Zeit!«
    Bethany nickte. »Ich hörte, dass Jonathan Carstairs schon wegen der bisher angefallenen Kosten des

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