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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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erwiderte Bethany. »Ich ärgere mich über Admiral Gower und Richard. Aber ich werde darüber hinwegkommen.«
    Auf Varlans Drängen erklärte Bethany, dass Gower sie aufgefordert hatte, etwas zu tun, was der Sippe der Lindquists Unehre machte. Bethany hatte unter Druck eingewilligt und war jetzt unglücklich darüber. Varlan wurde neugierig und fragte sie nach der Natur der Unehre, doch verweigerte Bethany nähere Auskünfte. Warum ihre Verärgerung über Gower sich auch auf Bethanys künftigen Partner erstreckte, war für Varlan nicht zu ergründen, und Bethany schien außerstande, es zu erklären.
    Nachdem sie zehn Minuten lang versucht hatte, die Zusammenhänge zu verstehen, sagte Varlan: »Ich fürchte, dass ich das Paarungsverhalten von Säugern nicht gut genug verstehe, um etwas dazu zu sagen, Bethany. Ich muss aber bemerken, dass Eierlegen eine viel einfachere Fortpflanzungsmethode ist.«
    Bethany machte die Lippenbewegung, die Varlan inzwischen als ein Lächeln kannte. »Da mögen Sie Recht haben.«
    Es folgte eine längere Zeit, in welcher das rückwärtige Schott anstelle der leicht gekrümmten Außenwand die Funktion des Decks übernahm. Dies bedeutete, dass das Schiff beschleunigte. Varlan verbrachte die Zeit mit der Betrachtung von Filmen aus dem Unterhaltungsarchiv der Menschen und dachte darüber nach, was sie gelernt hatte. Nach mehreren Tagen folgte eine Serie von Beschleunigungsveränderungen, dann ein Sprung zu einem weiteren Sternsystem.
    Während des Gesprächs, das auf diesen letzten Sprung folgte, zeigte Bethany wieder alle Symptome freudiger Erregtheit. Sie sprach schnell und lebhaft, begleitete ihre Rede mit kurzen, ruckartigen Handbewegungen, und stand zwischendurch immer wieder auf, um hin und her zu gehen.
    »Was ist geschehen?«, fragte Varlan. »Haben Sie und Richard Ihre Feindseligkeiten beendet?«
    Bethany schüttelte den Kopf. »Ich zeige ihm noch immer die kalte Schulter.« Das elektronische Übersetzungsgerät hatte die beiden letzten Worte nicht im Programm und konnte sie nicht interpretieren. »Aber es fällt mir immer schwerer. Er hat mir jeden Tag Blumen geschickt und mich zweimal zum Abendessen in seine Kajüte eingeladen. Ich nehme an, dass ich ihm früher oder später vergeben muss.«
    »Sie scheinen nicht unglücklich zu sein.«
    Bethany lachte. »Weit davon entfernt! Heute sah ich durch das große Teleskop die Erde.«
    »Die Erde?«
    »Unser Ziel. Der Ort, den wir erreichen wollten, als wir diese Expedition begannen.«
    »Ist diese Erde ein berühmter Mensch wie Goddard gewesen?«
    Bethany lachte wieder. »Nein, natürlich nicht. Die Erde ist die Zentralwelt des von Menschen bewohnten Raums.«
    »Der Sitz Ihrer Regierung?«
    Bethany nickte.
    »Sie muss schon sehr lange kolonisiert sein, um solche Macht zu erlangen«, meinte Varlan.
    »Sie verstehen nicht«, sagte Bethany mit fröhlichem Lachen.
    »Die Erde ist keine Kolonie. Sie ist die Heimatwelt, wo die Menschheit sich entwickelte.«
    Bald danach ging Bethany. Varlan konnte in Ruhe die Implikationen dieser neuen Information durchdenken. Von allen Lektionen, welche die Ryall während ihres langen Konkurrenzkampfes mit den Schnellen Essern gelernt hatten, war die wichtigste, dass es notwendig war, die Brutstätten zu suchen und zu vernichten. Seit sechzig Umkreisungen der Heimatwelt der Ryall um ihr Zentralgestirn hatten Krieger der Hegemonie genau das getan. Ihre Bemühungen waren gescheitert. Und doch lag die lang gesuchte Heimatwelt der Menschen bloße zwei interstellare Sprünge jenseits des Bösen Sterns – in bequemer Reichweite einer starken Kriegsflotte!
    Plötzlich wusste Varlan, welche Aufgabe ihr das Schicksal zugedacht hatte. Sie musste diese entscheidende Information auf irgendeinem Weg den Regierenden zuleiten. Sie beobachtete den weißblauen Planeten und seinen gelbgrauen Begleiter und überlegte, wie solch eine Aufgabe gelöst werden konnte.
    Bethany Lindquist wälzte sich in ihrer Koje herum, stützte sich auf einen Ellbogen und brachte ihr Kissen zum sechsten Mal in Ordnung. Dann legte sie sich auf den Bauch und versuchte die durcheinander schießenden Gedanken aus ihrem Bewusstsein zu verbannen. Nach etlichen langen Minuten, in denen sie sich mit einer Willensanstrengung zwingen wollte, nicht zu denken – und infolgedessen nur noch aktiver dachte –, hob sie den Kopf und öffnete die Augen, um auf die Uhr auf dem Nachttisch zu sehen. Die roten Digitalziffern glommen sie unfreundlich an. 01:37.

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