Der Antares-Krieg
sitzen musste.
In der Mitte der Lagune formierte sich die kleine Flottille. Ihr großes Boot wurde umringt von den fünf kleineren, die jeweils mit drei Kriegern ihrer Wache und einem Rudergänger besetzt waren. Drei der Boote fuhren voraus, zwei bildeten den Schluss. Sobald die Formation hergestellt war, gab Tarsanau dem Rudergänger ein Zeichen, und eine tiefe Vibration ging durch den Rumpf, als das Boot beschleunigte. Die Energiequelle, von welcher Art sie auch sein mochte, war vollkommen lautlos und ließ nur die Geräusche gurgelnden und rauschenden Wassers an den Bordwänden hören. Als sie auf einen breiten Kanal am anderen Ufer der Lagune zuhielten, hob sich das Boot aus dem Wasser und begann darüber hinzugleiten. Weiße Gischt sprühte nach beiden Seiten, und hinter dem Boot blieb ein v-förmiges Kielwasser im klaren Blau der Lagune zurück. Unter der Oberfläche waren die verzerrten Umrisse einzelner schwimmender Ryall zu erkennen, die der Flottille folgten. Die Wachboote behielten ihre Formation bei und beschleunigten gleichfalls, bis sie über die Wasseroberfläche dahinglitten. Der warme Fahrtwind pfiff an ihren Ohren vorbei, und mit zunehmender Geschwindigkeit ging das Rauschen und Gurgeln des Wassers in ein leises, gleichförmiges Zischen über.
Zwanzig Minuten später glitten sie mit hoher Geschwindigkeit durch einen breiten Kanal, an dessen Ufern sich runde Gebäude drängten. Einzelne Ryall hielten in ihren Beschäftigungen inne, um die zweibeinigen Wesen vorbeifahren zu sehen, bevor sie ihre Tätigkeiten wieder aufnahmen. Plötzlich endete der Kanal, und die kleine Flottille fuhr auf einen See hinaus. Dieses Gewässer war breiter und viel länger als die Lagune und eingefasst von niedrigen Hügeln, deren Hänge bis zum Ufer mit baumähnlicher Vegetation bewachsen waren. Am anderen Ende des Sees befand sich eine Struktur, die aus der Ferne als schwarze Linie erkennbar war, aus der in gleichmäßigen Abständen Säulen himmelwärts ragten. Die Flottille erhöhte ihre Geschwindigkeit auf etwa 40 km/h und hielt auf die Struktur zu. Nach fünfminütiger Fahrt identifizierte Richard das Bauwerk als einen Damm.
»Wohin fahren wir?«, rief Bethany.
»Zum Wasserregulierungsbauwerk«, antwortete Periskay und zeigte mit der Schnauze in die Richtung des Dammes. Seine Ohren waren unter dem Druck des pfeifenden Fahrtwindes angelegt und seine Worte kaum verständlich. Sie brauchten zehn weitere Minuten, um den Damm zu erreichen. Drake hatte erwartet, einen Fluss zu sehen, dessen Stau ein breites Flusstal füllte und den See bildete. Stattdessen erstreckte sich jenseits des Dammes eine weite Wasserfläche bis zum Horizont.
Der Bootsführer drehte parallel zum Damm und verringerte die Antriebsenergie, so dass das Boot verlangsamte und wieder ins Wasser sank. Auf der anderen Seite des Dammes war das Wasser aquamarinblau anstelle des klaren Türkis auf dieser Seite, und der Spiegel lag gute zwei Meter tiefer. Tarsanau erläuterte etwas, und Periskay dolmetschte:
»Jenseits des Dammes sehen Sie das Östliche Meer. Um diese Zeit ist der Wasserstand niedrig wegen ... ich weiß nicht das Standardwort für das Phänomen. Es hat mit der Anziehungskraft des größeren Mondes zu tun.«
»Es sind die Gezeiten«, sagte Bethany. »Das Ansteigen und Absinken des Wassers durch die Anziehungskraft des Satelliten. Was Tarsanau sagt, ist, dass Ebbe herrscht.«
»Ja, der Mond ist in einer Position, wo die innere See niedriger steht als die Stadtkanäle. Diese Schleusentore hindern das Wasser daran, allzu rasch auszulaufen. Später wird die innere See höheren Wasserstand haben als die Stadt. Um diese Zeit werden die Schleusentore aufgezogen, um sicherzugehen, dass das Wasser nicht zu schnell eindringt und eine Flut verursacht. Ließe man das Wasser auf natürliche Weise ansteigen und absinken, würde jetzt kein Wasser in den Kanälen sein, und später würde Ihr Schiff und die Zelte im Wasser stehen. Desgleichen zahlreiche Gebäude der Stadt.«
»Ist das der Grund, warum die Gebäude rund sind und in der unteren Ebene nur Eingänge, aber keine Fenster haben?«, fragte Bethany. »Damit im Falle einer Überflutung die Eingänge wasserdicht verschlossen und die Räume im Inneren trocken gehalten werden können?«
»Wenn ich Ihre Bedeutung verstehe, ja, das ist der Grund für die runden Formen der Gebäude. Aber nicht so sehr, um unsere Besitztümer trocken zu halten. Als Amphibien haben wir in unserem Leben nur wenige Orte,
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