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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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dachte, du hättest sie schon vor Jahren auswendig gelernt.«
    »Habe ich. Ich hoffte Anleitung darin zu finden.«
    »Anleitung wofür?«
    »Ich kam heute Abend mit dem Ministerpräsidenten zusammen. Und ich erfuhr, warum er mich sprechen wollte.«
    »Warum?«
    Whitlow skizzierte die Einzelheiten seines Gesprächs mit Gareth Reynolds und den Marineoffizieren.
    »Wirst du ihnen die Codes geben, Onkel?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du glaubst doch nicht, dass die Regierung die Discovery gegen die Erde einsetzen würde, oder?«
    Er sah sie an, und zum ersten Mal fiel Bethany auf, wie alt ihr Onkel war. Es war, als wäre er in einer einzigen Nacht zwei Jahrzehnte gealtert. »Um die Wahrheit zu sagen, nein. Für alle von uns, die sie nie gesehen haben, ist die Erde ein Ort der Legende und des Zaubers. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Altaner wissentlich die Mutter der Menschheit schädigen würde.«
    »Worin siehst du dann das Problem?«
    »Es handelt sich um die geringfügige Angelegenheit des Eides, den ich leistete. ›Clarence, mein Sohn‹, sagte mein Vater zu mir, wir Kolonisten sind Eindringlinge auf dieser Welt. Wurzellose Fremde, die inmitten einer natürlichen Umwelt leben, die sie nicht verstehen und von der sie wenig wissen, vollkommen abgeschnitten von den anderen Menschen. Um zu überleben, benötigen wir ein Ideal, ein festes Fundament, auf dem wir bauen können. Die Erde liefert uns dieses Ideal. Sie ist unsere Vergangenheit. Sie hat uns geformt und zu dem gemacht, was wir sind. Noch über fünfhundert Lichtjahre unüberbrückbaren Raums ruft sie uns zu.
    Du wirst der einzige Repräsentant der Erde auf dieser Welt sein, mein Junge. Es wird eine Zeit kommen, da jemand von dir verlangen wird, dass du deinen Idealen zuwiderhandelst und etwas tust, das nicht im besten Interesse jener fernen Heimat liegt, die du nie gesehen hast. Die Gründe dieser Leute werden gut, vernünftig und logisch sein. Du wirst versucht sein, ihnen nachzugeben. Mein Rat ist, Clarence, alle derartigen Appelle an die Logik zu ignorieren. Verlasse dich stattdessen darauf, was nach deinem besten Wissen und Gewissen recht ist, und vor allem, bleib deinem Erbe treu.‹«
    Whitlow blickte zu seiner Nichte auf. Seine Augen waren nass und spiegelten das Licht. »Mein Vater lag auf dem Sterbebett, als er diese Worte sprach. Ich sagte ihm, dass er auf mich zählen könne.«
    »Dann wirst du ihnen die Codes nicht geben?«, fragte Bethany.
    »Ich weiß es nicht. Die Logik sagt mir, dass ich auf Nummer sicher gehen und ablehnen sollte. Schließlich trägt selbst einer unserer antiquierten Kreuzer genug Vernichtungswaffen, um eine Welt zu sterilisieren. Wie, wenn diese Welt die Erde sein sollte? Es ist nicht so, dass ich Alta an der Rückkehr in den interstellaren Raum hindern wollte. In diesem System gibt es Dutzende von Schiffen mit funktionsfähigen Springersystemen. Sie könnten den Raum jenseits des Faltpunktes erforschen und dann über die Verhältnisse dort berichten. Jedenfalls würde ich dann einige Daten haben, auf die ich meine Entscheidung gründen könnte.«
    »Du scheinst unschlüssig, Onkel.«
    »Meinst du?«, fragte Whitlow mit einem ironischen Lachen.
    »Vielleicht scheint es so, weil ich es bin. Das Problem besteht darin, dass ich meinen Entschluss fassen muss, ohne harte Fakten als Entscheidungshilfe zu besitzen. Ich korrigiere mich!
    Wie der Ministerpräsident mir heute Abend mehrmals sagte, haben wir eine unbestreitbare Tatsache – die Conqueror war praktisch zerstört, bevor sie in dieses System eintrat. Anscheinend hat die Pax Terra aufgehört zu existieren und die Erde liegt wieder im Krieg. Wie, wenn meine Weigerung bedeutete, dass der Erde in der Stunde der Not unsere Hilfe versagt bleiben würde?«
    Ein unerfreulicher Gedanke ging Bethany durch den Sinn. Sie überlegte kurz, dann entschied sie, dass es gesagt werden musste. »Vielleicht hat die Erde sich verändert, Onkel. Mehr als ein Jahrhundert ist vergangen. Vielleicht ist sie nicht mehr derselbe Ort, dem unsere Vorfahren Treue geschworen haben. Angenommen, die Zentralregierung wurde gestürzt, und irgendein nachgeborener Dschingis Khan hat die Macht an sich gerissen.«
    »Meinst du, ich hätte diese Möglichkeit nicht erwogen? Aber der Gedanke scheint unserer Regierung noch nicht gekommen zu sein. Oder wenn doch, sagt sie es aus politischen Gründen nicht. Was mich zu meinem Problem zurückbringt. Es gibt einfach nicht genug Daten, auf deren Basis eine

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