Der Antares-Krieg
Als Wilson und Drake eintraten, stand der Admiral auf und kam um den Schreibtisch, die Ankömmlinge zu begrüßen. Seine plötzliche Aktivität ließ den weißhaarigen Mann frustriert in seinem Vortrag verstummen.
»Ah, Richard, schön, dass Sie so schnell gekommen sind. Darf ich Sie mit Professor Mikhail Pianovich bekannt machen, dem Dekan der astronomischen Fakultät an der Universität Homeport.« Dardan nahm Drake beim Arm und führte ihn zu dem Vortragenden. »Der Professor erläutert gerade, was über die Antares-Supernova bekannt ist.«
»Sehr erfreut, Professor Pianovich«, murmelte Drake und gab ihm die Hand.
»Ganz meinerseits, Captain.«
Darauf nahm Dardan ihn wieder beim Arm und geleitete ihn zu einem Mann, der auf einer Couch gegenüber dem Schreibtisch zurückgelehnt mit einem Glas in der Hand saß.
»Ich glaube, Sie kennen Stan Barrett, den Sonderbeauftragten des Ministerpräsidenten.«
»Ja, Sir. Ich lernte Mr. Barrett kennen, als ich vor zwei Jahren als Verbindungsoffizier der Marine zum Parlament diente. Aber ich weiß nicht, ob er sich an mich erinnert.«
»Selbstverständlich erinnere ich mich an Sie, Drake«, sagte Barrett. Er streckte ihm die Hand hin, ohne von der Couch aufzustehen. »Ich glaube, zuletzt hatten Sie den Job, den Fünfjahresplan für die Kosten der Flottenoperationen auszuarbeiten. Damals nagelten wir über dem ehrenwerten alten Jon den Sargdeckel zu, nicht?«
»Wir waren jedenfalls erfolgreich«, erwiderte Drake. Der Ehrenwerte Jon ‹ , auf den Barrett sich bezog, war der Ehrenwerte Jonathan Carstairs, Führer der Konservativen und kein Freund von hohen Flottenbudgets.
Barrett lachte. »Talentiert, bescheiden und vorsichtig! Das gefällt mir, Captain. Ich glaube, unser Admiral hat den richtigen Mann ausgesucht.«
»Sparen Sie sich das für später«, sagte Admiral Luis Dardan.
»Setzen Sie sich, Captain Drake. Lassen wir Professor Pianovich seinen Vortrag beenden.«
»Ja, Sir.«
Pianovich wandte sich daraufhin wieder der Projektion zu und zeigte auf einen rötlichen Stern mit einem kleinen bläulich weißen Punkt in der Nähe. »Wie ich sagte, Admiral, ist Antares, auch als Alpha Scorpius bekannt, ein Überriese, dessen Masse das Zwanzigfache von Valeria ausmacht und dessen Durchmesser vierhundertmal so groß ist. Antares ist ...« Pianovich brach ab und lächelte verlegen. »Antares war ein Stern der Klasse MO, der einen Begleiter der Spektralklasse A3 besaß. Die Projektion zeigt beide Sterne. Sterne der M-Klasse sind in ihrer Farbe rötlich bis rotorange, was auf ihre Oberflächentemperaturen zurückzuführen ist, die zwischen 2600 und 3500 Kelvin betragen. Der Name ›Antares‹ kommt aus dem Griechischen und bedeutet ›Gegner von Ares‹.«
»Was ist ein Ares?«, fragte Barrett.
»Ich glaube, Sir«, sagte Pianovich, »dass es ein Hinweis auf die rötliche Farbe von Sol IV ist, von der Erde aus gesehen.«
»Ich dachte, Sol IV heißt Mars.«
»Die Griechen nannten ihn Ares, nach ihrem Kriegsgott. Mars ist der Name des römischen Kriegsgottes. Beide sind im übrigen identisch. Nun, wenn ich fortfahren darf, Sir ...«
»Verzeihung«, sagte Barren, ohne sich im Mindesten um Aufrichtigkeit zu bemühen.
»Vor zwei Monaten veränderte sich Antares – ziemlich dramatisch.« Die Projektion wurde ausgewechselt, und anstelle des roten Sterns mit dem bläulich weißen Punkt daneben sah man jetzt den blendenden Lichtpunkt, den Drake und Wilson zehn Minuten zuvor über den Bergen hatten aufgehen sehen. »Die Veränderung ist natürlich auf den Supernova-Ausbruch des Antares vor einhundertzwanzig Jahren zurückzuführen. Da die Entfernung von Antares zu Valeria einhundertfünfundzwanzig Lichtjahre beträgt, erreicht uns die Wellenfront zum jetzigen Zeitpunkt. Unsere Analysen sind noch nicht vollständig, aber es scheint, dass Antares die größte Supernova ist, die wir je registriert haben.«
»Größer als die Supernova von 1054 im Sternbild Krebs?«, fragte Wilson.
»In Wirklichkeit explodierte jener Stern ungefähr um 4000 vor unserer Zeitrechnung, Admiral. Die Lichterscheinung wurde aber am 4. Juli 1054 auf Erden von chinesischen Astronomen beobachtet. Die Supernova war dreiundzwanzig Tage lang tagsüber bei Sonnenschein sichtbar und danach noch zwei Jahre bei Nacht. Um Ihre Frage zu beantworten: die Antares-Supernova ist weitaus größer!«
»Verstehe.«
»Ich hebe den Unterschied nicht hervor, um pedantisch zu sein, Sir«, erklärte Pianovich mit steifer
Weitere Kostenlose Bücher