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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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ich hab verstanden.«
    » Gut. Dann diktiere ich dir jetzt eine Handynummer, die du morgen Nacht anrufst, kurz bevor es soweit ist. Dazu benutzt du das Handy, das ich dir rechtzeitig zukommen lasse. Es verfügt über eine Kamera. Denn: Ich will dich dabei sehen. Hast du mich verstanden?«
    » Ja.«
    » Ich will sehen, wie du es tust. Zu so einer Heldentat bekommt nicht jeder die Gelegenheit. Du kannst morgen um diese Zeit etwas Großes tun, und ich werde dafür sorgen, dass deine Schwester dir das nie vergisst. Versprochen.«
    Mit zittriger Hand notierte sich Michelle die Handynummer mit Kuli auf ihren Unterarm. Sie hörte, wie die Stimme sagte: » Bevor du dir den Strick um den Hals legst, rufst du diese Nummer an. Hast du verstanden?«
    » Ja!«
    » Und lass mich nicht warten. Ich kann warten nicht ausstehen. Dann werde ich sehr wütend und habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich verlasse mich auf dich, dass ich nicht umsonst warte. Und deine Schwester verlässt sich auch auf dich. Sie bedeutet dir doch mehr als dein eigenes Leben, oder nicht?«
    » Ja. Geht es ihr gut?«
    Michelle hob den Blick. Er fiel auf das gerahmte Foto, das inmitten der Keramikschafherde stand. Leonie im Turnanzug. Glücklich grinsend auf dem Siegertreppchen, während sie gerade die Goldmedaille umgehängt bekam.
    » Ja. Sie will nur nach Hause.«
    » Bitte, tun Sie ihr nichts.« Michelle konnte nicht mehr. Sie weinte los. Die Tränen flossen ihr über die Wangen. Bitte! Wer kam, um sie aus diesem Albtraum zu befreien?
    » Ich wünsche dir eine gute Nacht!«
    Der Anrufer legte auf.
    Oben im Zimmer surrte erneut Michelles Handy. Das musste Louis sein. Schluchzend lauschte sie, bis das Geräusch erstarb.

9 . MAYA
    Weiße Nebelschwaden stiegen vom feuchten Waldboden auf. In den frühen Morgenstunden hatte es geregnet. Jetzt kam die Sonne hinter dem Wolkenschleier hervor, brach durch die Kiefernwipfel und warf ihr Licht auf Mayas blondes Haar, das sich in Strähnen über das dunkelgrüne Moos verteilte. Sie lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und ruhte sich aus. Nur einen Moment. Ihre Wange war über Nacht stark angeschwollen. Neben ihr stand ein zerbeulter Tiegel, gefüllt mit frischem Wasser aus dem Bach. Der Schneematsch war längst im Boden versickert. Aus dem Unterholz flatterte gurrend eine Taube Richtung Himmel. Widerwillig öffnete Maya die Augen und schleppte sich zurück zur Höhle, wobei sie aufpasste, kein Wasser aus dem Tiegel zu verschütten.
    Eine halbe Stunde später loderte vor der Höhle ein ansehnliches Feuer. Maya brauchte kochendes Wasser, um ihr » Gerät« zu sterilisieren.
    Sie hatte keine andere Wahl. Sie musste die Sache durchziehen. Irgendwie würde sie den Zahn schon aus dem entzündeten Kiefer bekommen.
    Wieder eine halbe Stunde später saß sie im Inneren der Höhle, an die felsige Wand gelehnt, die Hacken fest im Boden verkeilt. Mit der linken Hand hielt sie den Metallgriff ihres Klappmessers gegen den Backenzahn, mit der rechten umklammerte sie einen faustgroßen Stein. Ihren Teddy Lukas hatte sie gegenüber auf dem Baumstumpf platziert, um sich voll auf seine schwarzen Knopfaugen konzentrieren zu können.
    » Okay.« Maya atmete aus. » Gleich wird es mit mir oder diesem verdammten Zahn vorbei sein.«
    Lukas blickte sie freundlich an.
    Maya ließ die Arme wieder sinken. » Vermutlich wird es eher mit mir zu Ende sein.«
    Neben ihr flackerte die Fackel. » Oder sollte ich einfach runtergehen nach St. Golden? Niemand weiß, dass ich noch am Leben bin. Und wenn mich doch einer von denen erkennt, ist es ihm nach all den Jahren vielleicht egal. Stell dir das mal vor!«
    Lukas schien die Stirn zu kräuseln.
    » Wahrscheinlich haben die mich längst vergessen. Oder es gibt überhaupt keine Widerwärtigen. Hast du dir das mal überlegt? Vielleicht war mein Vater ja irre? Hast du je wieder was von einem gefesselten Mädchen auf einem Hochsitz gehört?«
    Im flackernden Licht sah es so aus, als würde Lukas mit seinen Plüschschultern zucken.
    » Dir ist das also egal, ja? Na toll! Nur mal zur Erinnerung: Ich habe dich all die Jahre mit durchgeschleppt. Da könntest du ruhig mal ein bisschen Mitgefühl zeigen.« Maya schloss für einen Moment die Augen. Pochend kehrte der Schmerz zurück. Es tat so weh. Wenn sie jetzt nicht den Zahn herausbrach, war es zu spät. Dann würde die Entzündung sie umbringen. Sie öffnete die schweren Lider.
    Lukas verzog keine Miene.
    Am liebsten hätte Maya geweint.
    » Reiß dich

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