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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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genau zu sein, sucht die halbe Stadt nach dem Mädchen.« Heidi legte den Rückwärtsgang ein und holperte den Berg Richtung Stadtzentrum runter. » Ich schlage vor, wir gehen noch mal den Weg ab, den Leonie genommen haben muss, sollte sie von der Turnhalle nach Hause gelaufen sein. Was ich allerdings bezweifle. Von der Turnhalle bis zu ihrem Elternhaus sind es vierhundert Meter, dreihundert davon führen über die Fußgängerzone. Nachmittags auf dieser Strecke unbemerkt zu verschwinden, wäre eine echte Glanzleistung. Außerdem lagen ihre Kleider feinsäuberlich zusammengelegt in der Umkleidekabine. In Turnanzug und Schläppchen wird sie bei dem Wetter wohl kaum freiwillig auf die Straße gegangen sein.«
    » Du gehst also davon aus«, Henner schob die Kapuze von den regennassen Haaren, » dass sie von jemandem mitgenommen wurde?«
    » Na ja…« Heidi klickte die Scheibenwischer an. » Ganz ehrlich. Ich kann mir nicht erklären, wo sie sein sollte. Sämtliche ihrer Freundinnen wurden bereits erfolglos abtelefoniert. Die Trainerin erinnert sich nicht, dass sie überhaupt wieder zurück in die Halle gekommen ist, nachdem sie auf die Toilette gegangen war.«
    » Da hat sie sich nicht gewundert und mal nachgesehen?«
    Heidi zuckte mit den Schultern. » Morgen hat die Mannschaft ein Turnier, da war die Trainerin wohl vollkommen von ihrem Ehrgeiz vereinnahmt.«
    » Und keinem der Mädchen ist jemand Fremdes in der Nähe der Halle aufgefallen? Hast du schon mit dem Hausmeister gesprochen?«
    » Der sagt, er war drüben in der Schule und hat was an den Heizungen repariert.« Heidi bog mit dem Hinterteil des Volvos in eine Einfahrt ein und schoss dann vorwärts um die Kurve. Kurz vor dem Rathausplatz bremste sie ab und quietschte rechts den Hang wieder rauf. Der Schneeregen wurde immer heftiger. Die Scheibenwischer fegten über die Windschutzscheibe. Ihr Blick ruckte herüber zur roten Digitalanzeige. Seit knapp fünf Stunden war Leonie jetzt schon verschwunden. Eine lange Zeit für ein kleines Mädchen, das längst im Bett liegen und süß träumen sollte.
    Henner strich sich nervös über den Vollbart, der aussah wie das letzte Fitzelchen Rebellion aus seiner Studentenzeit. » Ich will keinen verrückt machen. Aber vor sieben Jahren ist schon mal ein Mädchen in Leonies Alter exakt auf diese Weise verschwunden. Ist mitten in der Turnstunde auf die Toilette gegangen und kam nicht zurück. Fünf Tage später wurde sie tot am Fuß eines Hochsitzes im Wald entdeckt. Sie hatte versucht, sich aus ihrem Gefängnis zu befreien, und war, an Händen und Füßen gefesselt, abgestürzt.«
    Heidi blickte ihren Kollegen irritiert an. » Und das erfahre ich erst jetzt?«
    Henner zog es offenbar vor, gar nicht auf ihre Frage zu antworten. » Jeder hier kennt die Geschichte. Sie ist ein ganz düsteres Kapitel von St. Golden. Bis heute haben sich die Leute nicht davon erholt. Besonders nicht die betroffene Familie. Der Vater hat sich erhängt, noch bevor das Mädchen überhaupt gefunden wurde. Die Mutter ist seitdem schwer alkoholabhängig und der sechzehnjährige Sohn hat ein Verfahren wegen Körperverletzung laufen.«
    » Wow!« Heidi umklammerte das Lenkrad. » Gut, dass ich davon auch mal in Kenntnis gesetzt werde. Ich habe mich schon gewundert, warum die halbe Stadt auf den Beinen ist, um nach der Kleinen zu suchen.«
    Henner starrte seine Kollegin an. » So was will hier keiner noch mal erleben. Damals hat man über ein Jahr lang kein Kind mehr allein auf der Straße gesehen.«
    Heidi räusperte sich. » Wurde der Täter gefasst?«
    » Nie.« Henner nestelte in seiner Jackentasche herum und zog eine Elektrozigarette hervor, an der er nervös zu ziehen begann. » Wenn du mich fragst: Ich habe ein ganz ungutes Gefühl. Ungefähr hier.« Er zeigte auf seinen Bauch unter der Regenjacke. » Da krampft sich gerade alles zusammen. Meinst du nicht, wir sollten den Wald durchkämmen lassen?«
    » Da könnte sie überall sein. Lass uns lieber da anfangen zu suchen, wo sie verschwunden ist, bevor wir jeden Tannenzapfen umdrehen.« Heidi polterte quer über die Kante vom Bürgersteig und quetschte ihren Volvo zwischen zwei windschiefen Fachwerkhäusern hindurch. » Warum wurde der Täter nie gefasst?«
    » Keine Ahnung. Das war vor meiner Zeit als Ermittler.« Henner klang etwas verschnupft. » Schätze, unsere Kleinstadtpolizei war zu blöd, den Fall zu lösen.«
    » Leonie wusste also auch von dem Fall, was?« Heidi lächelte

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