Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition)
Autoren: Alexa Hennig von Lange
Vom Netzwerk:
nicht mehr genau. Inzwischen hat sich das alles in mir zu einem einzigen schweren Klumpen zusammengezogen. Außerdem haben die mir damals bestimmt nicht alles gesagt, was sie wussten. Ich war doch erst neun Jahre alt.«
    » Oh Gott!« Michelle biss sich auf die Lippen. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. » Es ist so… so irreal.«
    Louis wusste nur zu gut, was sie gerade durchlitt. Die Angst. Die Hilflosigkeit. Das Bangen. Das Hoffen. Das Beten. Nur die bodenlose Trauer, wenn alles nichts genützt hatte, die kannte sie noch nicht, und er wünschte, sie würde sie auch niemals kennenlernen. Damals, genau vor einem Jahr, als sie sich zum ersten Mal beim Tanzen auf der Schulparty geküsst hatten, wäre er nie darauf gekommen, dass sie schon bald so ohnmächtig beieinander sitzen und– wie es aussah– das gleiche entsetzliche Schicksal teilen würden.
    Im Gegenteil. Sie hatte ihn aus seiner Verlorenheit gerettet.
    Mit zitternden Fingern strich er Michelle eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Jetzt wollte er stark sein für sie. » Hey, Nini kommt bestimmt wieder. Warum sollte ihr das Gleiche passieren wie Isabel? Das ist doch absurd!« Obwohl er selbst nicht an seine Worte glaubte, klangen sie doch ernst und aufrecht, als er sagte: » Am Ende gibt es für all das eine ganz plausible Erklärung.«
    » Die Polizei sieht das aber anders. Die sagen, jede Stunde, die ein Kind länger vermisst wird, bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass es einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist und dass man den Täter nicht rechtzeitig ausfindig macht. So sagen die das.« Michelle schluchzte erneut los und wischte sich mit dem schweinchenrosa Frotteeärmel über die Augen. » Ich kann nicht mehr, Lou. Ich habe solche Angst! Wer weiß, was der kleinen Maus gerade angetan wird…«
    » Schschscht!« Louis stand auf, nahm Michelles Gesicht in beide Hände, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie auf die Stirn. » Ich werde nach ihr suchen. Versprochen. Wir alle werden nach ihr suchen. Halb St. Golden war gestern Abend bis spät in der Nacht auf den Beinen und heute werden sie weitersuchen und jeden Stein umdrehen. Denk nicht an das Vergangene.«
    » Lou…« Michelle blinzelte die Tränen weg. » Verzeih, dass ich dich frage, aber… aber war Isabel schon tot, als dein Vater sich…«
    Louis schüttelte den Kopf. » Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Die Sache von damals hat nichts mit dieser hier zu tun. Glaub mir, Nini wird wieder nach Hause kommen und…,« er holte tief Luft, » und wenn deine Eltern dann mit ihr zum nächsten Gymnastikturnier weg sind, vernasch ich dich. Komplett mit Sprühsahne verziert.«
    Michelle lächelte unter Tränen. » Okay. Das klingt gut. Bis dahin habe ich mir dann auch wieder meine Nägel frisch lackiert.« Sie hielt ihre zitternden Hände hoch. » Aber sag mir bitte: War Isabel schon tot?«
    Bevor Louis antworten konnte, rief Sarah von der Terrassentür aus, mit einer Stimme, in der Panik mitschwang. » Michelle, bist du da draußen? Die Polizei ist da.«
    » Ich komme gleich, Mama!« Michelle stand nun auch auf und blieb dicht vor Louis stehen. Langsam öffnete sie ihren flauschigen Gürtel. Dann den Bademantel. Darunter war sie nackt. Noch nie hatte sie so vor ihm gestanden. Warm und duftend, sodass er trotz der verzweifelten Lage tief in sich die Erregung aufsteigen spürte. Was hatte sie vor?
    Sie flüsterte: » Lass es uns jetzt tun. Bitte.« Hungrig küsste sie Louis auf den Mund, während ihr die Tränen über die Wangen, den Hals und die Brüste liefen. » Bitte!«
    Mit den Fingerspitzen strich er behutsam über ihre nackte Haut. Das war verrückt, es jetzt zu tun! Und doch küsste er ihren Hals und drückte sein Gesicht in ihr duftendes Haar. Es war schwer, nicht zu stöhnen. » Ich werde nicht zulassen, dass du traurig bist. Ich werde Nini finden. Ich verspreche es.«
    Michelle nickte. » Lou, bitte! Ich meine es ernst! Lass es uns tun.« Noch einmal sah sie ihm tief in seine großen, warmen Augen. » Ich liebe dich. Ich möchte es wirklich.«
    » Aber sie warten da drüben auf dich.«
    Michelle öffnete Louis Gürtel, dann die Knöpfe seiner Jeans. » Wir können uns ja beeilen.«
    » Im Stehen?« Louis lächelte sie verwirrt an. Was ging hier vor sich? » Bist du sicher?« Solange hatten sie auf diesen Augenblick gewartet und nun sollte es einfach hier im Schuppen passieren?
    » Ganz sicher.« Michelle hob ihr nacktes Bein, legte es um seine Hüfte und drängte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher