Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Mr Bright hatte im Sinne des Allgemeinwohls seiner Stellung enthoben werden müssen.
»Wie dem auch sei, es kann sich als Vorteil erweisen«, sagte er. »Mr Craven hat bei seiner Festnahme einen Polizisten angesteckt – einen gewissen Sergeant Armstrong, der als letzter mit unserem flüchtigen Joker Detective Inspector Cassius Jones zusammengearbeitet hat.«
»Was hatte Mr Craven mit dem Mann zu schaffen?«, fragte Mr Ede, den Mr Dublin im Vergleich zu Mr Dakin bevorzugte. Der schlanke dunkelhaarige Mann war stets makellos gekleidet und von Natur aus still, doch alles, was er sagte, war wohlüberlegt.
»Ich denke, er wollte Jones finden, so wie wir alle.«
»Aber warum?«
»Vielleicht wollte er ihn uns als Geschenk darbringen – um unser Vertrauen zurückzugewinnen und die Gänge suchen zu dürfen.«
Mr Ede zuckte die Achseln, als hielte er das für unwahrscheinlich, wollte jedoch nicht so unhöflich sein, es laut zu sagen. »Vielleicht.«
»Es spielt gar keine Rolle, warum er sich mit Armstrong getroffen hat«, sagte Mr Dublin. »Wichtig ist nur, dass wir darüber vielleicht an Jones herankommen. Ich möchte, dass das Krankenhaus und besonders die Strain- II -Station überwacht werden. Wenn er dort auftaucht, soll er hergebracht werden, verstehen Sie?«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Mr Escobar.
»Gut.« Mr Dublin schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Dann wandte er sich an Mr Dakin. »Und darf ich es Ihren fähigen Händen überlassen, herauszufinden, wo sich der Erste befindet?« In vielerlei Hinsicht war Mr Dakin der natürliche Nachfolger von Mr Craven. Auch er hatte einen unerfreulichen Hang zur Grausamkeit, doch manchmal musste man solche Maßnahmen ergreifen. Mr Dublin war eigentlich zu zimperlich, um jemandem wehzutun, doch hin und wieder blieb einem nichts anderes übrig.
31
Seit der Verhaftung des Todesengels am vergangenen Nachmittag war die Stimmung auf der Polizeiwache von Paddington Green schlecht, und als Dr. Hask Ramseys Büro betrat, starrte der DI in den dunkelgrauen Himmel, der irgendwo in den späten Nachmittag gehörte, jedenfalls nicht zu halb elf Uhr morgens passte. Er war beklemmend und voller dunkler Vorahnungen wie die Atmosphäre in diesem Gebäude. Hask schloss schweigend die Tür und wartete, bis Ramsey sich umdrehte. Ein Blick auf die dunklen Ringe unter seinen Augen genügte, und auch er verlor den Mut.
»Schlechte Neuigkeiten aus dem Krankenhaus?«, fragte er.
Ramsey nickte. »Er ist infiziert. Es geht ihm schon schlecht.« Er sackte in seinem Stuhl zusammen. »Die Ärzte wissen nicht, was für eine Mutation stattgefunden hat, aber unser unbekannter Mörder steckt die Menschen anscheinend mit dem Stadium der Krankheit an, in dem er sich selbst befindet. Die gute Nachricht für den Rest der Welt ist, dass es wahrscheinlich doch kein neuer Erreger ist, aber für uns bedeutet es, dass Armstrong schwer krank ist.«
»Mein Gott.«
»Warum hat er nicht auf die Verstärkung gewartet?«
»Der Fluch der Jugend ist immer aufs Neue die Dummheit«, erklärte Hask, »gepaart mit Mut und Ungeduld.« Er lehnte seinen schweren Körper an die Ecke des Schreibtischs. »Sie kennen die Gründe. Wahrscheinlich haben Sie zu Ihrer Zeit auch mal so etwas getan. Meistens geht es trotzdem irgendwie gut, aber ab und zu hat auch mal einer kein Glück. Es war Armstrongs Entscheidung, ohne Verstärkung da reinzugehen, und weder Sie noch er können das rückgängig machen.«
Ramsey hob den Blick. »Und für diese aufmunternden Worte werden sie so gut bezahlt? Wenn ja, kann ich nur sagen, dass es mir kein bisschen besser geht.«
»
Hierfür
werde ich nicht bezahlt.« Hask lächelte. »Hier geht es nur um Sie und mich – kein dummes Gerede, kein Gehätschel, nur die nackte Wahrheit.«
»Meinetwegen kann es noch so wahr sein, scheiße ist es trotzdem.« Ramsey seufzte schwer.
»Haben Sie noch etwas von Fletcher gehört?« Hask fühlte sich wegen Armstrong auch schlecht, aber es stimmte, was er gesagt hatte. Sie konnten nichts für ihn tun. Aber immerhin konnten sie mit ihrer eigenen Arbeit fortfahren, die durch die Ereignisse des Vortages ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden war.
»Ja.« Ramsey setzte sich gerade hin. »Er hat auf mehreren Wegen versucht, etwas über Castor Bright zu erfahren, aber ohne Erfolg. Nada.«
»Er hat nichts rausgefunden?«
»So kann man das auch nicht sagen. Er hat rausgefunden, dass man ihm die Tür vor der Nase zumacht. Auf höchster Ebene. Diesen
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