Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Bright gibt es wirklich, aber keiner will über ihn reden. Niemand, kein Wort.« Er runzelte die Stirn. »Schon merkwürdig, oder? Wer
ist
dieser Mann? Und wenn er ein so hohes Tier ist, warum interessiert er sich dann für einen wie Cass Jones?«
»Ist doch immer wieder schön, wie sich eins ins andere fügt, nicht wahr?«, sagte Hask. »Ich wünschte nur, ich wüsste, warum. Welches Puzzleteilchen fehlt uns? Armstrong lungert vor Mullins’ Club herum, weil er hofft, Jones auf die Spur zu kommen, und dann kommt unser Todesengel vorbei und sucht ebenfalls nach Cass Jones. Er nennt sich Mr Craven, habe ich das richtig in Erinnerung?«
Ramsey nickte.
»Sagt Ihnen das nichts?«, fuhr Hask fort. »Mr Bright, Mr Craven? Wer stellt sich heutzutage noch als Mister vor? Das ist sehr altmodisch.«
»Sie glauben, Bright und dieser Craven kennen sich?«
»Bright kannte den Fliegenmann, warum also nicht?«
»Und warum sollte er nach Jones suchen?«, grübelte Ramsey. »Mullins hat ausgesagt, er habe mit Cass reden wollen – nicht, dass er aufgeben wollte oder auf dem Sterbebett plötzlich alles bereute. Er wollte
mit
Cass reden. Wollte er ihm vielleicht etwas mitteilen, was Cass gerne wüsste?«
»Hört sich ganz so an. Und wenn er Mr Bright kennt, dann hat die Information vielleicht etwas mit ihm zu tun – oder vielleicht mit Cass’ verschwundenem Neffen?«
»Haben Sie nicht auch manchmal das Gefühl, dass wir hier schwer überfordert sind?«, fragte Ramsey. »Mein Hirn ist zu müde dafür.«
»Kann schon sein – aber alles weist immer wieder auf Mr Bright und Cass Jones hin, finden Sie nicht?« Hask lächelte. »Zum Glück will Ihr Chef, dass ich mit dem Todesengel rede, bevor er das Zeitliche segnet. Ich fahre gleich ins Krankenhaus.«
»Ich komme mit.« Ramsey hievte sich aus seinem Bürostuhl. »Ich besuche Armstrong. Seine Familie ist auch schon da – natürlich völlig am Ende.« Er starrte wieder in den grauen Tag hinaus, als er seinen Mantel anzog. »Es wäre einfacher gewesen, wenn das Schwein eine Kugel abbekommen hätte – einfacher für uns alle.«
»Vor allem für Armstrong«, sagte Hask. Danach gab es nichts mehr zu sagen.
Nachdem er zweimal beinahe über den Mittelstreifen geschwenkt war, fuhr Cass auf einen Rastplatz, um fünf Minuten die Augen zuzumachen. Er konnte sich nicht vorstellen zu schlafen; die Mischung aus Adrenalin und Angst, geschnappt zu werden, sollte reichen, um ihn wach zu halten. Doch dann war es doch schon halb elf, als er aufwachte. Er fror, hatte große Schmerzen und war verwirrt, weil er hinterm Lenkrad saß. Seine Schulter tat so weh, dass er rasch wieder richtig wach war. Er sah aus dem Fenster. Er war über zwei Stunden weg gewesen – keine Träume, keine Geister, nur der Schlaf der Toten. Die zuvor ruhige Autobahn war jetzt voll.
Er zündete sich zum Frühstück eine Zigarette an und stellte den Motor an, um den Wagen zu heizen. Auch das Radio sprang an und Cass schaltete vom Musiksender zu den Nachrichten, ehe er eine neue Runde Schmerzmittel einwarf und sich noch mal zurücklehnte, damit der Schmerz in seiner Schulter zu einem milden Pochen verebbte. Er lächelte ein wenig, als er die Nachrichtensprecherin sagen hörte, dass verschiedene Firmen in der Londoner City noch immer mit den Folgen der Aktieneinbrüche zu kämpfen hatten.
»Noch immer werden neue Details zu den Ursachen des ungeheuren Vertrauensverlustes in einige der stabilsten Unternehmen auf dem heutigen Aktienmarkt bekannt«
, sagte sie, und Cass schloss kurz die Augen. Dijan Maric würde lächeln, so wie Brian Freeman, der hinter einem verschachtelten Netzwerk versteckt mit dem Durcheinander an den Märkten ein Vermögen gemacht hatte.
»Wie jetzt bekanntgegeben wurde, handelt es sich bei dem Polizisten, der gestern bei der Verhaftung des Serienmörders, der in der Presse ›Todesengel‹ heißt, angegriffen wurde, um Sergeant Toby Armstrong, sechsundzwanzig, von der Polizeiwache Paddington Green. Detective Chief Inspector Hugo Heddings lobte den Mut des Sergeant und bestätigte, dass Sergeant Armstrong ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Sein Zustand ist ernst. Die Polizei machte noch keinerlei Angaben zum Zustand des Verdächtigen, der bisher nur als Craven identifiziert wurde und ebenfalls im Krankenhaus liegt. Die Verhaftung wurde in dem Nachtclub Moneypenny’s am Piccadilly Circus in London vorgenommen.
Wie die Polizei bestätigte, war der Besitzer des Clubs, Mr Arthur Mullins, zur
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