Der Atem der Apokalypse (German Edition)
immer wieder auf Mr Bright und das Netzwerk hinaus. Cass lächelte grimmig in sich hinein. Wenn er sich das Durcheinander hier ansah, konnte es in Dr. Cornells Fall auch die Stadtverwaltung sein.
»Was hat Sie an meinem Vater so fasziniert?«, fragte er.
Der Professor setzte sich in den Sessel unter den Bildern der Männer, die sie beide in ihren Bann schlugen und nahm einen Schluck von seinem Drink. »Warum fasziniert Sie meine Faszination?«
Sein Blick war scharf. Der Besuch entpuppte sich als schwieriger, als es Cass angesichts der verwahrlosten Zustände erwartet hatte. Dr. Stuart Cornell war nicht der Spinner, für den er ihn gehalten hatte, und völlig verrückt war er auch nicht. Offenbar konnte er noch mühelos klar denken. Andererseits litt er unter Verfolgungswahn – auch wenn er noch so begründet war, wie Cass wusste – und durfte nicht noch weiter über den Rand getrieben werden.
»Hatte es mit seiner Verbindung zu diesem Mann zu tun?« Cass holte eins seiner eigenen Fotos heraus, auf dem seine Eltern mit Castor Bright posierten. »An dem Mann, mit dem Sie Ihre Wand tapeziert haben?« Das Bild war noch vor seiner Geburt in Südafrika aufgenommen worden. Cass hatte es in dem Umschlag gefunden, den Christian in ihrem Elternhaus für ihn hinterlassen hatte. Die drei standen unter einem Schild, auf dem SOLOMON AND BRIGHT MINING CORPS stand.
Dr. Cornell wollte nach dem Foto greifen, doch Cass hielt es fest. Ein manischer Funke leuchtete plötzlich in den Augen des Mannes und Cass bezweifelte, dass er ihm das Foto je wiedergeben würde, wenn er es erst in den Fingern hatte. Als Kompromiss hielt er es dem Professor nahe genug hin, dass er es sich ansehen konnte, bevor er es wieder einsteckte.
»Nichts ist wahr«, sagte Dr. Cornell schließlich und lehnte sich zurück. »Die Welt steht kopf.«
»Was wissen Sie über Mr Bright und das Netzwerk? Warum interessieren Sie sich so für meine Familie?«
»Sie haben Sie echt abgezogen, stimmt’s?« Dr. Cornell lachte leise. »Ich habe zugeguckt.«
»Aber wer sind
sie
?«
Dr. Cornell hob das Glas und ließ die Hand wieder sinken, ohne getrunken zu haben. Dann lief er auf den wenigen Quadratmetern frei geräumten Bodens hin und her. Er war sichtlich in Aufruhr.
»Die Dinge haben sich geändert. Seit der da verschwunden ist.« Er zeigte fuchtelnd auf den Unbekannten zwischen Mr Bright und Mr Solomon. »Die ganze Welt hat sich verändert, spüren Sie das? So viel Fortschritt, und doch fühlt es sich an, als würde alles zusammenbrechen, nicht wahr?«
Cass zuckte die Achseln, als Dr. Cornell ihn anstarrte, weil er eine Antwort erwartete.
»Ich glaube, es liegt daran, dass sie sich voneinander lösen. Sie haben noch nie über sich selbst hinausgesehen, jedenfalls nicht so, wie bei Ihrem Vater und Ihrer Mutter.«
»Und was war mit meinem Vater und meiner Mutter?« Er musste versuchen, Dr. Cornells Gedankengang zu folgen.
»Sie konzentrieren sich auf die Details.« Dr. Cornell schüttelte mehrmals hektisch den Kopf. »Ganz falsch. Sie müssen sich den Wald ansehen, nicht die Bäume.«
Cass fragte sich, wie ein Mann, der so lebte, der von Details so besessen war, eine solche Bemerkung machen konnte.
»Die Sache ist die, dass mir der Wald egal ist – das große Ganze, also offenbar das, was Sie
dazu
gebracht hat.« Cass zeigte auf die Haufen von Informationen im Raum. »Mr Bright hat mir etwas weggenommen und ich will es wiederhaben. Und wenn ich schon dabei bin, will ich ihn und seine Bank ein bisschen fertigmachen. Was ich wissen will, und ich glaube, dass Sie mir in dieser Hinsicht helfen können, ist, warum ihm so viel an meiner Familie liegt. Sie haben sich meinem Vater eine ganze Weile geradezu aufgedrängt, und doch bin ich mir sicher, dass es dabei gar nicht wirklich um ihn ging, oder?« Cass sprach ruhig und behielt Dr. Cornell im Blick, damit der Mann bei der Sache blieb.
Das schien auch zu funktionieren.
»Keine Ahnung, warum es ausgerechnet
Ihre
Familie sein musste. Damals hatten mir noch zwei Leute bei den Nachforschungen geholfen, die aber mittlerweile weg sind.« Seine Miene verfinsterte sich. »Wir wussten, dass sie jemanden suchten – jemand Bestimmten. Sie suchten schon sehr lange, seit nämlich der in der Mitte nicht mehr auftauchte. Früher waren auch schon andere verschwunden, aber das war anders. Danach wurden sie aktiver.« Er zeigte mit dem zuckenden Finger auf Cass. »Ich habe versucht, Ihren Vater zu warnen, das können Sie
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