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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Dr. Cornell. Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen über jemanden stellen.«
    »Das ist doch nur ein Trick, damit Sie ins Haus kommen und mir alles wegnehmen können.«
    »Ehrenwort, Dr. Cornell, ich habe mit der Stadt nichts zu tun.« Das äußere Erscheinungsbild des Hauses ließ auf das Innere schließen. Derjenige, der irgendwann dort aufräumen musste, war nicht zu beneiden. Der Mann war der reinste Messie. Die Schärfe in seiner Stimme deutete an, dass hier jemand verzweifelt einen Sinn in den Dingen suchte, über die er nachgedacht hatte. Unter den einsamen Londonern gab es viele von seiner Sorte – Leute, die nur noch einen Haufen Müll als Gesellschaft hatten. Vielleicht hatte er den langen Weg umsonst gemacht.
    »Über wen wollen Sie denn reden?«, fragte Dr. Cornell in klagendem Ton. »Ich kenne niemanden hier. Mit mir redet doch keiner.«
    Cass konnte sich lebhaft vorstellen, dass die Nachbarn um diesen Schandfleck in ihrer gehobenen Wohnlage einen großen Bogen machten. Es stimmte sicherlich, dass sie nicht mit ihm sprachen, aber genauso sicher hingen sie ständig am Telefon und baten die Stadt, die Polizei, egal wen,
irgendetwas zu unternehmen
.
    »Alan Jones«, erwiderte Cass. Eine junge Frau mit Kinderwagen starrte ihn von der anderen Straßenseite aus an. Er wandte sich wieder der Tür zu, weil er auf keinen Fall auffallen wollte.
    »Hallo?« Als der Mann hinter der Haustür schwieg, knirschte Cass frustriert mit den Zähnen. Diese Verhandlungen dauerten viel zu lange und es passte ihm nicht, dass er die ganze Zeit vor der Tür stehen und sich von Passanten anglotzen lassen musste. Fehlte nur noch, dass jemand die Polizei rief, weil der verrückte Alte von Nummer 29 belästigt wurde.
    »Gehen Sie weg!« Der aggressive Unterton war verschwunden; Dr. Cornell hörte sich jetzt wie ein Schuljunge an, der nicht wusste, ob seine Freunde es ernst meinten oder sich über ihn lustig machten.
    Als Cass sich noch weiter vorbeugte, strömte ihm der Gestank von faulendem Lack und klammem Holz in die Nase. Er konnte hier nicht länger anonym bleiben, dafür war der Mann zu paranoid. »Ich bin der Sohn von Alan und Evie Jones«, sagte er ruhig.
    »Ihr Sohn ist tot, das habe ich gelesen.« Noch mehr Schlurfen hinter der Tür. »Es stand in der Zeitung. Er ist tot. Und seine ganze Familie mit ihm.«
    »Ich bin der andere Sohn. Jetzt lassen Sie mich schon rein – ich brauche Ihre Hilfe.« Er wollte nicht darüber nachdenken, wie tief er gesunken war, dass er schon einen alten Eremiten wie Dr. Cornell anbetteln musste. Er drückte das Ohr an die Tür und lauschte. Falls Dr. Cornell die Polizei rief, blieben ihm höchstens zehn Minuten, um abzuhauen. Sie waren hier in einer reinen Wohngegend und mit seiner verletzten Schulter konnte er ohnehin nicht mehr gut rennen – abgesehen davon, dass er vor einem Suchhubschrauber nicht weglaufen konnte. Falls Dr. Cornell wirklich die Polizei rief, war er am Ende. Dann konnte er nur noch hoffen, dass der Mann als alter Irrer stadtbekannt war und niemand Lust hatte, damit seine Zeit zu verschwenden.
    Die Sekunden vergingen. Schließlich knirschte etwas und ein Riegel wurde auf der anderen Seite aufgezogen. Dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss, Ketten wurden gelöst, bis die Tür endlich einen Spalt breit geöffnet wurde. Cass starrte in das misstrauische blassblaue Auge des Hausherrn.
    »Kommen Sie lieber rein«, sagte Dr. Cornell nach einer ausgiebigen Musterung und öffnete die Tür gerade so weit, dass Cass hindurchschlüpfen konnte. Dann schlug er der Außenwelt die Tür wieder vor der Nase zu und machte sich daran, sich erneut gegen sie abzusichern. Cass ließ den Blick durch den Flur wandern, an dessen Wänden haufenweise mit Papier gefüllte Einkaufstüten und Zeitungsstapel standen.
    »Die habe ich noch nicht durchgesehen.« Dr. Cornell kehrte Cass immer noch den Rücken zu, während er das letzte Schloss verriegelte.
    Cass war überrascht, dass die Lampen brannten und es warm im Haus war; irgendwie zahlte er immer noch seine Strom- und Gasrechnungen. Auch seine äußere Erscheinung entsprach nicht seinen Erwartungen. Die Kleidung war abgetragen, aber sauber und er war glattrasiert. Cass konnte sich nicht vorstellen, wie ihm das inmitten dieses Chaos gelang, aber vielleicht war das Haus in der oberen Etage ganz normal. Das glaubte er jedoch nicht wirklich.
    »Kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer.« Der alte Mann führte ihn durch den Flur. »Sie sollten

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