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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Tisches saß. Hask sah zu; er hatte längst begriffen, dass Armstrong Ramsey nicht ganz über den Weg traute, was man ihm nicht einmal übel nehmen konnte. Charles Ramsey war von Cass Jones’ Schuld ganz offenbar nicht wirklich überzeugt, obwohl Armstrong beeindruckend viel Beweismaterial zusammengetragen hatte.
    Der junge DS tat Hask irgendwie leid. Er fand gerade heraus, dass man nicht immer mit Freundschaft oder Dankbarkeit belohnt wurde, nur weil man das Richtige tat. Viele hochrangige Polizisten wären froh gewesen, wenn Jones gegangen wäre – aber als Frührentner, nicht so. Bei dem Korruptionsskandal hatte man wenigstens noch ein paar anständige Polizisten aufweisen können, aber jetzt sah es so aus, als wäre die Polizei ein Haufen Drogenhändler, Schmiergeldempfänger und Mörder, die sich gegenseitig mit Rachefeldzügen bekriegten. Sie hatten keine andere Wahl gehabt als Armstrongs Informationen nachzugehen, doch viele Kollegen hätten es lieber gehabt, wenn der junge DS sich einfach aus allem rausgehalten hätte, was ihn nichts anging. Tja, Armstrong hatte seinen Job gemacht und jetzt traten sie ihm dafür die Zähne ein. Kein Wunder, dass er Cass noch mehr hasste. Wenn er älter geworden sein würde, würde er vielleicht einsehen, dass sie gar nicht so verschieden waren.
    »Es geht hier nicht nur um den Paddington-Fall.« DCI Heddings wies Armstrong an, sich zu setzen. »Die Informationen, die unser exzellenter – und
sehr
kostspieliger – Herr Doktor uns gleich geben wird, geht an alle Polizeiwachen in der Stadt.«
    Hask wusste, dass das nur die halbe Wahrheit war. Heddings und der Chief Superintendent waren froh, dass Ramsey da war. Mittlerweile vertrauten sie lieber Kollegen von außen als ihren eigenen.
    »Dann fangen wir mal an.« Hask lächelte.
    Heddings schaltete das digitale Aufzeichnungsgerät ein. »Es kann losgehen.«
    »Erst mal die Basics: Wir haben bereits eine Beschreibung des Mannes von denjenigen erhalten, die er angesteckt hat: weiß, schlank, durchschnittlich groß – höchstens 1,80 Meter. Mitte dreißig. Braune Haare, teure Frisur, gut angezogen.«
    »Wir lassen gerade ein digitales Fahndungsfoto erstellen«, sagte Ramsey. »Ich denke, wir können es gleich mit Ihrer Analyse rausschicken. Die Beschreibung trifft leider auf ziemlich viele Männer zu, deshalb sollten wir nicht zu viel erwarten.«
    »Schicken Sie es zu Michaela Wheeler und den anderen Zeugen ins Charing Cross Hospital, wenn es fertig ist«, ordnete Heddings an. »Es soll möglichst genau werden. Wenn Sie die Ähnlichkeit sehen, fällt ihnen vielleicht noch etwas Individuelleres ein, ein Leberfleck oder so.« Er nickte Hask zu, fortzufahren.
    »Seine Einstellung zu Mord ist interessant. Es handelt sich eindeutig um einen Serienmörder – schließlich
hat
er Michaela Wheeler und die anderen Opfer ermordet –, aber im Gegensatz zu anderen Serienmorden waren sie noch am Leben, als er sie verließ. Er hat es nicht nötig, ihren Verfall zu
beobachten
. Den meisten Serienmördern liegt sehr daran, ihre Opfer leiden zu sehen. Das befriedigt sie. Wir kennen Serienmörder, die ihre Opfer tagelang festhalten, bevor sie sie endlich töten. Soweit wir wissen, hat dieser Täter dazu keine Tendenz. Er bewahrt auch keine Erinnerungsstücke auf, was ebenso ungewöhnlich ist. Die meisten Mörder möchten etwas behalten, das ihren Opfern gehörte, um das Ereignis noch einmal Revue passieren lassen zu können, wenn sie allein sind. Ich sehe auch keine sexuelle Motivation für seine Taten. Die meisten Serienmörder ziehen eine sexuelle Befriedigung aus dem, was sie tun.«
    »Und was sagt uns das?«, fragte Ramsey.
    »Er ist ein kalter Fisch. Ohne Leidenschaft. Ich würde sagen, er ist kompetent, aber gleichgültig. Ich wage die Vermutung, dass er einen verantwortungsvollen Beruf hat, am Arbeitsplatz aber recht unbeliebt ist. Trotzdem ist er brutal effizient, denken Sie an die Zweitopfer. Er sieht sie ebenfalls als seine Opfer an, obwohl er ihnen nie begegnet ist und anscheinend auch kein Bedürfnis danach hatte.«
    »Zweitopfer?« Armstrong runzelte die Stirn.
    »Die Menschen, die von seinen Opfern angesteckt wurden: zum Beispiel die Familie von Wheelers Lover. Jeder, der mit jemandem geschlafen hat, den er infiziert hat, oder der dieselbe Spritze benutzt hat, und die Leute, mit denen die wiederum Geschlechtsverkehr hatten, und so weiter und so weiter … Verstehen Sie mich? Genau darum geht es ihm, um die

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