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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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dass sie nicht älter werden?« Der Professor sprang auf und starrte auf die Fotowand. Seine Stimme hatte keine Energie mehr und in der Luft lag eine Stille, wie wenn ein Sturm kurz aussetzte. »Irgendetwas passiert mit ihnen, das uns alle etwas angeht. Vielleicht sterben sie, doch sie altern nicht – außer dem einen in der Mitte. Kurz bevor er verschwand, sah er immer älter aus.«
    Cass dachte an die Begegnungen mit Mr Bright. Er sah genauso aus wie auf den alten Fotos, auf denen er mit seinen Eltern abgebildet war. Dr. Cornell hatte sogar noch wesentlich ältere Aufnahmen und dennoch blieb der Mann mit dem Silberhaar unverändert. Auch die X-Konten enthielten Informationen aus lang vergangener Zeit. Wie alt war Mr Bright wirklich? Die Augen, die ihn von den vielen Fotos an der Wand ansahen, wahrten seine Geheimnisse.
    »Es gibt vier Sätze mit Schriftrollen.« Dr. Cornell drehte sich unvermittelt um. »Sie wurden an vier Orten versteckt, die ihnen etwas bedeuten. In diesen Schriftrollen ist die wahre Geschichte der Menschheit verzeichnet –
unsere
Geschichte. Wenn Sie die Schriftrollen finden«, sagte er, »haben Sie die Lösung.«
    »Aber wo sind sie versteckt? Und wie wollen Sie beweisen, dass es sie wirklich gibt?« Cass trank aus. Leider entwickelten Menschen, die so besessen waren wie Dr. Cornell aufgrund der von ihnen gesammelten Fakten eigene Fantasien. Auch Cass zweifelte nicht an einer Verschwörung, aber was sollte der ganze Mist mit den Geschichten und den Schriftrollen? Vielleicht war es verrückt, vielleicht aber auch nicht, doch wie sollte er das herausfinden? So interessant die Jagd nach der Wahrheit auch sein mochte, Cass ging es in erster Linie darum, Luke zu finden. Alles andere war zweitrangig.
    »Und überhaupt, wer sind Sie eigentlich?« Dr. Cornell runzelte die Stirn, als der Verfolgungswahn, den die Besessenheit mit sich brachte, wieder zum Vorschein kam. »Sie haben keinerlei Beweise dafür erbracht, dass Sie der Sohn von Alan Jones sind.«
    »Das kann ich auch nicht. Ich habe nichts dabei«, erwiderte Cass. »Ich … ich bin auf der Flucht. Das wissen Sie doch? Erinnern Sie sich nicht?«
    »Ich möchte, dass Sie auf der Stelle gehen.« Bosheit funkelte wie Glasscherben im Blick des Professors. »Wenn Sie nicht von der Stadtverwaltung sind – dann gehören sie vielleicht zu
ihnen
. Verschwinden Sie, sofort!«
    Cass zuckte zusammen und stand auf. Dr. Cornell hatte Angst – daher die plötzliche Aggression. Cass hatte einen gesunden Respekt vor der Gewaltbereitschaft von Menschen, die sich fürchteten und aus dem Gleichgewicht geraten waren. Er war körperlich nicht in der Verfassung, es mit einem gesunden alten Mann aufzunehmen, von dem hier ganz zu schweigen. Und Dr. Cornell war nicht gerade klein.
    »Ich gehe schon.« Er hob als Zeichen des Ergebens die Hände. »Darf ich vielleicht wiederkommen? Ich würde gerne noch mal mit Ihnen über alles reden.« Irgendwo in diesem Kram konnte er bestimmt etwas finden, das sich gegen Mr Bright verwerten ließ.
    »Sie kommen nicht von der Stadt.« Dr. Cornell beugte sich weiter vor. »Was wollen Sie hier?«
    »Ich habe nie behauptet, ich sei von der Stadt, Dr. Cornell. Ich bin der Sohn von Alan Jones.«
    »Verlassen Sie mein Haus!« Die Worte flogen Cass in einem Sprühregen aus Speichel um die Ohren.
    Er wartete nicht länger, sondern ging direkt zur Haustür. Während er sich an den Schlössern und Riegeln zu schaffen machte, rechnete er insgeheim damit, dass der alte Professor ihm einen Brieföffner in den Rücken rammte. Doch Dr. Cornell blieb in seinem Arbeitszimmer und sprach mit sich selbst.
    Als Cass endlich vor der Tür stand und den Blick über den verwahrlosten Vorgarten schweifen ließ, gönnte er sich eine Zigarette. Hinter der Haustür hörte er, wie sich der alte Sonderling wieder einbunkerte. Cass blies einen langen Rauchfaden in die kalte Luft und kam zur Ruhe. Er hatte vielleicht nicht die erhofften Antworten erhalten, doch diese Begegnung hatte einige interessante Fragen aufgeworfen und half ihm, seinen Plan weiterzuentwickeln. Und noch etwas war klargeworden: Ohne Hilfe konnte er die Sache vergessen.

6
    »Ich dachte, Ramsey wäre nur wegen des Falls Jones hier?« Sergeant Toby Armstrong zog die Tür des kleinen Konferenzsaals hinter sich zu. »Nichts für ungut, Sir.« Der Sergeant nickte dem Amerikaner, der sich bereits gesetzt hatte, kurz entschuldigend zu. Dann blickte er wieder DCI Heddings an, der am Kopf des

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