Der Atem der Apokalypse (German Edition)
mir glauben. Zum ersten Mal, als ich im Nahen Osten Nachforschungen betrieben habe, aber da hatten sie ihn schon halb geködert. Ich bin sogar nach Südafrika geflogen, konnte aber nicht zu ihm vordringen, weder zu ihm noch zu Ihrer Mutter. Dafür hat Bright schon gesorgt.«
Dr. Cornell kauerte auf der Sessellehne. »Als er nach England zurückkehrte und sich in Capel-le-Ferne niederließ, war mir klar, dass er sich irgendwie mit Mr Bright und seinen Leuten zerstritten hatte. Damals hoffte ich, er würde sich meiner Wahrheitssuche anschließen.« Er knirschte mit den Zähnen. »Ich brauchte jemanden wie ihn, einen Insider – der für mich vielleicht noch einmal zu ihnen zurückgehen würde.« Er seufzte schwer und bedrückt. »So lief es leider nicht. Er wollte nicht einmal mit mir reden – er rief einfach jedes Mal die Polizei, sobald ich im Umkreis von einer Meile bei ihm auftauchte.«
Cass’ Vater hatte einen Handel mit Mr Bright abgeschlossen – er hatte seinen Enkel Luke geopfert, um damals seine kleine Familie zu retten. Es war wenig überraschend, dass Alan Jones sich von Dr. Cornell ferngehalten hatte. Ihm war wahrscheinlich sehr daran gelegen, dass das Gleichgewicht dieser Abmachung nicht gestört wurde, zumal jeder Besuch von Dr. Cornell ihn sicher an sein schreckliches Versprechen erinnerte. Cass schlugen seine gemischten Gefühle auf den Magen. Er war der Meinung, dass Alan Jones wahrscheinlich ein besserer Mensch – oder zumindest ein ehrlicherer – gewesen war, bevor er die Religion entdeckt und allen alles verziehen hatte. Hatte sein Vater jemals begriffen, dass er dabei nur sich selbst vergeben wollte?
»Sie haben mich zerstört.« Dr. Cornell hatte die Stimme gesenkt und flüsterte beinahe. »Sie haben mich an der Universität in Verruf gebracht, mich zum Gespött gemacht und meine Forschungsergebnisse so durchsickern lassen, dass sie lächerlich wirkten. Alle behaupteten, ich wäre ein zweiter David Icke, der über wahnhafte außerirdische Verschwörungen redete, sodass niemand mehr meine Abhandlung las, als sie endlich fertig war.«
»Außerirdische Verschwörungen?« Nach allem, was er mit Mr Bright und Mr Solomon erlebt hatte, kam Cass das doch zu weit hergeholt vor. Beinahe hätte er gelächelt.
»Es kommt immer auf die Perspektive an«, murmelte Dr. Cornell. »
Immer.
Was man glaubt, bestimmt, was man sieht. Alles eine Frage der Formulierung. Unsere Welt baut auf einer Lüge auf. Von diesem Ausgangspunkt muss man das alles betrachten.
Nichts ist so, wie es scheint.
«
»Welche Lüge?«
»Wenn Sie die Wahrheit herausfinden, werden Sie die Macht haben, sie zu zerstören.«
»Die Wahrheit über das Netzwerk? Die Bank? Was?« Cass bekam Kopfschmerzen. Sie redeten aneinander vorbei. Er hatte Antworten erwartet, doch der Professor gab ihm nur neue Rätsel auf.
»Die Bank?« Neues Feuer leuchtete aus Dr. Cornells Augen. »Die Bank ist nichts – nur eine Fassade, ein nützliches Werkzeug, mehr nicht. Sie hatten immer Dinge wie Die Bank – vielleicht nicht in diesem globalen Ausmaß, aber andere Institutionen, alles das Gleiche. Andererseits kann man sie nutzen, um sich festzukrallen, eventuell auch an ihnen, wenn man reinkommt. So wie Ihr Bruder, nicht wahr?«
Cass missfiel das verrückte Glühen in Dr. Cornells Augen, als er über Christian sprach. Christian war besser als die Dr. Cornells dieser Welt. Trotzdem nickte er.
»Christian verstand, dass in diesen Tagen jeder eine Spur hinterlässt. Alles wird aufgezeichnet; alles hängt miteinander zusammen. Das Netzwerk wird vernetzt.« Dr. Cornell kicherte leise über seinen Witz, doch Cass dachte an den Laptop seines Bruders und die Erlösungsdatei, die er darauf gefunden hatte, in der die gesammelten Informationen über seine Familie und andere und … die X-Konten standen. Darüber wollte er mit Dr. Cornell nicht reden – schließlich war er hier, um Informationen einzuholen, nicht um sie preiszugeben.
»Über Die Bank können Sie sich den Kopf zerbrechen«, fuhr Dr. Cornell fort, »aber es geht um die
Wahrheit
. Sie müssen die Wahrheit herausfinden und sie auf der ganzen Welt verbreiten. Bringen Sie uns aus der Dunkelheit ihrer Täuschungen.« Speichelbläschen schäumten in seinen Mundwinkeln und seine Hände zitterten, während er hektisch gestikulierte.
Cass bekam Platzangst in dem überhitzten Haus. »Aber wo liegt sie denn, die Wahrheit?«, fragte er. »Wonach soll ich suchen?«
»Ist Ihnen schon mal aufgefallen,
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