Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Teufel …?«
»Ich kann Ihnen das jetzt nicht ausführlich erklären. Vertrauen Sie mir. Ich muss jemanden ausfindig machen: einen Mann namens Jarrod Pretorius. Vielleicht müssen Sie dafür David Fletcher von der ATD fragen. Sind Sie noch im Kontakt?«
»Allerdings. Er will auch gerne wissen, was es mit Ihrem Freund Mr Bright auf sich hat. Und er ist nicht gefeuert worden.«
»Das ist gut. Wir werden ihn brauchen.«
»Können Sie mir noch irgendwas sagen?«, fragte Ramsey. »Ein Name wird ihm nicht reichen.«
»Nur, dass wir ihn ganz schnell finden müssen. Sonst kommt es zur absoluten Katastrophe.«
»In welchem Sinne?«
»Ein Terrorangriff – ein dickes Ding. Will sagen, Weltuntergang, die Nummer.« Das war nicht gelogen. Was auch immer auf sie zukam, würde Terror verursachen. Die strahlenden Farben des Chaos blitzten vor seinem inneren Auge und die Trompeten spielten in seinem Kopf. Da draußen war ein Heer unterwegs, auch wenn sein Gehirn es nicht begreifen konnte. Doch er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Dagegen konnte er nicht mehr ankämpfen. »Wir glauben, dass er in einer Forschungseinrichtung arbeiten könnte, wahrscheinlich einer staatlichen.«
»Ich rufe Fletcher an.«
»Danke.«
»Und, Cass …« Er zögerte. »Passen Sie auf sich auf.«
»Danke, Ramsey, hab ich vor.«
40
Mr Dublin war wahrhaftig kein Kettenraucher, doch er steckte sich schon die dritte Zigarette an, während er sich immer wieder die Spiegelungen der Interventionisten auf dem Computer ansah. Er hielt bei dem Bild von Jarrod Pretorius an und starrte auf den Bildschirm. Jarrod Pretorius hatte den Ersten geliebt und nicht nur ihn, sondern auch die Gesandte, die sich für die anderen entschieden hatte. Er war immer ein ruhiger Typ gewesen, ein wenig sonderbar auch. Jedenfalls hatte er nie viel geredet. Hatten sie ihn deshalb aus den Augen verloren? Sogar Mr Bright hatte es zugelassen, dass er untergetaucht war, ohne ein Ressort zu leiten, ohne Berichte verfassen zu müssen. Wann war Pretorius also genau verschwunden? Es war so lange her, dass er sich nicht mehr erinnern konnte … Wenn er sich das Gesicht auf dem Bildschirm ansah, überlegte Mr Dublin, ob Jarrod Pretorius sich überhaupt je auf eine Seite geschlagen hatte oder ob er nicht einfach seinem besten – und einzigen – Freund in die Schlacht gefolgt war. Das war das, was ihm von Pretorius am deutlichsten im Gedächtnis geblieben war: seine Ergebenheit und sein Schwarz-Weiß-Denken. Wenn man Jarrod Pretorius mit einer Aufgabe betraute, konnte man sicher sein, dass er sie ausführen würde, und wenn er ewig dafür brauchte. Hatte er sich dafür entschieden, in die Wüste zu gehen, oder hatte der Erste ihn darum gebeten?
Mr Dublin seufzte. Die Erinnerungen an die frühen Zeiten waren inzwischen so verschwommen, weil er schon zu lange klein war. Manchmal hatte er das Gefühl, wie
sie
zu werden. Eines Tages war Jarrod Pretorius nicht mehr da gewesen, und das hatte im Großen und Ganzen niemanden interessiert. Damals, in der ruhmreichen Zeit, als ihr
Leuchten
alles überstrahlte und sogar Mr Bright und der Erste nichts dagegen hatten, dass er ging. Andererseits hatte Mr Bright immer schon gewusst, dass Pretorius nicht wie die anderen war. Pretorius hatte den Ersten verehrt, wenngleich Mr Dublin sicher war, dass der Erste den seltsamen jungen Mann eher als Schoßhündchen denn als Freund betrachtete.
Und jetzt sollte jemand Jarrod Pretorius aus der Wüste zurückbeordert haben? Aber wer? Und warum?
Sein Kaffee war kalt, doch er trank ihn trotzdem, um seine von den Zigaretten ausgetrocknete Kehle zu beruhigen. Es gab nur zwei Menschen, die mit Jarrod Pretorius fertig wurden: Mr Bright und der Erste. Mr Bright hatte sich Mr Vines Hilfe gesichert und war irgendwo mit Cassius Jones unterwegs. Und der Erste war nur noch ein sabbernder Alter, der irgendwo in sein Kissen heulte. Was sollte Mr Dublin jetzt tun?
Er dachte an den Tag, als er an seinem Bett gestanden und zugesehen hatte, wie er aufgewacht war. Er war geschockt gewesen, ebenso wie der verstorbene Mr Craven, und ziemlich verängstigt. Er überließ sich der Erinnerung: Hatte Mr Bright auch so angewidert reagiert? Mr Bright, die rechte Hand des Ersten – er konnte doch auch nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. Erst recht, weil der Tod des Ersten sich schlecht auf seine eigene Position auswirken würde. Nein, schloss Mr Dublin, Mr Bright war ruhig geblieben. Man hätte fast meinen können, er
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