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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Erinnerungen.«
    Über diese Ironie hätte Cass beinahe gelacht. Das Lied verklang und die Nachrichten wurden verlesen. Zwei Minuten später hatte Cass Weihnachten komplett vergessen. Sein Herz raste, diesmal vor Aufregung. Ramsey hatte seinen Job verloren, weil er ihn für unschuldig hielt? Und aus dem gleichen Grund war der Beratervertrag mit Hask gekündigt worden? Die beiden glaubten, ein mächtiger Unbekannter würde sowohl von der Regierung als auch von der Polizei gedeckt? Cass hatte auf einmal Verbündete. Unlogisch war es nicht. Er war im Krankenhaus gewesen, als Craven gestorben war, und hatte das strahlende Licht unter der Tür gesehen. Was auch immer Ramsey und Hask in diesem Krankenzimmer gesehen hatten, sie wussten, dass es nicht normal war – wie all dies nicht normal war. Und deshalb kam es ihnen auch nicht mehr so unglaublich vor, dass Cass in eine Falle getappt war.
    »Klingt so, als wären deine Freunde bei ihren Ermittlungen genauso hartnäckig wie du«, sagte Mr Bright mit einem breiten Lächeln. »Das ist gut. Ruf sie doch an! Wir müssen herausfinden, wo sich der Mann namens Jarrod Pretorius aufhält. Er muss irgendwo in einem wissenschaftlichen Institut untergekrochen sein – Mathematik vielleicht, auf jeden Fall in der Forschung.«
    »Noch nicht«, erwiderte Cass. »Erst will ich wissen, was in dem Haus passiert ist. Falls es Luke gut geht, können Sie das allein durchziehen.«
    Auch wenn Mr Bright dachte, sie wären einander nähergekommen, standen sie nach Cass’ Einschätzung immer noch auf zwei sehr verschiedenen Seiten. Mr Bright hatte ihnen Luke weggenommen, und das war unverzeihlich. Sollte es jedenfalls sein.

39
    Cass läutete noch und schlug mit der Faust an die Tür, als Mr Bright sanft seinen Arm nahm und vorschlug, es an der Hintertür zu versuchen. »Du weckst das ganze Dorf auf, wenn du so weitermachst.«
    Cass wandte sich wortlos ab und lief auf dem schmalen Kiesweg bis zu dem Holztörchen, das ihm bis zur Taille reichte und höchstens ein Kind oder ein Haustier davon abhalten konnte wegzulaufen. Als es mit gut geölten Scharnieren aufschwang, hatte Cass eine schreckliche Vorahnung. Es gab keinen guten Grund, warum Pater Michael die Tür nicht öffnen würde. Also musste ihn jemand daran hindern – oder gehindert haben.
    Er spähte durchs Küchenfenster, doch das Licht war aus, und er konnte nur ein paar Becher auf dem Tisch erkennen. Mit schweißnassen Händen drückte er die Klinke hinunter. Die ganze Zeit war er sich der Anwesenheit des kühlen Mr Bright nur allzu bewusst. Die Hintertür war nicht abgeschlossen.
    Im Haus lief die Heizung. Die Wärme und der köstliche Duft nach Käsetoast bildeten einen schrecklichen Kontrast zu dem Grauen, das Cass Magenschmerzen bereitete. Er schaltete das Flurlicht an. Wenn noch jemand hier war, hatte er gehört, wie Cass an die Haustür gedonnert hatte; es wäre klar, dass er ins Haus kommen würde, und jetzt würden sie herauskommen … doch er konnte sich seine Aggressionen sparen. Cass hatte das fürchterliche Gefühl, dass das Haus leer war.
    »Die Gesandte hat den Jungen mitgenommen.« Mr Bright stand an der Küchentür. »Wir können sofort wieder gehen.«
    »Pater Michael?«, rief Cass die Treppe hoch. »Sind Sie da?« Er warf Mr Bright einen bösen Blick zu und nahm zwei Stufen auf einmal, als er die Treppe hinauflief. »Steve? Wharton? Osborne?« Keine Antwort.
    »Sie haben anscheinend alle mitge…«
    Doch er brach mitten im Satz ab, als er die Tür zum zweiten Schlafzimmer aufriss und die beiden Steves in den Ecken entdeckte, als hätte man sie wie schmutzige Klamotten dort hingeworfen. Sie waren seitlich zusammengesackt und ihre Köpfe hingen in einem unnatürlichen Winkel auf dem gebrochenen Genick. Er musste sie nicht berühren, um zu wissen, dass sie tot waren. Ihre kalten anklagenden Augen sprachen Bände.
    »Mein Gott«, flüsterte er.
    »Wir müssen gehen«, drängte Mr Bright. »Wir müssen den Jungen finden.«
    Cass antwortete nicht. Er drehte sich um und ging schweren Herzens auf das nächste Zimmer zu. Vielleicht hatten sie Pater Michael mitgenommen. Vielleicht hatte Luke oder wer auch immer er war eingesehen, dass er nur ein netter alter Mann war, sodass sie ihn nur gefesselt hatten. Vielleicht lag er hier irgendwo …
    »Geh nicht da rein, Cassius«, sagte Mr Bright.
    »Schnauze!«, schrie Cass und sah den silberhaarigen Mann hasserfüllt an, der immer so ruhig und gefasst war. Dann öffnete er die

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