Der Atem der Apokalypse (German Edition)
hätte nichts anderes erwartet.
Mr Dublins Gedanken rasten. Offenbar ging es hier um ganz andere Dinge, von denen er nichts mitbekommen hatte. Dieses Wrack von einem alten Mann hatte etwas, das Mr Bright für sich behalten hatte – etwas, das ihm selbst schlecht bekommen war, denn jetzt war er seines Postens enthoben und auf der Flucht. Nicht zu vergessen, dass der Weltuntergang unmittelbar bevorstand.
Er
würde kommen – und es gab nur einen, der
ihn
gerufen haben konnte.
Er, der Erste, Mr Bright, Mr Solomon, Mr Bellew und Mr Dublin selbst:
Das war die Besetzung, die ihre Geschichte so sehr bestimmt hatte. Und als die Figuren in seinem Kopf tanzten, wurde Mr Dublin etwas Schreckliches klar: Wenn er einem der Ihren in einer solchen Krise vertrauen müsste, dass er das Beste für sie und diese Welt tun würde, dann wäre es Mr Bright. Und so war es immer schon gewesen: Mr Bright, der Architekt.
Mr Dublin verfluchte sich selbst, weil die Angst ihn auf eine falsche Fährte gelockt hatte, und zwar nicht nur die Furcht der anderen, sondern auch seine eigene. Vor lauter Bäumen hatte er den Wald nicht mehr gesehen. Mr Bright würde sein Leben für diese Welt geben – wahrscheinlich nur dafür. Wenn
er
kam, hatte jemand Mr Bright gründlich reingelegt.
Er griff zum Telefon. »Ich brauche den Aufenthaltsort eines gewissen Jarrod Pretorius. Schnell.« Er warf noch einen Blick auf den Bildschirm. Wenn der Erste in England war, dann war Pretorius auch hier. »Prüfen Sie die Datensätze der Regierung. Er dürfte für eine Behörde arbeiten.«
Er legte auf und zündete sich die vierte Zigarette an. Dann hängte er sich ans Telefon. Es war an der Zeit, dass alle sich auf dieselbe Seite schlugen.
»Was soll das heißen, es gibt eine Störung im All?«, fragte David Fletcher.
Der Computerspezialist, an dessen Name Fletcher sich nicht erinnern konnte, weil er die meisten Angestellten auf diesem Level unter unverständlich schlauem Schwarmdenken verbuchte, zuckte nervös die Achseln. »Wir wissen es nicht genau«, gestand er. »Wir bekommen keine akkuraten Daten von den Satelliten, also von keinem Satelliten, weder von unseren noch von den anderen. Es ist nicht einzuordnen, aber es handelt sich um ein globales Phänomen.«
»Etwas, das alle Satelliten ausschaltet? Was soll das sein, eine Art Meteoritensturm, oder was?« Als Ramsey nur wenige Minuten zuvor angerufen hatte, waren schon sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf losgegangen, die jetzt immer schriller wurden. Ausnahmsweise interessierte er sich nun für den wissenschaftlichen Kram. Er hatte so getan, als ließe ihn der Anruf des DI kalt – in die Geschichte mit Cass Jones verwickelt zu werden, war das Letzte, was er gebrauchen konnte –, doch Ramsey hatte ihn vor einem schlimmen Terrorangriff gewarnt. Und dann war in der Überwachungsetage plötzlich der Teufel los … das konnte nun wirklich kein Zufall sein, oder?
»Wir wissen nicht genau, was es ist«, wiederholte der Computerspezialist. »Vielleicht haben Sie recht.«
»Überzeugt klingt anders.«
»Ich weiß es wirklich nicht.« Der Mann schwitzte. »Ich habe viele Jahre studiert, ich habe einen IQ von 155 und sehr intelligente Menschen halten mich für äußerst intelligent. Aber nicht einmal ich verstehe wirklich, wie SkyCall 1 funktioniert.«
»Wenn die anderen Satelliten nicht arbeiten, kann SkyCall 1 auch nichts ausrichten. Schließlich soll er doch die Daten der anderen Satelliten abfangen, nicht wahr?«
Der Forscher schüttelte kurz verärgert den Kopf, als würde er mit einem Kind sprechen, das nicht richtig zuhörte, und sprach jetzt so langsam, dass Fletcher sauer wurde. »Sie verstehen nicht, was ich Ihnen sagen will. Es ist nicht etwa so, dass die Satelliten überhaupt nicht funktionieren. Wir haben Aktivitäten im tiefen All aufgefangen und im selben Augenblick haben die Satelliten aufgehört, ihre üblichen Informationen zu übertragen. In den letzten Minuten hat das Satelliten- TV -Signal in den USA seine Arbeit eingestellt. Unseres hört sicher auch gleich auf, wenn die Satelliten in der Reihenfolge den Geist aufgeben, in der sie die ersten Störungen aufwiesen. Es wird bald in den Nachrichten kommen. Wir werden es auf einen Sturm im Weltraum schieben, damit keine Panik ausbricht, aber das ist nicht die eigentliche Ursache.« Als er eine Pause einlegte, sah er Fletcher besorgt an. »Die Satelliten sind in ihrer Funktion nicht eingeschränkt. Alle Systeme arbeiten nach Plan. Sie
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