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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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wir es besser. Ich glaube nicht, dass es um
Ihre
Reaktion geht, sondern eher um die der Gesellschaft an sich. Vielleicht war sein ›Das ist das Wort eures Gottes. Ihr sollt es verbreiten‹ zuerst nur ein persönlicher Scherz, aber mit der Zeit hat er entweder angefangen, selbst daran zu glauben, oder er hat gesehen, wie das einschlägt. Oder beides.«
    »Wenn er wirklich den Virus hat«, sagte Heddings, »ist das Ende zumindest absehbar. Der Bastard ist dann doch bald zu krank, um noch mehr Schaden anzurichten, oder?«
    »Ja, das Gute ist, dass er sterben wird. Leider wird der Wunsch, seine Krankheit zu verbreiten, umso stärker, je kränker er wird. Was als Hobby angefangen hat, könnte sich zur Besessenheit steigern. Wenn wir ihn nicht finden, könnte es noch sehr viel schlimmer werden.« Hask holte tief Luft. »Damit komme ich zum Schluss. Es geht nicht nur um die Verbreitung der Krankheit – das mag anfangs so gewesen sein, aber ist es nicht mehr, seit er Menschen wie Michaela Wheeler infiziert. Jetzt geht es darum,
Angst
zu verbreiten.« Er sah den Detective Chief Inspector an. »Ich gehe davon aus, dass Sie wissen, wie hoffnungslos es ist, die Sache unter Verschluss halten zu wollen? Wenn die Krankenschwestern im Charing Cross Bescheid wissen und sein Steckbrief an alle Polizeiwachen geht, gebe ich Ihnen allerhöchstens achtundvierzig Stunden, bevor es in der Zeitung steht. Die Leute reagieren bereits panisch auf den Anstieg der Neuansteckungen – ich habe schon Menschen mit Mundschutz gesehen, wie damals zu Beginn der Vogelgrippe – und wenn das hier bekannt wird, reagiert die Bevölkerung mit Hysterie. Schön wird es jedenfalls bestimmt nicht.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.« Bei der Vorstellung dessen, was auf ihn zukam, wirkte Heddings erschöpft.
    »Ich fasse zusammen: Sie suchen einen Mann, auf den die Beschreibung zutrifft. Wahrscheinlich ist er Single und hat erst kürzlich einen relativ anspruchsvollen Job gekündigt. Ich sage ›gekündigt‹, weil es in den großen Firmen allmählich zugeht wie bei der Polizei: Sie lassen ihre Mitarbeiter regelmäßig jeden oder jeden zweiten Monat testen. Also hat er entweder am Arbeitsplatz von der Diagnose erfahren oder bei einer Privatuntersuchung – meinem Bild von ihm entspricht es nicht, dass er seinen Angestellten erlaubt, so etwas über ihn vor ihm zu erfahren. Lieber geht er freiwillig. Der Mann hat nicht viele Freunde. Vielleicht war er früher religiös, aber das ist sicher eine Weile her. Seine eigene Macht interessiert ihn viel mehr als die höherer Autoritäten. Er ist nicht drogensüchtig. Er hat sich auf sexuellem Weg infiziert, aber nicht in einer normalen Beziehung; eher über Prostitution.«
    »Aber klingt das nicht ein wenig seltsam?«, fragte Armstrong. »Ich meine, wenn er so kontrolliert ist, warum zum Teufel hat er dann kein Kondom benutzt?«
    »Die Frage habe ich mir auch schon gestellt und ich kann sie nicht eindeutig beantworten. Wenn ich Geld darauf setzen müsste, würde ich denken, dass er sexuell an Minderjährigen interessiert ist – und damit meine ich Kinder. Ihre Reinheit wird ihn anziehen, so wie die Macht, die er dabei empfindet. Vielleicht dachte er, bei einem Kind müsste er sich nicht schützen.«
    »Prüfen Sie auch solche Diagnosen.« Armstrong schrieb schon, als Ramsey es laut aussprach. »So viele neue Fälle kann es bei Kindern nicht geben.«
    »Unser Mann hört sich immer netter an.« Heddings war im Laufe des Briefings gealtert. »Ich rede mit dem Chef, aber ich gehe davon aus, dass wir spätestens morgen früh eine Pressekonferenz einberufen. Besser, es kommt von uns, als dass es irgendwo durchsickert.«
    »Dann bricht Chaos aus«, sagte Hask leise.
    Niemand widersprach.

7
    »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir das unbedingt noch mal ansehen soll.« Mr Bright trank einen Schluck Kaffee. »Das haben Sie mir doch schon vor zwei Monaten gezeigt.« Er schlug einen lockeren Ton an, während er den Blick auf den Fernseher gerichtet hielt.
    »Wenn wir es Ihnen immer wieder zeigen«, höhnte Mr Craven, »glauben Sie vielleicht irgendwann, was Sie sehen, statt es einfach zu ignorieren, weil Sie hoffen, dass es von allein weggeht.«
    Mr Bright lächelte. Mr Craven sah nicht gut aus. Es war kein Geheimnis, dass ihn das Sterben erwischt hatte, und auch wenn Mr Bright jedes Mal betroffen war, wenn einer von ihnen starb, bezweifelte er, dass er um Mr Craven trauern würde. Er hatte immer schon eine besonders

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