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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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hab’s in seinen Augen gesehen.«
    »Und Bernadette Laurens? Was haben ihre Augen gesagt?«
    »Laurens?«
    Der Polizist sagte nichts.
    »Aber sie hat gestanden.«
    »Das erzählen mir alle.«
    »Aber sie war es nicht?«
    »Ich glaube nicht. Ich glaube, sie schützt die Mutter des Kindes. Wie andere ihre Kinder beschützen würden.«
    Das kam so unerwartet, daß Thobela sich wie taub fühlte.
    »Deswegen haben wir ein Justizsystem. Prozesse. Deswegen können wir das Gesetz nicht in die eigenen Hände nehmen«, sagte Griessel.
    Thobela rang mit der Möglichkeit, mit Rechtfertigungen und der Akzeptanz der Schuld, aber er konnte die Waage weder hierhin
     noch dorthin zur Neige bringen.
    »Warum hat sie dann gestanden?« fragte er sich laut.
    Keine Antwort vom Rücksitz.

43
    Während sie die Einkaufstüten in Carlos’ Küche trug, konnte sie an nichts anderes denken als an die Spritze mit Blut.
    Das Haus war unnatürlich still und leer ohne die Bodyguards; in den großen Räumen hallten Schritte und Worte. Er umarmte sie
     in der Küche, nachdem sie die Tüten abgestellt hatte. Er zog sie überraschend zärtlich an sich heran und sagte: »So ist es
     gut, Conchita.«
    |383| Sie versuchte, sich zu entspannen, schmiegte ihre Hüften an seine. »Ja«, sagte sie.
    »Wir werden glücklich sein.«
    Als Antwort küßte sie ihn auf den Mund, gekonnt, bis sie spüren konnte, wie seine Erektion wuchs. Sie legte ihre Hand darauf
     und betastete den Umriß. Carlos’ Hände lagen auf ihrem Rücken. Er zog ihr Kleid Stück für Stück hoch, bis ihr Po frei war,
     dann schob er seine Finger unter das Bündchen ihres Slips. Sein Atem ging schneller.
    Sie fuhr mit ihren Lippen über seine Wange, hinunter zu seinem Hals, über das Kreuz, das in seinem Brusthaar hing. Ihre Zunge
     hinterließ eine feuchte Spur. Sie löste sich von ihm und ging auf die Knie, ihre Finger an seinem Reißverschluß. Mit einer
     Hand zog sie seine Unterhose herunter, mit der anderen holte sie seinen Penis heraus. Lang, dünn und haarig stand er da, wie
     ein schlanker Soldat mit einem übergroßen, schimmernden Helm.
    »Conchita.« Seine Stimme flüsterte drängend, denn sie hatte das noch nie ohne Kondom getan.
    Sie streichelte ihn mit beiden Händen, vom Schamhaar bis zur Spitze.
    »Wir werden glücklich sein«, sagte sie und nahm ihn sanft in den Mund.
     
    Thobela Mpayipheli und sein weißer Passagier, der hinten saß wie ein Kolonialherr, fuhren vorbei an Mwangala und Dyamala,
     wo fettes Vieh auf grünem Gras weidete. Sie bogen rechts auf die R63 ab. Fort Hare war fast verlassen in den Sommerferien.
     Fünf Minuten Geschäftigkeit in Alice. Obstverkäufer auf den Bürgersteigen, Frauen mit Körben auf den Köpfen und Kindern auf
     den Rücken gingen gemessen über die Straße, an der Straße entlang. Vier Männer standen an einer Straßenecke um ein Brettspiel
     herum. Thobela fragte sich, ob der Polizist all das sah. Ob er die Rufe in Xhosa hörte, die über die breite Straße hallten.
     Diese Leute gehörten hierher. Ihnen gehörte dieser Ort.
    |384| Dreißig Kilometer weiter lag Fort Beaufort, und er bog nach Süden ab. Vier- oder fünfmal sah er links den Kat River, der sich
     zwischen den Hügeln entlangzog. Er hatte vorgehabt, mit Pakamile herzufahren: nur sie beide mit Rucksäcken, Wanderstiefeln
     und einem Zweimannzelt. Um dem Jungen zu zeigen, wo er aufgewachsen war.
    Thobela kannte jede Windung des Kat. Er kannte die tiefen Stellen im Nkqantosi, wo man von den Klippen springen und die Augen
     tief unten im grünbraunen Wasser öffnen und die Sonnenstrahlen gegen die Dunkelheit kämpfen sehen konnte. Die kleinen sandigen
     Strände unterhalb von Komkulu. Wo er vor dreißig Jahren den Krieger in sich entdeckt hatte. Mtetwa, der junge Büffel, der
     sich benahm wie ein Ochse; eine Ungerechtigkeit, die er in Ordnung bringen mußte. Die erste.
    Und weit dort drüben, außer Sicht, sein Lieblingsort. Vier Kilometer von dort, wo er in den Great Fish River mündete, zog
     der Kat eine elegante Kurve, als wollte er noch ein letztes Mal Spaß haben, bevor er seine Identität verlor – eine Kurve,
     die so weit ging, daß sie beinahe eine Insel bildete. Sie war zehn Kilometer von der Missionskirche entfernt, in der er lebte,
     aber er konnte über die geheimen Wege auf den Hügeln und durch die Täler in einer Stunde dorthin laufen. Nur um im Schilf
     zu sitzen, wo die piepsigen, leuchtendbunten Webervögel die Weibchen in ihre Hängenester lockten.

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