Der Atem des Jägers
von dir erzählen. Sie muß sich langsam an dich gewöhnen.«
»Hokay.«
»Morgen abend können wir mal sehen, ob du es ernst meinst. Ich komme zu dir, nur du und ich. Keine Bodyguards.«
»Si. Natürlich.«
»Ich werde bei dir bleiben. Ich werde für dich kochen, dann reden wir.«
»Wo wird Sonia sein?«
»In Sicherheit.«
»Bei der Kinderfrau?« Zufrieden mit sich, weil er es wußte.
»Ja.«
»Und vielleicht am Wochenende, wir können irgendwo hingehen? Du und ich und Sonia?«
»Wenn ich dir trauen kann, Carlos.« Aber sie wußte, daß sie ihn am Haken hatte. Sie wußte, jetzt war es losgegangen.
|375| 42
Thobela ließ seinen Bakkie hinter den Hügeln der Waterval Plantation stehen und ging am Ufer des Cata River zu seinem Haus,
das Assegai in der linken Hand.
Einen Kilometer bevor der Hof in Sicht kam, bog er nach Nordosten ab, so daß er sich von oben nähern konnte. Sie würden ihn
von der Straße aus erwarten.
Er saß da und beobachtete zwanzig Minuten lang das Haus, sah aber nur den Wagen davor stehen. Keine Antenne, nichts, was ihn
als Polizeiwagen kenntlich machte. Schweigen.
Das ergab keinen Sinn.
Er ging auf den Schuppen zwischen sich und dem Haus zu, überprüfte, ob die Türen immer noch verschlossen waren. Er kauerte
sich hin, näherte sich dem Haus unterhalb der Fensterbretter, bis er den Wagen erreicht hatte.
Nur ein Satz Fußspuren im Staub. Sie begannen an der Fahrertür und führten direkt zu den Stufen der vorderen Veranda.
Ein einzelner Mann.
Thobela ging im Kopf die Möglichkeiten durch, während er mit dem Rücken zur Veranda kauerte. Dann fiel ihm etwas ein. Der
Detective aus Umtata mußte Nachrichten gehört haben. Kannte ihn, wußte alles, von Anfang an.
Der Detective wollte mehr Geld.
Thobela richtete sich auf, erleichtert und entschlossen, ging seine Verandatreppe hoch und zur Haustür hinein, das Assegai
jetzt in der rechten Hand.
Ein Mann saß auf einem Stuhl, die Pistole im Schoß.
»Ich dachte mir, daß Sie kommen«, sagte der weiße Mann.
»Wer sind Sie?«
»Ich heiße Benny Griessel«, sagte er und hob die Z88, so daß sie direkt auf Thobelas Brust zielte.
Christine nahm den Stoffhund vom Schreibtisch und hielt ihn in den Händen. »Es war schwierig, den richtigen Hund zu |376| kriegen«, sagte sie. »Jedes Jahr stehen neue Spielzeuge in den Läden.«
Ihre Finger streichelten die langen braunen Ohren. »Ich habe ihr einen gekauft, als sie drei wurde. Das war ihr Liebling,
sie ging nirgends ohne ihn hin. Also mußte ich einen zweiten kaufen und ihn austauschen, denn nur auf dem, mit dem sie spielte,
war ihre DNA. Die Polizei kann mit ihren Computern heute alles testen. Also mußte ich den richtigen mitnehmen.«
Er stand vor dem Weißen und wog seine Chancen ab, schätzte die Entfernung zwischen dem Assegai und der Pistole, dann erlaubte
er es sich, zu entspannen, denn im Moment konnte er nichts ausrichten.
»Dies ist mein Haus«, sagte er.
»Ich weiß.«
»Was wollen Sie?«
»Ich will, daß Sie sich hinsetzen und den Mund halten.« Der Weiße deutete mit dem Lauf seiner Z88 auf den Zweisitzer ihm gegenüber.
In seinem Blick und seiner Stimme lag etwas; Entschlossenheit, Intensität.
Thobela zögerte, zuckte mit den Achseln, setzte sich. Er schaute Griessel an. Wer war das? Die blutunterlaufenen Augen, die
geröteten Poren auf der Nase verrieten exzessiven Alkoholgenuß. Sein Haar war lang und unordentlich – entweder versuchte er
immer noch auszusehen wie als Jugendlicher in den Siebzigern, oder es war ihm egal. Letzteres schien wahrscheinlicher, denn
seine Klamotten waren zerknittert. Er stank irgendwie nach Gesetzeshüter, und die Z88 sprach auch dafür, aber Polizisten arbeiteten
normalerweise zumindest zu zweit. Polizisten warteten mit Handschellen und gaben Befehle, sie ließen einen sich nicht in seinem
eigenen Haus hinsetzen.
»Ich sitze«, sagte er und legte das Assegai auf den Boden neben dem Sofa.
»Jetzt müssen Sie nur noch still sein.«
»Und dann? Sitzen wir da und starren einander an?«
|377| Der Weiße antwortete nicht.
»Erschießen Sie mich, wenn ich rede?«
Keine Antwort.
»Die Tabletten waren leicht«, sagte Christine. Sie deutete auf die kleine Pillendose auf dem Schreibtisch. »Und das Kleid.
Ich habe es nicht, es ist bei der Polizei. Aber das Blut … Zuerst konnte ich es nicht. Ich wußte nicht, wie ich meinem Kind
erklären sollte, daß ich ihr eine Nadel in den Arm stechen
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