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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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beugte er sich hinunter und hob es auf.
    Thobela zog seine eigenen Schlüsse. Der Mann wollte keine Beweise zurücklassen. Das war keine gute Nachricht.
     
    Er sollte sie um halb fünf abholen, aber um Viertel nach vier klopfte es an der Tür, und als sie öffnete, stand dort Carlos,
     grinste breit und hielt ihr einen Blumenstrauß entgegen.
    Er kam herein und sagte: »Also, Conchita, hier wohnst du. Das ist deine Wohnung. Sehr hübsch. Wirklich hübsch.«
    Sie mußte gelassen und freundlich bleiben, aber der Streß war unglaublich. Denn der Spielzeughund lag noch herum, und die
     Spritze mit Blut war noch im Kühlschrank.
    |380| Sie wollte sie mit den Zutaten für das Essen, das sie kochen würde, in den Einkaufstüten verstecken. Sonias Kleid hatte sie
     gefaltet und in ihre Handtasche gesteckt. Carlos wollte sehen, wo sie schlief, wo das Zimmer ihrer Tochter war. Ihr großer
     Flachbildschirm beeindruckte ihn. (»Carlos wird dir auch so einen kaufen, Conchita. Für dich und Sonia.«) Er ging zu ihrem
     Kühlschrank. »Das ist aber ein schöner Kühlschrank«, sagte er beeindruckt und wollte ihn gerade öffnen, aber sie sagte: »Carlos!«
     So scharf, daß der Klang ihrer Stimme selbst sie erschreckte, und er schaute sich um wie ein Kind, das unartig gewesen war.
    »Hilfst du mir bitte, die Einkäufe zum Wagen zu tragen?« Sie konnte ihn mit ein paar Plastiktüten hinunter zum Auto schicken.
    »Si. Natürlich. Was kochst du für uns?«
    »Das ist eine Überraschung, also laß den Kühlschrank zu.«
    »Aber ich will sehen, wie groß er ist.«
    »Ein andermal.« Doch ein anderes Mal würde es nicht geben.
     
    Der Weiße saß links auf dem Rücksitz des Wagens und ließ Thobela fahren.
    »Los.«
    »Wohin?«
    »Fahren Sie einfach.«
    Thobela nahm die Ausfahrt. Er konnte im Rückspiegel nicht sehen, was auf dem Rücksitz passierte. Er drehte den Kopf, als hätte
     er etwas außerhalb des Wagens gesehen. Am Rande seines Blickfeldes sah er Griessel mit einer Landkarte im Schoß.
    Er überdachte, was er wußte. Er war ziemlich sicher, daß Griessel Polizist war. Die Z88, das Auftreten. Der Weiße hatte gewußt,
     wo die Farm lag und daß Thobela dorthin unterwegs wäre. Wichtiger noch: Es war kein anderer Polizist aufgetaucht. Die Bullen
     betrachteten die Farm als bewacht.
    Griessel hatte gewartet, bis er auf dem Handy den richtigen Anruf bekommen hatte.
Ja. Ich habe ihn
. Aber das war keine polizeigemäße Vorgehensweise. Auf keinen Fall.
    |381| Wer war noch hinter ihm her? Für wen war er noch etwas wert?
    »Fahren Sie nach George«, sagte Griessel. Thobela schaute sich um, die Karte war jetzt gefaltet.
    »George?«
    »Sie wissen, wo das ist.«
    »Das sind fast sechshundert Kilometer.«
    »Gestern sind Sie über tausend gefahren.«
    Der Polizist wußte, daß er gestern das Kap verlassen hatte. Er mußte Zugriff auf offizielle Informationen haben, agierte aber
     nicht offiziell. Was hatte das zu bedeuten? Er würde versuchen müssen zu entkommen. Er konnte mit dem Wagen auf den Kieswegen
     ein Manöver wagen, denn er trug einen Sicherheitsgurt und Griessel nicht. Er konnte abrupt bremsen und sich den Mann schnappen,
     wenn er vorwärts flog. Konnte versuchen, ihm die Pistole zu entreißen.
    Nicht ohne Risiko.
    War das Risiko nötig? George? Was war in George? Wenn der Polizist in offizieller Mission gehandelt hätte, wären sie unterwegs
     nach Cathcart, nach Seymour oder Alice oder Port Elizabeth. Oder nach Grahamstown, die nächste Stadt mit Verstärkung und Staatsanwälten.
    Er war ein gesuchter Verdächtiger; soviel war klar. Wenn man bei der SAPS war und den Artemis-Mörder schnappte, dann rief
     man Verstärkung mit Waffen und Helikoptern, man brach die Handyverbindung erst ab, wenn der Gefangene zehn Satz Handschellen
     trug.
    Es sei denn, man arbeitete für jemand anders. Es sei denn, man verdiente sich etwas dazu …
    Thobela überschlug die Alternativen, und es gab nur eine logische Erkenntnis.
    »Wie lange arbeiten Sie schon für Sangrenegra?« Er verstellte den Rückspiegel mit der linken Hand. Blutunterlaufene Augen
     starrten zurück. Keine Antwort.
    »Das ist das Problem mit diesem Land. Geld bedeutet mehr als Gerechtigkeit«, sagte er.
    |382| »Rechtfertigen Sie so Ihre Morde?« fragte der Polizist von hinten.
    »Morde? Da war nur ein Mord. Ich wußte nicht, daß Sangrenegra unschuldig war. Ihre Leute haben ihn als Köder eingesetzt.«
    »Sangrenegra? Woher wissen Sie, daß er unschuldig war?«
    »Ich

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