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Der Atem Manitous

Der Atem Manitous

Titel: Der Atem Manitous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sich selbst hadernd, sagte: »Eigentlich sollte ich dir das Herz herausreißen ... Ein reines Herz wie das deine müßte mir munden. Aber sie warten auf dich, und der Tod durch meine Hand ließe sich kaum gutheißen .«
    Noch während die Worte durch Laub und Erde in Wyandos Bewußtsein sickerten, begann etwas, die modrige Decke von seinem Gesicht zu wischen.
    Und dann, als die Silhouette des über ihm kauernden Wesens sichtbar wurde, konnte der Junge nicht anders, als die Hand, die das Büffelhorn umklammert hielt, emporzureißen und mit aller Wucht, zu der er fähig war, in den Bauch des Ungeheuers zu rammen, wo es bis zum Lederschaft versank.
    Das Entsetzen führte Wyandos Arm.
    Aber damit machte er alles nur schlimmer.
    Die Bereitschaft, das Herz in des Jungen Brust zu verschonen, schien in animalischem Gebrüll unterzugehen.
    »Du ...«, schrie das Monster, halb Mensch, halb Wolf, an dem Wy-ando in absurder Deutlichkeit . Brüste bemerkte. Fellüberzogene Rundungen, die dem Ungeheuer fast etwas von seinem Schrecken nahmen.
    Aber auch nur fast.
    »Du wagst es ...!« grollte es noch einmal haßerfüllt.
    Eine der Pranken holte aus und zielte auf Wyandos Hals - mit keiner anderen Absicht, als ihn mit einem einzigen Streich zu zerfetzen.
    Der Junge spreizte die Finger, die das Horn hielten, und ließ es los.
    Dann peitschte die Klaue auch schon auf ihn herab, und nichts auf dieser Welt konnte sie mehr stoppen.
    Der Arapaho schloß die Augen. Er ergab sich in ein Schicksal, dem er eigentlich hatte entrinnen wollen.
    Nun war es dafür zu spät.
    Glaubte er.
    Doch in diesem Augenblick schrak die Wolfsfrau röchelnd vor ihm zurück.
    Und begann sich zu verändern.
    *
    Die Mondscheibe war bereits gut zur Hälfte von etwas verschlungen worden, für das Makootemane nicht einmal einen Namen hatte. Endlich konnte er die Beklemmung soweit abstreifen, daß er den Mächtigen an seiner Seite zu fragen wagte: »Was geschieht?« Der Kelchhüter blickte noch immer unverwandt himmelwärts. »Ich habe diesen Vorgang schon oft gesehen«, entgegnete er. »Er ist ganz natürlich. Aber daß er gerade jetzt eintrifft, mutet wirklich wie ein Omen an.«
    Makootemane wagte nicht zu fragen, worin dieser >Vorgang< bestand. Es schien ihm auch nicht angemessen, das Geheimnis des Himmelsauges erkunden zu wollen. Es mußte zweifellos dem Willen der Götter entspringen. Also verdrängte er die blasphemischen Gedanken und fragte stattdessen: »Wird die Zahl der heute getauften Kinder bis in alle Zukunft so bleiben?«
    Daß sie sich nicht untereinander fortzupflanzen vermochten wie die Menschgebliebenen, wußte er bereits.
    »Auf eine lange Zeit - ja«, entgegnete der Mächtige. »Auch ich blicke nicht in die Zukunft und schließe deshalb nicht aus, daß du eines Tages Wege finden wirst, nach mir zu rufen - und daß ich Wege finden werde, deinem Ruf und Ansinnen zu folgen .«
    Makootemane staunte immer mehr über das gleichermaßen fremd wie vertraut wirkende Wesen, das auf einer nicht benennbaren Ebene untrennbar mit dem Gefäß, das es in Händen hielt, verbunden schien.
    »Aus welchem Stoff bist du?« rann es über seine Lippen, weil diese Frage schon die ganze Zeit in ihm nagte. »Du bist kein Geist, soviel glaube ich nun sagen zu können. Aber was bist du dann?«
    Ein bizarres Lächeln überlagerte die fremdartigen Züge. »Von heute an bist du Oberhaupt dieser Sippe, die sich vom eigentlichen Stamm der Arapaho abspalten wird. In diesem Status darfst du vieles von mir erwarten - aber nicht, daß ich mein Inkognito vor dir lüfte. Kein Vampir kennt mein wahres Ich. Es wäre meiner Aufgabe abträglich. Die Distanz muß gewahrt bleiben. Uns verbindet von nun an vieles - aber Unterschiede bleiben. Und sie werden immer bestehen. Gib dich damit zufrieden, denn wer mich sähe, wie ich wirklich bin, dem würde ich ohne Zögern wieder die Gnade nehmen, die der Kelch ihm gewährte .«
    Makootemanes Kehle wurde pulvertrocken. »Verstieße dies nicht gegen den Kodex, den du mich oben auf dem Berg lehrtest?«
    »Der Kodex«, behauptete der Namenlose, »ist bindend für die Kin-der des Kelchs - nicht für seinen Hüter.«
    Makootemane wußte nicht warum, aber er meinte den Gestank der Lüge, der diesen Worten anhing, gerade zu beizend scharf zu riechen.
    Dennoch erwiderte er nichts.
    Seine Augen kehrten zu den auferstandenen Kindern zurück.
    Keines lag mehr im Staub vor dem fast niedergebrannten Scheiterhaufen. Alle standen aufrecht, gerade und . stolz.
    In

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