Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer

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wolltest.«
    »Haben Sie die Klassiker nicht gelesen?«, rief Orion. » Ich sollte gehen.«
    »Stimmt«, sagte sie. »Solltest du.« Und damit sprang sie in die unterirdische Höhle.
    Orion stieß ein Geräusch aus wie ein Tiger, dessen Schwanz sich verknotet hat, und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Wow«, sagte Foaly. »Du scheinst ja richtig wütend zu sein.«
    »Allerdings«, erwiderte Orion und spähte über den Rand in die Tiefe.
    »Den Part hat sonst immer Holly, denn normalerweise bist du derjenige, der sie in den Wahnsinn treibt. Beziehungsweise dein anderes Ich.«
    »Um ehrlich zu sein, überrascht mich das nicht«, sagte Orion, schon merklich ruhiger. »Bisweilen bin ich unausstehlich.«
    Dann legte er sich bäuchlings auf das Eis.
    »Du bist auf dem richtigen Weg, Holly«, sagte er, halb zu sich selbst. »Du müsstest problemlos an der dicken Eiswand vorbeikommen.«
    »Das bezweifle ich«, brummte Foaly, und er sollte recht behalten …
    Captain Shorts Abstieg gestaltete sich schneller, als sie geplant hatte, was eindeutig auf eine Fehlfunktion ihrer Ausrüstung zurückzuführen war. Offenbar war die Winde an ihrem Gürtel bei der Flucht vor den Amorphobotern beschädigt worden, denn sonst hätte sie den Abstieg automatisch gesichert. So jedoch fiel Holly mehr oder weniger mit ungebremster Erdbeschleunigung nach unten, und das Einzige, was den drohenden Aufprall ein wenig abfangen konnte, war das Enterseil.
    Ein Gedanke schoss Holly durch den Kopf, schneller als sie selbst an dem Eis vorbeischoss.
    Hoffentlich breche ich mir nichts. Ich habe keine Magie mehr.
    Dann krachte sie mit Ellbogen und Knien gegen die Wand aus Eis, die härter war als Stein und schärfer als Glas. Sie schnitt ihr den Overall auf, als wäre er aus Papier. Kälte und Schmerz durchzuckten Hollys Körper, und irgendetwas knackte laut, aber zum Glück war es nur das Eis, nicht ihre Knochen.
    Die Wand fiel schräg ab zum Rand des unterirdischen Gletscherflusses, und Holly Short schlidderte hilflos hinunter, überschlug sich mehrmals und landete durch pures Glück auf den Füßen. Doch der Aufprall war so hart, dass er ihr die Luft aus den Lungen presste und die Beine zusammenstauchte. Sie betete um einen Funken Magie, aber nichts kam, um sie von den Schmerzen zu befreien.
    Keine Müdigkeit vorschützen, Soldat , ermahnte sie sich selbst und sah im Geist Julius Root vor sich, wie er den Befehl bellte.
    Mühsam kroch sie über das Ufer. Unter sich sah sie ihr eigenes verzerrtes Spiegelbild, das sie aus weit aufgerissenen Augen anstarrte wie ein Schwimmer, der unter die Eisschicht eines Sees geraten ist.
    Wie sehe ich denn aus? Ich glaube, ich sollte mir mal einen Wellnesstag im Schlammbad gönnen , dachte sie.
    Normalerweise schüttelte Holly sich bei der Vorstellung, Zeit in einem Spa zu vertrödeln, aber in diesem Moment erschien ihr der Gedanke überaus verlockend.
    Eine Wanne voll Aufbauschlamm und Gurkenscheiben auf den Augen. Himmlisch .
    Doch zum Träumen war jetzt keine Zeit. Sie hatte einen Job zu erledigen.
    Rutschend und schliddernd, kam sie bei der Rettungskapsel an. Der Fluss toste an ihr vorbei, drückte gegen den Rumpf und schlug Risse in das Eis.
    Ich hasse Kälte. Ich hasse sie.
    Ein eisiger Dunst stieg vom Wasser auf und breitete sich wie ein geisterhaftes blaues Zelt zwischen den massigen Stalaktiten aus.
    Geisterhaftes blaues Zelt? , dachte Holly. Vielleicht sollte ich ein Gedicht schreiben. Was reimt sich wohl auf ›zerschmettert‹?
    Mit dem Fuß trat sie gegen das Eis am Rand der Kapsel, um an die Einstiegsluke heranzukommen. Zum Glück war die Tür nicht völlig von Eis umschlossen, denn ohne ihre Neutrino wäre es ihr unmöglich gewesen, sie freizulegen.
    Die nächsten Minuten über nutzte Captain Short die Gelegenheit, dem gesammelten Frust des Tages mit Tritten Luft zu machen. Sie drosch auf das Eis ein, als wäre es schuld an dem Angriff der Raumsonde und an der Zerstörung des Shuttles. Wo auch immer sie ihre Kraft hernahm, ihr Einsatz zeigte Erfolg, und wenig später wurde unter einer Schicht von Eissplittern der Umriss der Luke sichtbar.
    Von oben schwebte der Klang einer Stimme herab. »Haaalloo, Holly. Alles in Ordnung?«
    Danach kam noch etwas, aber das war nur undeutlich zu verstehen. Hatte dieser Orion sie etwa schon wieder schöne Elfendame genannt? Sie hoffte inständig, dass sie sich verhört hatte.
    »Mir … geht’s … gut!«, schnaufte sie grimmig, jedes Wort untermalt von einem weiteren