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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Fußtritt.
    »Versuchen Sie, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen«, tönte es von oben. »Machen Sie ein paar Atemübungen.«
    Nicht zu fassen , dachte Holly. Dieser Typ lebt schon so lange in einer Nische von Artemis’ Kopf, dass er keine Ahnung von der wirklichen Welt hat .
    Sie schob ihre klammen Finger in die Vertiefung des Türöffners und schnippte die letzten Eisstücke weg, die den Griff blockierten. Die Luke funktionierte rein mechanisch, zum Glück hatte ihr der Störsender also nichts anhaben können. Holly hoffte, dass auch die Steuerelemente sich als funktionsfähig erwiesen. Denn theoretisch hätte die Sonde die Elektronik der Kapsel ebenso lahmlegen können, wie sie die Waffen und die Kommunikation ausgeschaltet hatte.
    Holly stützte sich mit einem Fuß am Rumpf der Kapsel ab und zog die Luke auf. Eine Woge rosafarbenen Gels strömte heraus, sammelte sich um ihren anderen Fuß und verdampfte.
    Desinfektionsgel. Für den Fall, dass das Shuttle von etwas Bakteriellem zerstört wird .
    Sie steckte den Kopf durch die Luke, und die Bewegungssensoren aktivierten einige phosphoreszierende Deckenplatten in der Kabine.
    Gut. Zumindest haben wir Notstrom.
    Die Rettungskapsel stand auf dem Kopf mit der Spitze Richtung Erdmittelpunkt. Der Innenraum war spartanisch ausgestattet und für Soldaten konzipiert, nicht für Passagiere.
    Orion wird begeistert sein , dachte sie, während sie sich im Pilotensitz anschnallte. Die Haltevorrichtung bestand aus sechs verschiedenen Gurten, da die Kapsel weder Kreiselstabilisatoren noch Stoßdämpfer hatte.
    Vielleicht kann ich den alten Artemis aus seinem Hirn herausschütteln. Dann können wir zusammen bis fünf zählen .
    Sie dehnte die Finger und verharrte kurz über dem Schaltpult.
    Nichts geschah. Keine Kontrolllämpchen gingen an, kein Bedienfeld forderte sie zur Eingabe des Startcodes auf.
    Zurück in die Steinzeit . Mit einem leisen Seufzer beugte Holly sich vor, so weit die Gurte es zuließen, und griff nach dem altmodischen Steuer und den Schalthebeln, die unterhalb der Konsole angebracht waren.
    Sie drückte auf den Zündknopf, doch der Motor ächzte nur asthmatisch.
    Komm schon. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.
    Nach einem weiteren Knopfdruck setzte der Motor sich mühsam in Bewegung, unregelmäßig wie die letzten Atemzüge eines Sterbenden, aber immerhin, er reagierte.
    Danke .
    Sie hatte den Stoßseufzer kaum zu Ende gedacht, da strömte eine schwarze Rauchwolke durch die Kabinenlüftung, die sie zum Husten brachte.
    Irgendetwas ist beschädigt, aber es müsste trotzdem gehen.
    Holly kurbelte die Abdeckung der Windschutzscheibe herunter. Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie erstarren. Sie hatte erwartet, hinter der Kunststoffscheibe das blaue Wasser eines unterirdischen Flusses zu sehen, doch stattdessen blickte sie in einen Abgrund. Offenbar hatte sich die Kapsel in eine dünne Eisschicht über einer riesigen Höhle gebohrt, die sich in atemberaubender Tiefe zwischen dem Gletscher und der Felssohle erstreckte. Um sie herum war nichts außer steilen Eiswänden, schwach beleuchtet von ein paar flackernden blauen Lichtpunkten, den Triebwerken der Raumsonde, die sich weiter Richtung Erdkern bewegte.
    Da ist sie. Auf dem Weg nach unten.
    Holly betätigte die Auftauautomatik des Treibstoffblocks und tippte ungeduldig mit den Fingern, während er sich erwärmte.
    »Was ich jetzt brauche«, murmelte sie leise vor sich hin, »ist der Rückwärtsgang. Und zwar schnell.«
    Doch der Rückwärtsgang kam nicht schnell genug. Der Gletscherfluss grub sich in das Eisriff, in dem die Rettungskapsel steckte, und brachte es zum Bersten. Einen Moment lang schien die Kapsel zu schweben, dann rutschte sie durch das Loch und stürzte im freien Fall in die Tiefe.
    Ein paar Minuten zuvor hatte der Junge mit dem Gesicht von Artemis Fowl oben am Rand gestanden, zu Holly Short hinuntergeschaut und ihren Einsatz und ihre Fitness bewundert.
    »Ganz schön draufgängerisch, n’est-ce pas ? Sehen Sie sich an, wie sie mit den Elementen kämpft.«
    Foaly trabte neben ihn. »Komm schon, Artemis, mich kannst du nicht auf den Arm nehmen. Was hast du vor?«
    Orions Miene war entspannt. An ihm wirkten Artemis’ Gesichtszüge offen und vertrauenswürdig. Und das grenzte an ein Wunder, denn bei Artemis wirkten dieselben Züge verschlossen und nahezu finster; sie waren sogar schon hinterhältig genannt worden, von einem Musiklehrer an seiner Schule. Und zwar in Artemis’ Zeugnis, was

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