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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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sich nehmen, wird sich ein Funke bilden. Ein einziger Funke, mehr nicht. Setzen Sie diesen kleinen Trick weise ein, mein Captain, sonst wird der Funke nicht kommen, wenn Sie ihn am meisten brauchen.«
    Und das ausgerechnet von einer trunksüchtigen Fee.
    Er hatte den Trick ein paarmal angewendet, aber nicht seit seiner Verhaftung. Bis zu jenem Zeitpunkt. Und so wünschte Turnball sich zu seinem Geburtstag abends Kugelfisch mit Fo-Fo-Beeren und geraspelter Alraunenwurzel, dazu eine Karaffe Reiswein und als Abschluss einen Erdkaffee. Im Gegenzug bot er an, den Aufenthaltsort einer berüchtigten Bande von Waffenschmugglern zu verraten, was für den Gefängnisdirektor außerordentlich karrierefördernd sein würde.
    Und so willigte Tarpon Vinyáya ein. Als Vishby mit dem Essen kam, lud Turnball ihn ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Während sie plauderten, stocherte Turnball auf dem Teller herum, aß nur die Alraunenwurzel, trank den Wein dazu und verstärkte dabei subtil Vishbys Hass auf die ZUP .
    »Ja, mein lieber Vishby, das sind gefühllose Rüpel. Was hätten Sie denn tun sollen? Dieser Nichtsnutz von Diggums hat Ihnen doch gar nichts anderes übrig gelassen, als zu fliehen.«
    Und als der Moment gekommen war, als Turnball spürte, wie sich in seinem Innern ein einzelner Magiefunken bildete, legte er Vishby leicht die Hand auf die Schulter, so dass die Spitze seines Daumens den Hals des Wasserelfs berührte.
    Normalerweise ist es keine große Sache, jemanden am Hals zu berühren. Deswegen werden keine Kriege angezettelt. Aber diese Berührung war folgenreich. Denn auf seine Fingerspitze hatte Turnball mit seinem eigenen Blut eine Bannungsrune der Schwarzen Magie gemalt. Turnball war ein überzeugter Anhänger von Runen. Um die maximale Wirkung zu erzielen, hätte das Opfer eigentlich mit ausgestreckten Armen und Beinen auf einer Granitplatte liegen müssen, besprüht mit einem Öl aus Einhorntränen und von Kopf bis Fuß mit Symbolen tätowiert, und dann mindestens drei Minuten lang einer vollen Magieladung ausgesetzt werden, aber in der Not muss man sich mit dem begnügen, was man hat, und das Beste hoffen.
    Turnball berührte also Vishby am Hals und übertrug dadurch seinen Magiefunken.
    »Autsch!« Vishby schlug sich auf den Hals, als hätte ihn etwas gestochen. »Was war das denn? Ich habe einen Schlag bekommen, Turnball.«
    Rasch zog Turnball seine Hand zurück. »Elektrische Aufladung. Das passiert mir ständig. Meine Mutter hat sich früher nie getraut, mir einen Kuss zu geben. Hier, Vishby, trinken Sie einen Schluck Wein, als Entschädigung für den Schreck.«
    Vishby warf der Karaffe einen gierigen Blick zu. Normalerweise waren im Gefängnis keine alkoholischen Getränke erlaubt, weil bei häufigerem Genuss die Magierezeptoren schrumpfen können. Aber wie bei den Menschen gibt es auch bei den Unterirdischen einige, die die Finger nicht von dem lassen können, was ihnen schadet.
    »Da lasse ich mich nicht lange bitten«, erwiderte Vishby prompt und ergriff beherzt die angebotene Schale.
    Nein , dachte Turnball. Von jetzt an springst du, wenn ich mit dem Finger schnippe .
    Turnball wusste, es würde funktionieren. Er hatte es schon öfter ausprobiert, und an stärkeren Charakteren als Vishby.
    Und so kam es, dass Vishby nie mehr nein sagen konnte, wenn Turnball Root etwas von ihm wollte. Es fing mit ganz einfachen, harmlosen Dingen an: eine zusätzliche Decke, Lektüre, die nicht im Gefängnisserver vorhanden war. Doch alsbald fand Vishby sich unrettbar in Turnballs Fluchtpläne verwickelt, und zu seinem Erstaunen störte es ihn nicht einmal. Im Gegenteil, es erschien ihm vollkommen vernünftig.
    Im Lauf der folgenden vier Jahre war Vishby vom Aufseher zum Komplizen geworden. Er hatte Kontakt zu mehreren anderen Insassen aufgenommen, die Turnball noch immer treu ergeben waren, und bereitete sie auf die große Flucht vor. Mehrmals brach er mit Hilfe seines Sicherheitscodes in die Recyclingfabrik der stillgelegten Koboi Laboratorien ein, wo er unter anderem das Scrambler-Plättchen und die noch viel wertvollere Kontrollkugel der Marssonde gefunden hatte. In einem verstaubten Winkel seines Verstandes wusste Vishby, dass diese Diebstähle eines Tages entdeckt werden würden, aber irgendwie kümmerte es ihn nicht.
    Das meiste von dem, was er bei Koboi gefunden hatte, war entweder vollkommen nutzlos oder zu kaputt, um es noch reparieren zu können, aber die Kontrollkugel brauchte nur eine leichte Laserpolitur und

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