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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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allein − ich habe nur Ihr Handy in die Halterung gesteckt, das Programm gestartet, und schon ging’s los.«
    Die Kapsel verhielt sich wie ein Spürhund. Manchmal blieb sie abrupt in der Luft stehen, wenn sie die Spur verloren hatte, und suchte dann hektisch rechts und links, bis sie das gesuchte Isotop wieder auf der Anzeige hatte. Einmal tauchte sie sogar ins Meer, immer tiefer, bis der Rumpf unter dem Druck zu knacken begann und sie eine Platte der Stahlverkleidung verloren.
    »Keine Sorge«, beruhigte Mulch sie. »Alle unterirdischen Gefährte sind so konstruiert, dass sie auch unter Wasser funktionieren. Wenn man unter der Erde lebt, bietet sich das an.«
    Doch Juliet ließ sich dadurch nicht beruhigen. Soweit sie sich erinnern konnte, war eine Behauptung von Mulch Diggums ungefähr so glaubwürdig wie die Versicherung eines Trolls, er ernähre sich ausschließlich vegetarisch.
    Zum Glück dauerte der Unterwasserabstecher nicht lange, und bald flitzten sie wieder oberhalb der Wellen dahin − ohne weitere Zwischenfälle, abgesehen davon, dass Mulch es nicht lassen konnte und doch noch mal einen von den Knöpfen drückte. Prompt wären sie beinahe erneut ins Wasser gestürzt, denn dummerweise hatte er die Not-Bremsfallschirme erwischt.
    »Der Knopf hat mich so angelächelt«, gab Mulch als Entschuldigung an. »Da konnte ich einfach nicht widerstehen.«
    Durch den abrupten Halt rutschte Butler über die gesamte Länge der Bank bis zur Cockpit-Abtrennung. Und nur seine blitzschnelle Reaktion verhinderte, dass er mit dem Kopf gegen das Gitter krachte.
    Er rieb sich den Schädel, den er sich an einer Querstrebe aufgeschrammt hatte. »Immer schön sachte, sonst gibt’s Konsequenzen. Wie Sie vorhin so treffend sagten: Wir brauchen Sie nicht, um diese Kapsel zu fliegen.«
    Mulch lachte schallend, was ihnen einen wenig einladenden Blick auf seine geräumige Nahrungsmittelverarbeitungsanlage bot. »Das mag sein, mein gruselig-großer Menschenfreund. Aber Sie brauchen mich auf jeden Fall für die Landung.«
    Daraufhin hallte auch Juliets übermütiges Lachen von den runden Metallwänden wider.
    »Ich weiß gar nicht, was daran so komisch ist«, sagte Butler vorwurfsvoll.
    »Komm schon, Brüderchen. Du lachst bestimmt auch, wenn Mulch uns das Video vorführt.«
    »Hier gibt’s Kameras?«, fragte Butler entgeistert, woraufhin die beiden sofort wieder anfingen zu lachen.
    Bei aller Heiterkeit wusste Butler, dass er bald seinem Schützling, Artemis Fowl, gegenüberstehen würde. Einem Schützling, der ihm nicht mehr vertraute, der ihn allem Anschein nach belogen, Juliet als Vorwand benutzt und ihn ans andere Ende der Welt geschickt hatte.
    Ich habe geglaubt, meine kleine Schwester wäre in Gefahr. Wie konnten Sie so etwas tun, Artemis?
    Artemis würde sich einigen harten Fragen stellen müssen, wenn er ihn gefunden hatte. Und Butler hoffte, dass er gute Antworten parat hatte, denn sonst könnte es sein, dass zum ersten Mal in der seit Jahrhunderten verbundenen Geschichte ihrer beiden Familien ein Butler kündigte.
    Artemis ist krank , sagte sich Butler. Er kann nichts dafür .
    Trotzdem würde er ihn nicht ohne Erklärung und Entschuldigung davonkommen lassen.
    Schließlich hielt das Shuttle mit einem Ruck kurz oberhalb des sechzigsten Breitengrads mitten über dem offenen Meer. Die Stelle sah kein bisschen anders aus als die grauen Quadratmeilen, die sich rundherum bis zum Horizont erstreckten – bis der Anti-Schwerkraft-Strahl sich durch zwei Meter Wasser pflügte und die pfeilförmige Spitze der Rettungskapsel sichtbar wurde.
    »Ich liebe diese Kiste«, rief Mulch begeistert. »Sie lässt mich schlauerer wirken, als ich bin.«
    Die umgebenden Wassermassen wogten und brodelten, als unsichtbare Impulse die Oberfläche abtasteten und die Wellen so weit komprimierten, dass das Gyroshuttle genau auf der Stelle verharrte. Für die Insassen der Rettungskapsel mussten die Impulse, die auf die Stahlverkleidung trafen, klingen wie das Läuten einer Glocke.
    »Hallo«, rief Mulch. »Wir sind hier oben.«
    Butler reckte Kopf und Schultern ins Cockpit; mehr von ihm passte nicht hinein. »Können wir sie nicht anfunken?«
    »Anfunken?«, entgegnete der Zwerg. »Sie haben nicht viel Erfahrung als Flüchtling, oder? Wenn man ein ZUP -Shuttle klaut, reißt man als Erstes alles heraus, was ein Signal ans Polizeipräsidium senden könnte. Jedes Mikro, jedes Kabel, jede Kamera. Ich kenne Leute, die geschnappt worden sind, weil sie die

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