Der Attentaeter von Brooklyn
geliefert wurden. Gestern Abend sind drei Libanesen mit einem Koffer voll Haschisch ins Café gekommen, pünktlich nach Plan, und da habe ich sie erwartet.«
»Mein Glückwunsch an Sie.« Omar spürte, dass Hamsa noch etwas anderes auf dem Herzen hatte. Er wartete.
»Es tut mir immer noch sehr leid, dass ich den Jungen erschossen habe, Ustas «, sagte Hamsa. »Ich hatte den Schuss gehört und –«
Omar Jussuf hörte die tiefe Zerknirschung in der Stimme des Polizisten. Er hatte sich oft gewünscht, Hamsa hätte Nisar nicht erschossen, obwohl er auch das Gefühl hatte, dass der Junge nicht mehr hätte weiterleben wollen, nachdem Rania getötet worden war. Und auch über seine eigene Rolle beim Tod des Mädchens war er unglücklich. An einem schlechten Gewissen hat der Mensch schwer zu tragen, dachte er, aber mit ein bisschen Freundlichkeit wird meine Last leichter werden . »Ich bestehe darauf, dass Sie deswegen kein schlechtes Gewissen haben sollten, Hamsa. Sie haben nur ihren Job gemacht.«
Hamsas Stimme wurde wehmütig. »Bei Allah, wie fühlen Sie sich denn eigentlich so zu Hause?«
»Allah sei gepriesen, es ist herrlich.«
»Wie sieht es jetzt in Bethlehem aus? Wie geht es meiner Heimatstadt?«
Sie ist so, wie sie immer schon war, dachte Omar Jussuf, aber ich habe mich verändert. Ich habe Menschen, die ich liebte, schreckliche Dinge tun sehen, obwohl ich nun auch einen von ihnen mehr liebe als je zuvor. Ich habe New York gesehen, eine Stadt, von der ich mir nie hätte träumen lassen, sie zu besuchen, und ich habe sie von ihrer schlechtesten Seite kennengelernt. Aber ich habe dort auch Menschen getroffen, denen man vertrauen kann . »In Bethlehem fehlt ein so hingebungsvoller Polizist wie Sie.«
»Danke, Onkel. Lassen Sie mich noch ein wenig mit Ihnen über die alte Stadt plaudern. Sie haben vermutlich gerade zu Mittag gegessen. Wo gehen Sie heute Nachmittag hin?«
Omar Jussuf starrte auf den stummen Fernseher. Der Satellitensender brachte Einzelheiten über die abgebrochene Rede des Präsidenten vor der UN. Über den Schultern der Politiker sah Omar Jussuf die grünen Fenster der Dolmetscherkabinen. Durchs Glas der letzten Kabine erkannte er die Umrisse eines dunklen Kopfes. »An diesem Nachmittag«, sagte er, »werde ich die Eltern von Freunden besuchen.«
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