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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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hob. Auf dem Ziffernblatt seiner Uhr klebte Blut. Er rieb es mit dem Daumen weg. Unter dem verbliebenen, braunen Schmierfilm stand der Zeiger auf eins.
    Er hörte einen Schritt im Wohnzimmer. Er wartete. Noch drei Schritte, leise, aber entschlossen. Er spürte, dass jemand direkt hinter der offenen Schlafzimmertür stand.
    Vielleicht ist es Ala , dachte er. Er lebt noch . Er öffnete schon den Mund, um den Namen seines Sohnes zu rufen, starrte dann jedoch die Leiche auf dem Bett an. Oder der Mörder ist zurückgekommen.
    Er rappelte sich hoch und hatte dabei das Gefühl, als ob seine sämtlichen Muskeln in einem Gipsverband steckten. Er war sich nicht sicher, ob er die Konfrontation mit dem Mörder suchte oder auf der Suche nach einem Versteck war. Seine Knie zitterten. Sein Gehirn schien hinter seinen Augäpfeln zu schwappen. Er stützte sich gegen den Türrahmen, als er das Wohnzimmer betrat.
    Die Wohnungstür bewegte sich, und Omar Jussuf sah flüchtig den Rücken eines Mannes, der mit einem schwarzen gesteppten Mantel, schwarzer Hose und Schuhen und einer schwarzen Wollmütze bekleidet war. Im Vorbeigehen hatte der Mann das Streichholzmodell gestreift, und es war auf den Boden gefallen. Omar Jussuf lief zur Tür, aber als er sie erreichte, war der Mann schon die Treppe hinunter und verschwunden.
    Sein Hals verkrampfte sich unter Adrenalinschüben. Vielleicht war es nur ein Dieb, der zufällig eine offene Tür gesehen und einfach sein Glück versucht hat , redete er sich ein. Aber er war sich sicher, den Mörder gesehen zu haben. Er kam sich einsam und verwundbar vor. Was, wenn dem Mörder dämmern würde, dass er vor dem schwächlichen alten Mann, der zitternd im Schlafzimmer kniete, nicht die Flucht ergreifen musste?
    Auf dem Fußboden neben dem Sofa entdeckte er das Telefon. Ich muss die Polizei rufen , dachte er. Er griff zum Hörer, zögerte jedoch. Wie ist die Notrufnummer in diesem Land? Er erinnerte sich daran, einen Artikel gelesen zu haben, in dem erklärt wurde, warum das tödliche Datum für Amerikaner so vielsagend gewesen war, und wählte.
    Eine Frauenstimme antwortete. »9-1-1 Notruf.«
    Omar Jussuf räusperte sich und sagte in seinem präzisen Englisch: »Ich möchte einen Todesfall melden.«
    »Was ist die Todesursache, Sir?«
    Omar Jussuf gab sich Mühe, die Frau am anderen Ende der Leitung zu verstehen. Die Stimme der Telefonistin verriet die Undurchdringlichkeit einer bürokratischen Diktion, die dazu angehalten war, sich einer vorgestanzten, gehobenen Grammatik zu befleißigen. »Ich würde sagen, es handelt sich um Mord.«
    »Woher wissen Sie, dass es ein Mord ist, Sir?«
    Der Hörer zitterte in Omar Jussufs Hand. »Er hat keinen Kopf.«
    »Sie haben da eine tote Person ohne Kopf, Sir?«
    Omar Jussuf nickte in den Hörer.
    »Sir? Ist das die Sachlage?«
    »Das ist richtig«, stammelte er. »Kein Kopf.«
    »Wo genau befinden Sie sich, Sir?«
    Omar Jussuf suchte nach dem Zettel mit der Adresse seines Sohnes. Er durchwühlte seine Taschen, aber das Papier war weg. »Ich kann mich an die Adresse nicht mehr erinnern. Es ist in Bay Ridge. An der Fifth Avenue. Über einer Boutique.«
    »Der Name der Boutique, Sir?«
    »Abdelrahim. Aber das ist Arabisch. Auf Englisch steht da nur Boutique .«
    »Wie heißen Sie, Sir?«
    »Schicken Sie jetzt die Polizei?«
    »Ja, Sir. Wie heißen Sie?«
    »Sirhan. Omar Jussuf Sirhan. Aus dem Flüchtlingslager Dehaischa.«
    »Von wo, Sir?«
    »Äh, aus Bethlehem in Palästina. Ich bin kein Amerikaner.« Als er diese letzte, überflüssige Information hinzufügte, spürte Omar Jussuf, dass er sich beinahe beschämt anhörte. Es klang, als würde er eine Komplizenschaft am Mord des Mannes im Nebenzimmer und auch an den anderen Morden einräumen, die sein Volk in diesem Land feige begangen hatte, ein Geständnis, dass er ein Außenseiter war, nicht an den Anstand und das Vertrauen, das Amerikaner untereinander zu teilen glaubten, gebunden.
    »Kennen Sie die Identität des Opfers, Sir?«
    »Nicht genau.« Omar Jussuf spürte wieder den Druck hinter seinen Augen. Er ließ sich aufs Sofa fallen und hob seine Hand an die Stirn.
    »Sir?«
    »Es könnte mein Sohn sein.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Sir. Die Polizei ist bereits unterwegs.«
    »Wenn Allah es will, möge sie kommen. Inzwischen bleibe ich hier bei ihm.«
    »Sir?«
    Erst als Omar Jussuf aufgelegt hatte, wurde ihm klar, dass er die letzten Worten auf Arabisch gesagt hatte.
    Er hob das Streichholzmodell auf. Der

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