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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Cadfael. Er musterte den schlaksigen Jungen mit scharfem Blick. Was er sah, mißfiel ihm nicht. Ob es an der Selbstprüfung im Kerker lag oder mit Gedanken an Emma zu tun hatte - der Junge war in kurzer Zeit um einiges gereift. »Es freut mich, dich wieder unter uns zu sehen, und ohne daß es dir geschadet hat.«
    »Die Last ist mir noch nicht von den Schultern genommen«, erklärte Philip. »Noch bleibt die Anklage bestehen, selbst die Mordanklage ist nicht zurückgezogen worden.«
    »Dann steht sie nur noch auf einem Bein«, sagte Cadfael freundlich, »und mag jeden Augenblick in sich zusammenfallen. Hast du nicht gehört, daß es einen weiteren Todesfall gegeben hat?«
    »Das sagte man mir, und auch andere Übergriffe. Aber dieser letzte Mord steht sicherlich in keinem Zusammenhang mit den anderen Taten, nicht wahr? Bis dahin war alle Bosheit gegen Meister Thomas gerichtet. Dieser andere Mann aber war ein Fremder aus Chester.« Er legte eine Hand mit bittender Gebärde auf Cadfaels Arm. »Bruder, erübrigt eine kleine Weile für mich. Ich war an jenem Abend nicht ganz bei klarer Besinnung, und nun muß ich wissen, was ich tat und was mit mir geschah. Ich möchte jede Minute eines Abends nachzeichnen, den ich kaum für mich selbst zusammenfügen kann.«
    »Kein Wunder, nach diesem Schlag auf den Kopf. Komm mit und setz dich in den Garten, dort ist es still.« Er nahm den jungen Mann beim Arm, führte ihn zu dem Bogen durch die geschnittene Hecke und nötigte ihn, sich auf die Bank zu setzen, wo Emma und Ivo Corbiere am vergangenen Tag zusammen Platz genommen hatten. Es war gut, daß Philip nichts davon ahnte. »Nun, was möchtest du wissen, Junge? Ich wundere mich nicht, daß deine Erinnerung unklar ist. Du hast einen festen Schädel auf dem Hals und einen dicken Haarschopf, sonst wärst du besinnungslos liegengeblieben.«
    Philip blickte finster und zweifelnd über die Rosenstöcke hin und in die Ferne. Er wußte nicht recht, wieviel er sagen und was er für sich behalten sollte, begegnete endlich Bruder Cadfaels freundlich-geduldigem Blick und platzte heraus: »Ich komme eben von Emma.
    Ich weiß, sie ist in besserer Obhut, als ich sie ihr gewähren könnte, aber ich habe wenigstens etwas gefunden, was für sie getan werden kann. Sie will, daß der Mörder ihres Onkels die gerechte Strafe erhält.
    Und ich habe mir vorgenommen, ihn zu suchen.«
    »Die Grafschaftsbeamten und die ganze Stadtwache haben nichts anderes im Sinn«, sagte Cadfael, »doch bisher hatten sie wenig Erfolg.« Er sagte es nicht mißbilligend, oder um den jungen Mann zu entmutigen, sondern sehr nachdenklich. »Was das angeht, so bemühe auch ich mich um Aufklärung, doch war ich bisher ebenso erfolglos. Ein Verstand mehr, der sich mit der Sache beschäftigt, mag durchaus der Verstand sein, der die Wahrheit aufdeckt. Warum nicht?
    Aber wie willst du zu Werke gehen?«
    »Nun, wenn ich beweisen - beweisen! - kann, daß ich es nicht getan habe, werde ich vielleicht auf etwas stoßen, das mich zu dem Täter führt. Wenigstens kann ich einen Anfang machen, indem ich mich darauf zu besinnen versuche, was an jenem Abend mit mir geschehen ist. Nicht nur für meine eigene Verteidigung«, sagte Philip ernsthaft, »sondern weil mir scheint, daß ich die Tat durch mein Verhalten deckte und daß der Täter an mich und meinen Streit mit dem Händler gedacht haben mag und froh über die Ablenkung war, die ich ihm verschaffte, weil der erste Name, der nach dem nächtlichen Mord in aller Munde wäre, der meinige sein würde. Wer der Täter auch sein mag, er muß mein Kommen und Gehen bemerkt haben, sonst hätte ich ihm nicht von Nutzen sein können. Wäre ich die ganze Zeit mit zehn Freunden beisammen geblieben, so hätte ich nicht in Verdacht geraten können, und der Grafschaftsbeamte hätte sogleich begonnen, anderswo Ausschau zu halten. Aber ich war betrunken, mir war übel, und ich schleppte mich allein zum Fluß, wo ich lange blieb, soviel weiß ich. Lange genug, daß es hätte wahr sein können. Und der Mörder wußte es.«
    »Das ist nicht von der Hand zu weisen«, meinte Cadfael beifällig.
    »Was willst du also tun?«
    »Ich fange mit dem Streit am Flußufer an, wo ich den Schlag auf den Kopf bekam, und folge meiner eigenen Fährte, bis mir klar wird, was jetzt noch unklar ist. Ich erinnere mich, was dort geschah - daß Ihr mich vor den Wachsoldaten in Sicherheit brachtet und daß ich dann von zwei anderen weggeführt wurde. Aber meine Beine gaben

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