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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Aline innegehabt hatte, und schaute sie bedrückt an. »Irgend jemand hat es auf Euch und Euren Besitz abgesehen. Wie sonst wären so viele Angriffe zu erklären?
    Emma, ich fürchte um Euch - ich fürchte, daß Ihr eben jetzt von Gefahr bedroht seid. Der Tod Eures Onkels und die Gram und Trauer, die Ihr darum erleiden mußtet, bekümmern mich. Ich wünschte, ich könnte Euch irgendwie dienen.«
    »Oh, Ihr braucht Euch um mich nicht zu sorgen«, erwiderte sie.
    »Ich bin hier in den besten und freundlichsten Händen, und morgen wird der Jahrmarkt vorüber sein, Hugh Beringar und Aline werden mir helfen, eine sichere Rückreise in die Heimat zu finden.«
    »Morgen?« fragte er bestürzt.
    »Vielleicht noch nicht morgen. Roger Dod wird morgen mit der Barke flußabwärts fahren, aber es kann sein, daß ich noch einen oder zwei Tage länger bleiben muß. Wir werden noch eine Reisegesellschaft suchen müssen, der einige Frauen angehören, eine Gruppe, die über Gloucester südwärts geht und der ich mich bedenkenlos anschließen kann. Das mag einen oder zwei Tage dauern.«
    Selbst zwei Tage wären Gold wert. Aber danach würde sie fort sein, und er würde sie niemals wiedersehen. Dennoch konnte er angesichts dieser für ihn unglücklichen Aussichten nur an sie denken.
    Und er konnte sich nicht von dem Gefühl befreien, daß sie bedroht war.
    »Überlegt, wie viele böse Dinge sich in nur zwei Tagen ereignet haben, und immer in Eurer Nähe! Was mag in einem oder zwei weiteren Tagen nicht alles geschehen? Ich wünschte, Ihr wäret schon jetzt sicher zu Hause«, sagte er leidenschaftlich, »obwohl ich weiß Gott lieber meine rechte Hand verlieren würde als Euren Anblick.« Er merkte nicht einmal, daß seine rechte Hand ihre linke ergriffen hatte und festhielt. »Gebt mir wenigstens eine Möglichkeit, Euch zu dienen, bevor Ihr geht. Und wenn dies schon nicht möglich ist, sagt mir, daß Ihr mir glaubt, wenn ich beteure, daß ich Eurem Onkel niemals Schaden zugefügt habe...«
    »O ja«, sagte sie lächelnd, »das kann und will ich gern. Ich habe niemals wirklich daran geglaubt. Ihr seid nicht ein Mensch, der einen anderen hinterrücks überfällt und niedermacht. Ich habe es nie geglaubt. Aber noch immer wissen wir nicht, wer es tat! Ich wünschte um Euretwillen, es könnte vor aller Welt klar gezeigt werden.«
    Dankbar nahm er diese Worte auf, aber sie waren aus großmütigem Mitgefühl und keiner tieferen Empfindung heraus gesagt worden, soviel spürte er nur zu deutlich, während wenigstens Emmas Freundlichkeit sein Herz erfüllte.
    »Um meinetwillen und um der Gerechtigkeit willen«, sagte sie. »Es ist nicht recht, daß ein gemeiner Mörder seiner Strafe entgehen soll, und es bekümmert mich, daß meines Onkels Tod ungesühnt bleiben könnte.«
    Er wollte ihr dienen, hatte er gesagt. Und vielleicht hatte sie ihm einen Weg gewiesen. Es gab nichts, was er nicht für sie unternommen hätte. Er hätte sich vor die Schwelle jedes Zimmers gelegt, in dem sie sich aufhielt, wie ein Wachhund, wenn sie es von ihm verlangt hätte, aber sie tat es nicht, und sie bedurfte seiner Hilfe nicht. Sie lebte in der Obhut des stellvertretenden Grafschaftsbeamten und seiner Gemahlin, und diese würden über sie wachen, bis sich eine Gelegenheit zur Heimreise fände. Aber als sie von dem unbekannten Mörder sprach, der ihren Onkel hinterrücks niedergestochen hatte, blitzten ihre großen Augen in einem zornigen Saphirblau, und ihr Gesicht wurde glatt und gespannt wie das einer Marmorstatue. Ihre Klage war sein Auftrag. Er konnte und wollte etwas für sie tun.
    »Emma«, begann er mit gedämpfter Stimme und holte tief Atem, um seine Absicht zu offenbaren.
    Die Tür ging auf, obwohl keiner von ihnen das Klopfen gehört hatte.
    Constance steckte den Kopf herein. »Ritter Corbiere erwartet Euch, wenn Ihr frei seid«, sagte sie und zog sich zurück, ließ aber die Tür angelehnt. Offensichtlich durfte man einen adligen Herrn nicht lange warten lassen.
    Philip war schon auf den Beinen. In Emmas Augen war bei der Nennung des Namens ein Glanz wie von entfernten Sternen gekommen. »Ihr mögt Euch an ihn erinnern«, sagte sie. Es war wie ein letzter Brocken von Aufmerksamkeit, den sie ihm hinwarf. »Er ist der junge Herr, der uns an der Landungsstelle zu Hilfe kam, zusammen mit Bruder Cadfael. Er war sehr freundlich zu mir.«
    Philip erinnerte sich, obwohl seine benommenen Sinne zum Zeitpunkt des Geschehens alles verzerrt wahrgenommen hatten. Er

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