Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Kerl mit dem Bart.«
    Gilbert Prestcote höchstselbst hatte sich am Nachmittag zu Fuß und ohne Eskorte auf den Jahrmarktsplatz begeben, um sich mit eigenen Augen des öffentlichen Friedens zu versichern. Auf dem Rückweg zur Stadt betrat er gerade den Klosterhof, um mit Hugh Beringar zu sprechen, als Cadfael in aller Eile mit seiner Neuigkeit aus dem Kräutergarten kam. Nachdem Prestcote und Beringar seinem Bericht gelauscht hatten, sahen sie ihn und einander mit bedenklichen Mienen an.
    »Corbiere befindet sich gegenwärtig im Gästehaus«, sagte Beringar, »und ich glaube, Aline sagte, er sei schon länger als eine Stunde da. Emma hat sein Herz entflammt, ich glaube kaum, daß er in diesen letzten zwei Tagen Augen und Ohren für etwas anderes hatte. Seine Leute sind sich selbst überlassen und laufen herum, wie es ihnen gefällt, er verlangt nur, daß sie ihre Arbeit tun. Es könnte der Mann sein.«
    »Sein Herr hat das Recht, unterrichtet zu werden«, erklärte Prestcote. »Zucht und Ordnung lassen nach, wenn das Land zerrissen ist und jeder sehen kann, wie das Recht verhöhnt und mit Füßen getreten wird. Ich hoffe, es wurde nichts gesagt oder getan, was diesen Kerl warnen könnte? Er hat keine Ursache, die Flucht zu ergreifen? Nun, sicherlich weiß er den Schutz eines Namens wie Corbiere zu würdigen.«
    »Kein Wort ist gesprochen worden, außer zu Euch«, erwiderte Cadfael. »Und der Mann mag die Wahrheit gesagt haben.«
    »Die Stoffasern«, warf Beringar ein, »habe ich hier bei mir. Ein Vergleich sollte anhand dieser Probe möglich sein.«
    »Bittet Corbiere zu mir«, befahl Prestcote.
    Beringar nahm den Botengang auf sich, da Ivo Corbiere ein Gast in seinen Räumen war. Während sie in gespanntem Schweigen warteten, kamen zwei von den Waffenknechten des Klosters zum Torhaus herein, ungespannte Langbogen über den Schultern, und zwischen ihnen Turstan Fowler mit seiner Armbrust, alle drei erhitzt, guter Dinge und in bestem Einvernehmen. Am letzten Tag des Jahrmarkts fanden gewöhnlich Wettkämpfe vielerlei Art statt. Es wurde gerungen, in den Uferwiesen der Flußau auf Stückfässer geschossen, Langbogen gegen Armbrust, obwohl der hier gebräuchliche Langbogen in den meisten Fällen der kurze walisische Bogen war, der zur Brust gespannt wurde, nicht zum Ohr. Der sechs Fuß lange Bogen war bekannt, aber eine Seltenheit. Auch gab es Wettrennen und Geschicklichkeitsspiele für Reiter auf dem Turnierplatz der Burg. Dort gab es Ringelstechen und den Rennpfahl, auf dem ein waagerechter Balken mit einer Scheibe an einem und einem Sandsack am anderen Ende ruhte. Während die Reiter vorbeigaloppierten, stießen sie mit der Lanze nach der Scheibe und mußten sich entfernt haben, bevor der Sandsack sie treffen konnte.
    Handel und Spiel machten gute Gefährten und bescherten den Bier-und Weinschenken, wo die Gewinner sich bald von allem trennten, was sie gewonnen hatten, und die Verlierer ihre Verluste wettmachten, besonders hohe Einnahmen.
    Diese drei waren in streitlustiger Freundschaft vereint und scherzten in einem fort. Jeder schien sich seiner Waffe zu rühmen.
    Sie hatten den Hof noch nicht halb durchquert, als Beringar und Corbiere aus dem Gästehaus traten. Letzterer sah seinen Bogenschützen zu den Stallungen hinübergehen und bedeutete ihm mit einer gebieterischen Gebärde zu bleiben.
    Seit er an jenem ersten Abend die Gunst seines Herrn verscherzt hatte, war an Turstan Fowlers Diensten nichts mehr auszusetzen gewesen. Angewiesen, sich fernzuhalten, aber in Rufweite zu bleiben, gehorchte er ohne Fragen und fuhr fort, sich mit seinen Rivalen zu unterhalten. Er mußte seine Sache beim Wettschießen gut gemacht haben, denn sie schienen über seine Armbrust zu diskutieren. Um ihnen vorzuführen, daß er beim Nachspannen kaum langsamer war als sie mit ihren Bogen, stemmte er einen Fuß in den metallenen Spannhaken und zog die Sehne an. Der Disput um Geschwindigkeit und Reichweite beider Waffen würde zweifellos andauern, solange sie gebräuchlich blieben. Cadfael hatte zu seiner Zeit beide gebraucht, ebenso wie den östlichen Langbogen, das Schwert und die Lanze des Reiters. Selbst in diesem ernsten Augenblick erübrigte er einen langen Blick für den freundschaftlichen Streit, der einige Dutzend Schritte entfernt stattfand.
    Dann ging Ivo Corbiere mit Beringar zu Cadfael und Prestcote, offensichtlich bestürzt und erschüttert. Seine freundliche Anmut und seine Zuversicht waren geschwunden. In seinem

Weitere Kostenlose Bücher