Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
man sich nicht nur innerhalb der Klostermauern, sondern weit darüber hinaus. Und obgleich Bruder Mark der fleißigste und geduldigste Helfer war, den man sich wünschen konnte, wäre es herzlos, ihn mit solch einer Verantwortung allzu lange allein zu lassen. Mit erleichtertem Herzen ging Cadfael zu seiner Werkstatt, nachdem er seine Sorgen auf breitere Schultern abgewälzt hatte, geradeso wie Bruder Mark glücklich sein würde, dies bei der Ankunft seines Lehrers und Beschützers zu tun.
Die starken Düfte des Kräutergartens verbreiteten sich nach so vielen Stunden der Hitze und des Sonnenscheins über das umliegende Land wie eine besondere, den Sinnen, nicht der Seele, zugemessene Segnung. Unter den Dachbalken der Werkstatt raschelten die herabhängenden Büschel getrockneter Blätter und Kräuter und zirpten in den Wogen erwärmter Luft wie Nester von Singvögeln, selbst die tragenden Gerüstbalken der Hütte, mit Öl bestrichen, um dem Austrocknen und Aufplatzen des Holzes vorzubeugen, atmeten warmen Duft.
»Ich habe den Balsam gegen Geschwüre fertig gemacht«, erstattete Bruder Mark pflichtschuldig und im frohen Bewußtsein gut getaner Arbeit seinen Bericht. »Und ich habe alle Mohnkapseln geerntet, die reif waren, aber ich habe sie noch nicht aufgebrochen, um die Samenkörner zu sammeln, weil ich dachte, sie sollten noch einen oder zwei Tage in der Sonne trocknen.«
Cadfael nahm eine der großen Mohnkapseln zwischen Daumen und Zeigfinger, drückte sie und lobte die einsichtige Entscheidung.
»Und das Angelikawasser für das Spital?«
»Bruder Edmund schickte vor einer halben Stunde danach. Ich hatte es bereit. Und ich hatte einen Patienten«, sagte Bruder Mark, während er geschäftig die kleinen Tonschalen, die er zum Sortieren von Samenkörnern verwendete, auf ein Regal stellte. »Früher schon, bald nach dem Mittagsmahl. Ein Reitknecht mit einer Schnittwunde am Arm. Er sagte, er hätte sich die Haut an einem Nagel im Stall aufgerissen, als er das Zaumzeug herunternehmen wollte, aber in meinen Augen nahm es sich wie ein Messerschnitt aus. Die Wunde war nicht allzu sauber, also reinigte ich sie und versorgte sie mit etwas von Eurer Gänsekrautsalbe. Ich glaube eher, daß die Stallknechte gestern abend auf der Tenne mit den Würfeln gespielt haben, wobei es zu einem Streit kam, und jemand zog ihm das Messer über den Arm. Freilich würde er das kaum zugeben.« Bruder Mark wischte die Hände aneinander ab und wandte sich mit einem Lächeln um. »Das ist alles. Ein ruhiger Nachmittag, Ihr hättet Euch nicht zu sorgen brauchen.« Beim Anblick von Cadfaels Miene zog er in komischer Verwunderung die Brauen hoch und fragte: »Warum starrt Ihr mich so an? Was gibt es, daß Ihr die Augen so weit aufsperrt?«
Auch den Mund, dachte Cadfael und klappte ihn zu, während er über die Eigentümlichkeit menschlicher Anstrengung nachdachte und über die plötzlichen Belohnungen, die unverdient gewährt wurden. In diesem Fall vielleicht nicht unverdient, da dies Bruder Mark zugefallen war, dessen Bescheidenheit überhaupt keine Forderungen stellte.
»Welcher Arm war verletzt?« fragte er, was Bruder Mark, der sich natürlich nicht denken konnte, warum das von Bedeutung sein sollte, noch mehr verblüffte.
»Der linke. Von hier, dem äußeren Rand des Handgelenks, die Unterseite des Unterarms entlang, beinahe bis zum Ellbogen.
Warum?«
»Hatte er seinen Kittel an?«
»Nicht, als ich ihn sah«, antwortete Mark und erlaubte sich ein Lächeln über die Absurdität dieser Befragung. »Aber er hatte ihn über den gesunden Arm gelegt. Ist das wichtig?«
»Mehr als du dir denken kannst! Du sollst es später erfahren, ich scherze nicht mit dir. Von welcher Farbe war der Kittel? Und konntest du den Ärmel sehen, der den verletzten Arm bedecken sollte?«
»Freilich. Ich machte mich erbötig, ihn für ihn zu nähen - ich hatte gerade wenig zu tun. Aber er sagte, er hätte ihn bereits zusammengeheftet, und das hatte er getan, sehr grob, und mit schwarzem Faden. Ich hätte es besser machen können; das Original war ungebleichter Leinenfaden. Die Farbe? Rötlichbraun, ein Kittel, wie die meisten Stallknechte und Reiter sie tragen, aber von gutem Stoff.«
»Kanntest du den Mann? War er keiner von unseren Klosterknechten?«
»Nein, der Knecht eines Gastes«, sagte Bruder Mark, geduldig in seiner Verwunderung. »Nicht ein Wort zu seinem Herrn, sagte er! Es war einer von Ivo Corbieres Pferdeknechten, der Ältere, der mürrische
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