Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
angespannten Gesicht schauten die dunklen Augen groß und verwundert drein unter den stolz erhobenen Brauen und den blonden Locken. »Ihr wünscht mich zu sprechen, Sir? Freund Beringar hat keine Einzelheiten genannt, aber er sagte, es sei eine ernste und dringende Angelegenheit.«
»Es handelt sich um einen Eurer Männer«, sagte der Grafschaftsbeamte.
Er schüttelte zweifelnd den Kopf und nagte an seiner Unterlippe.
»Ich weiß von nichts... Seit Fowler sich heillos betrank, und von da an hat er sich reuig gezeigt und ist immer in der Nähe geblieben. Und mit seinem Rausch hat er niemandem als sich selbst Schaden zugefügt, der Tölpel. Aber sobald ihre Arbeit getan ist, können die Leute tun und lassen, was ihnen beliebt. Der Jahrmarkt ist für jedermann da. Was ist nicht in Ordnung mit meinen Männern?«
Es blieb Prestcote überlassen, ihn über die Sachlage zu unterrichten. Corbiere erbleichte sichtlich unter seiner gesunden Sonnenbräune. »Dann steht mein Knecht unter dem Verdacht der Mordtat, deren Aufdeckung ich - guter Gott, erst heute morgen miterlebte! So mögt Ihr wissen, sein Name ist Ewald, er kommt von einem Rittergut in Cheshire und stammt aus dem Norden, doch hat er niemals zuvor schlechte Charakterzüge gezeigt, wenngleich er ein mürrischer Mensch ist und wenige Freunde hat. Dies trifft mich schwer. Ich brachte ihn hierher.«
»Ihr mögt den Verdacht aufklären«, schlug Prestcote vor.
»Das werde ich tun!« Ivos Mund nahm einen Ausdruck harter Entschlossenheit an. »Um diese Zeit wollte ich ausreiten, mein Pferd hat hier wenig Bewegung gehabt und soll mich morgen nach Hause tragen. Ewald ist der Reitknecht, der das Pferd versorgt. Er sollte um diese Zeit im Stall sein und aufsatteln. Soll ich ihn holen lassen? Er wird meinen Ruf erwarten... Nein!« unterbrach er sich selbst und zog die Brauen zusammen. »Ich werde ihn nicht holen lassen, ich werde ihn selbst holen. Wenn ich Turstan dorthin schicke, möchtet Ihr argwöhnen, daß ein Knecht zum anderen halten und dieser seinen Gefährten warnen könnte. Es unterliegt keinem Zweifel, daß er unsere Zusammenkunft beobachtet, und er wird dieses Gespräch schwerlich als eine angelegentliche Unterhaltung deuten.«
Damit hatte er sicherlich recht. Turstan Fowler ließ die gespannte Armbrust am gestreckten Arm baumeln und hatte offenbar alles Interesse verloren, seine Rivalen über die Vorzüge der Waffe aufzuklären. Die anderen spürten, daß etwas in der Luft lag, was sie nichts anging, und entfernten sich langsam, wenn auch nicht ohne unauffällige Blicke über die Schultern, bis sie im Meierhof außer Sicht kamen.
Ivo Corbiere schritt zu den Stallungen hinüber. Fowler ließ ihn vorbei, zögerte, da er kein Wort von ihm zu hören bekommen hatte, wandte sich dann aber um und eilte ihm nach. Es war offensichtlich, daß er besorgte Fragen stellte. Ein kurzes Stück folgte er Corbiere, dann sahen die drei Beobachter seinen Herrn den Kopf wenden und dem Knecht eine kurze Zurechtweisung oder einen Befehl erteilen.
Turstan Fowler kehrte ernüchtert um, schlenderte zum Torhaus und blieb dort unschlüssig stehen.
Einige Minuten vergingen, ehe sie helle Hufschläge auf dem Kopfsteinpflaster vor den Stallungen hörten. Dann tänzelte der große dunkle Fuchs, schimmernd wie brüniertes Kupfer und unruhig vor Bewegungsdrang, aus dem Vorhof des Stallgebäudes. Der untersetzte, bärtige Reitknecht führte das Pferd am Zaumzeug, und Ivo Corbiere schritt vorneweg.
»Hier ist mein Knecht Ewald«, sagte er knapp und trat zurück - wie Cadfael bemerkte, in die Richtung des offenen Tores. Turstan Fowler schob sich unterdessen näher heran, angelockt von den Vorgängen beim Gästehaus, und sein scharfer Blick glitt forschend von einem Gesicht zum anderen. Ewald stand da, eine Hand am Zaumzeug des Pferdes, und schaute in unbehaglichem Mißtrauen in Prestcotes undurchdringliches Gesicht. Als das Pferd den Kopf hochwarf, hob der Knecht die linke Hand, um das Zaumzeug zu fassen, und tätschelte mit der Rechten beruhigend den schimmernden Hals des Fuchses, ohne seinen Blick jedoch vom Grafschaftsbeamten zu wenden.
»Mein Herr sagt, Euer Gnaden haben mich etwas zu fragen«, sagte er mit langsamer, widerwillig stockender Stimme.
Unter dem linken Arm war der schlecht geflickte Ärmel deutlich zu erkennen, weil der Stoff zwischen den großen Stichen wellig war. Das Ende des Leinenfadens hing lose herab und zitterte in der Sonne und der leichten Brise wie eine tanzende
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