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Der Aufstand Der Ungenießbaren

Der Aufstand Der Ungenießbaren

Titel: Der Aufstand Der Ungenießbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edo Popovic
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auch hier anfangen, die Bonzen und Geldsäcke zu entführen.
    Obwohl die Ungenießbaren nach dem Prinzip Je mehr der Mensch braucht, um sich gut zu fühlen, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Dinge eine böse Wendung nehmen gelebt hatten, lebten sie doch nicht von Luft. Wie wir gesehen haben, benötigten sie keinen Strom, Wasser entnahmen sie der Erde, einen Großteil ihrer Nahrung holten sie sich aus Müllcontainern, doch dort konnten sie nicht alles finden, zum Beispiel gab es da keinen Tee, Kaffee, kein Mehl und keine Gewürze. Die Müllcontainer in der Zone waren nicht so gut bestückt, dort wurde in den Supermärkten vor allem Ware verkauft, deren Haltbarkeitsdatum schon abgelaufen oder doch beinahe abgelaufen war, all das, was in der Holding direkt im Müllcontainer gelandet wäre. Das Geld diente den Ungenießbaren also nicht als Brennstoff, sie kauften dafür Vitamine, Eiweiß, Mineralien, sie verwendeten es auch, um auszugehen, zu verreisen und um Benzin zu bezahlen. Sie hatten keine Mäzene, und sie waren ein wenig zu radikal für Brauereien und Telefongesellschaften, die ansonsten gerne alternative Bewegungen für ihre Werbung einspannen. Deshalb verwendeten sie die Kreditkarten der Entführten.
    Das System war einfach: Während eine Gruppe den Entführten fortschaffte, ging eine andere zum Shopping in der Holding. Es fiel den Verkäufern nicht im Traum ein, Probleme zu machen, weil irgendjemand zwanzig Markenuhren kaufte oder eine komplette Palette gadgets – ganz im Gegenteil. Solange die Kreditkarte in Ordnung ist – ist alles in Ordnung. Man muss ja Geld ausgeben, und jeder, der eine gültige Kreditkarte hat und Geld ausgeben will, ist ein guter, anständiger und angesehener Bürger. Den Käufern in der Zone kam es noch weniger in den Sinn, irgendwelche Fragen nach der Herkunft der Waren zu stellen, und selbst wenn sie gewusst hätten, dass ein iPad oder ein ähnlicher Gegenstand mit der Kreditkarte, die man einem Bonzen aus der Holding abgenommen hatte, gekauft worden war, wäre es erst recht eine gute Empfehlung gewesen, ein zusätzlicher Kaufanreiz. Und das Geld vermehrte sich in der Büchse der Ungenießbaren.
    Ein sauberes Geschäft.
    Den Ungenießbaren kam entgegen, dass die Holding von Gier verseucht war, dass man jeden Holdingangestellten bestechen konnte, von der Vorstandsvorsitzenden bis hin zu den Polizisten an den Kontrollpunkten der Einfahrten, abhängig davon, was man brauchte und wie viel Geld man hatte. Eine bestechliche Spitze hat ihre Entsprechung am Boden. Die Schmiergelder orientierten sich an den Löhnen. Wenn man zum Beispiel mit 10.000 € einen Minister schmieren konnte, und das konnte man auch schon für einen viel bescheideneren Betrag, dann drückte der Polizist schon für 300 € ein Auge zu. Und für seine ständigen Kunden drückte er auch schon mal für 100 € ein Auge zu.
    Die Ungenießbaren hatten ihre Polizisten an einem Kontrollpunkt an der Brücke der verdienstvollen Hukeiverbres, der ehemaligen Brücke der Jugend. Formal schmuggelten sie verbotene Bücher in die Holding, alte pornografische Mappen, Marihuana und Haschisch, doch das war eigentlich nur eine Nebentätigkeit. Wichtiger war für sie, dass die Polizisten ein Auge zudrückten, wenn sie gelegentlich etwas aus der Holding herausschmuggelten.
    Aber dann weigerte sich Van ˇ ca, Milinovi ć durch Flüssigkeitsentzug umzubringen. Er sagte, dass ihn das anekeln würde. So habe man in Amsterdam, führte er aus, afrikanische Schwarze an Durst und Hunger verrecken lassen, nachdem man sie bei der Weltausstellung als Exponate in Käfigen zur Schau gestellt hatte. Und seit wann würden sich die Ungenießbaren der Methoden von Rassisten und Faschisten bedienen. Warum tötest du ihn nicht einfach?, blaffte er Gärtner an.
    Als sich Van ˇ ca der Polizei stellte, verließen die Ungenießbaren die Eisenbahnerkolonie und zerstreuten sich – jeder auf der Suche nach seinem eigenen Glück. Doch Glück und Unglück sind Begriffe, über deren Bedeutung sich zwei Menschen selten einig werden können. Immer wenn Gärtner Glück hatte, musste irgendjemand dran glauben. Pavi ć , Milinovi ć und einige andere könnten davon ein Lied singen, wenn sie es noch könnten. Und dann schnappte sich Gärtner den Liebling des Kardinals, was Unglück über ihn selbst, diesen bedauernswerten Mann, über den Kardinal und über Fraktalfrau brachte.
    Ein völliger Reinfall.
    Und jetzt warten sie beide in gebührender

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