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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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nicht von allen hier sagen kann. Viele mögen einen Fremden gern herausfordern.« Sie lachte, und Jaryn setzte sich verwirrt. Die beiden Brüder nickten ihm zu. Schmale, blasse Burschen, hager mit Schwielen an den Händen. Jaryn nickte zurück.
    »Aber die Kappe nehmen wir ab«, rief Mariella und lupfte sie Jaryn vom Kopf. Der fuhr entsetzt hoch von der Bank, doch niemand schien ihn als Sonnenpriester zu erkennen. »Sieh mal an, was für ein schmucker Kerl du bist«, lachte Mariella. »Da könnte ich doch glatt meine guten Vorsätze vergessen.« Sie wiegte sich in den Hüften. »Was möchtest du denn trinken, du Hübscher?«
    »Ein Bier«, murmelte Jaryn.
    »Sag es nur laut, du Feiner, und sei nicht so befangen, hier tut dir niemand etwas.« Sie strich ihm über den Scheitel. »Wunderschönes Haar hast du und eine wunderliche Frisur – für einen Bauern.«
    Jaryn rührte sich nicht, doch innerlich erschauerte er. Wusch das Wasser von Kurdur wirklich jede Schändung ab? Immerhin hatte er schon eine Vergewaltigung überstanden. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich komme von weither, da ist es so üblich. Ich hätte auch gern etwas zu essen«, fügte er rasch hinzu, um weiteren Fragen vorzubeugen.
    »Es gibt Gemüseauflauf mit Käse und Schweinefleisch, kostet aber drei Kupferringe. Billiger ist die Mehlsuppe mit Klößen und Pflaumen.«
    »Ich nehme den Auflauf.«
    »Gut. Kommt gleich.« Mariella wandte sich mit Bedauern den anderen Gästen zu, denn es gab viel zu tun. Die beiden Brüder beobachteten ihn verstohlen. Jaryn vermied ihre Blicke, dafür sah er sich neugierig im Gastraum um. Männer in grauen und braunen Arbeitskitteln mit bleichen Gesichtern, rauer Haut, struppigen Haaren und Bärten leerten Bierhumpen in einem Zug. Ihr Tagwerk mochte schwer gewesen sein, doch hier fiel diese Last von ihnen ab. Raues Lachen und falsches Singen erfüllten den Raum. Hier und da hämmerte eine Faust auf die Tischplatte, Füße scharrten, Holzbänke knarrten. Es war eine Fülle von Lauten, wie Jaryn sie noch nie gehört hatte. Es stank nach menschlichen Ausdünstungen, dem alten Stroh auf dem Boden, nach Essen und schalem Bier. Aber auch nach unbändiger Lebenslust, als hätten diese Männer viel nachzuholen.
    Hinter einem langen Brett auf zwei Fässern hatte Jaryn einen beleibten Mann mit schwarzem Bart entdeckt, den er für den Wirt hielt. Als das Essen kam, fragte er Mariella nach ihm. »Ja, das ist Sassan, ihm gehört die Rabenhöhle, und außerdem ist er mein Vater. Was willst du denn von ihm?«
    »Einige Auskünfte, wenn es recht ist.«
    »Was für Auskünfte? Über wen? Über was?«
    »Das würde ich gern mit dem Wirt – deinen Vater selbst besprechen.«
    Aus alter Gewohnheit hielt sich Jaryn an Männer, aber da kam er bei Mariella schlecht an. »Wird ein schönes Geheimnis sein, das du mit meinem Vater bereden willst. Kennt er dich denn?«
    »Nein.«
    »Dann kannst du ebenso mich fragen. Was willst du denn wissen?«
    Jaryn betrachtete angestrengt den dampfenden Auflauf. »Du bist zu jung, um über die Angelegenheit Bescheid zu wissen. Sie liegt Jahre zurück.«
    Mariella zuckte die Achseln. »Na gut, ich hole meinen Vater. Aber Auskünfte verkauft er nur gegen blinkendes Silber.«
    Jaryn hielt ihr zwei Silberringe hin. »Gib ihm die.«
    Mariella starrte Jaryn an. »Du bist gar kein Bauer, was? Kommst gar aus Margan und willst uns aushorchen?«
    »Nein, ich suche lediglich eine Frau, deren Kind ein großes Erbe zu erwarten hat. Nun erfuhr ich, dass sie vielleicht in Carneth lebt. Oder hier gelebt hat.«
    »Wie heißt sie denn, diese Frau?«
    »Ihren wahren Namen kenne ich nicht. Dort, wo sie lebte, nannte man sie Nachtblume.«
    »So eine Frau gibt es bei uns im Dorf nicht.«
    »Gibt es vielleicht Eltern, die ihre Tochter vermissen? Oder sie gar für tot halten?«
    »Nein. Ich kenne eine Familie, deren Sohn nicht zurückgekehrt ist. Keine mit einer Tochter. Und keine Frau mit Kind, die man Nachtblume ruft. Ich meine, darüber hätte sie doch gesprochen, wenn jemand sie mit einem so hübschen Namen gerufen hätte.«
    Sassan, der Wirt, kam an den Tisch. Er hatte bemerkt, dass seine Tochter längere Zeit bei diesem Fremden stehen geblieben war, und das passte ihm nicht. »Hast du nichts zu tun, Mariella?«
    »Der Fremde sucht eine Frau. Nachtblume soll sie heißen. Und ein Kind soll sie haben, das eine große Erbschaft erwartet.«
    Der Wirt schüttelte den Kopf, und Mariella widmete sich den anderen Gästen. »Kenne

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