Der Auftrag des Aeltesten
durchzogen. Um Saphira herum türmten sich die Wolken zu fantastischen Gebilden auf, zu gewaltigen Gewölben und Domen und Säulen, zu Bergen, Tälern und Schluchten, die von einem glühenden Lichtschein durchdrungen waren, in dem Eragon sich fühlte, als flögen sie durch einen Traum.
Saphira war so schnell, dass sie bei Anbruch der Nacht Du Weldenvarden bereits hinter sich gelassen und die rostbraune Steppe erreicht hatten, die den riesigen Zauberwald von der Wüste Hadarac trennte. Sie schlugen ihr Lager im Gras auf und setzten sich um ihr kleines Feuer, ganz allein auf der unendlichen Weite der Welt. Sie blickten vor sich hin und sagten kaum etwas, denn Worte unterstrichen nur, wie bedeutungslos sie in dieser kargen, gottverlassenen Landschaft waren.
Eragon nutzte die Gelegenheit, um einen Teil seiner Kraft in den Rubin an Zar’rocs Knauf zu übertragen. Saphira folgte seinem Beispiel, und der Edelstein speicherte alle Energie, die sie ihm gaben. Es würde einige Tage dauern, bis sie den Rubin und die zwölf Diamanten, die sich in Beloths Gürtel verbargen, komplett mit Energie aufgeladen hätten, vermutete Eragon.
Hinterher legte er sich erschöpft neben Saphira, kuschelte sich in seine Decke und sank langsam in einen Wachschlaf, in dem vor dem Sternenmeer über ihm seine nächtlichen Fantastereien abliefen.
Als sie am nächsten Morgen ihre Reise fortsetzten, machte das üppige Gras bald braunem Gestrüpp Platz, das immer spärlicher wurde, bis es seinerseits einem kargen, von der Sonne ausgedörrten Untergrund wich, auf dem nur die robustesten Pflanzen gediehen. Rötlich schimmernde Sanddünen kamen in Sicht. Von seinem Ausguck auf Saphiras Rücken kamen sie Eragon vor wie Wellen, die auf ewig einer fernen Küste entgegenwogten.
Als die Sonne unterging, bemerkte er im Osten eine Berggruppe und wusste, dass er auf die Du Fells Nángoröth blickte, wo einst die wilden Drachen hingegangen waren, um sich zu paaren, ihre Jungen aufzuziehen und schließlich um zu sterben.
Irgendwann müssen wir uns diese Berge einmal anschauen,
sagte Saphira, die seinem Blick gefolgt war.
Ja.
In dieser Nacht spürte Eragon ihre Einsamkeit noch stärker als am Vorabend, denn sie befanden sich in der verlassensten Region der Wüste Hadarac, wo die Luft so trocken war, dass ihm bald die Lippen aufsprangen, obwohl er sie alle paar Minuten mit Nalgask einrieb. Er spürte kaum Leben im Boden, nur eine Hand voll armseliger Sträucher und einige wenige Insekten und Echsen.
Wie bei ihrer Flucht aus Gil’ead durch die Wüste ließ Eragon im Boden Wasser aufsteigen, um ihre Schläuche aufzufüllen, und bevor er das restliche Nass wieder versickern ließ, beobachtete er auf dem kleinen Tümpel noch rasch mit der Traumsicht Nasuada, um zu erfahren, ob man die Varden schon angegriffen hatte. Zu seiner Erleichterung war dies nicht der Fall.
Am dritten Tag seit ihrer Abreise aus Ellesméra kam hinter ihnen ein starker Wind auf und trug Saphira schneller voran, als sie aus eigener Kraft hätte fliegen können, sodass sie die Wüste Hadarac bald vollständig überquert hatten.
Am Rande der Einöde flogen sie über eine Gruppe von berittenen Nomaden hinweg, die zum Schutz vor der Hitze fließende Gewänder trugen. Die Männer riefen einander in ihrer grollenden Sprache Warnungen zu und zeigten mit ihren Schwertern und Speeren drohend auf Saphira, aber keiner wagte es, einen Pfeil auf sie zu schießen.
Am Abend schlugen Eragon, Saphira und Orik ihr Lager am Südende des Silberwaldes auf, der am See Tüdosten lag und seinen Namen trug, weil er fast gänzlich aus Buchen, Weiden und Silberpappeln bestand. Im Gegensatz zum ewigen Halbdunkel unter den gewaltigen Kiefern von Du Weldenvarden war der Silberwald lichtdurchflutet und erfüllt vom Zwitschern der Lerchen und vom sanften Rascheln des Laubs. Die Bäume kamen Eragon jung und glücklich vor, und er war froh, dort zu sein. Und obwohl nichts mehr an die Wüste erinnerte, blieb es deutlich wärmer, als er es zu dieser Jahreszeit gewöhnt war. Es kam ihm vor, als wäre es schon Sommer und nicht erst Frühling.
Vom Silberwald aus flogen sie auf direktem Wege nach Aberon, der Hauptstadt von Surda. Den Weg ließ sich Eragon von den Erinnerungen der Vögel weisen, denen sie begegneten. Saphira machte keine Anstalten, sich zu verstecken, und oft hörten sie verblüffte oder erschrockene Rufe aus den Dörfern, über die sie hinwegflogen.
Am späten Nachmittag trafen sie in Aberon
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