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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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die Schmerzen in seinem Körper zu verdrängen. Der Nacken tat ihm weh, weil er wegen der niedrigen Decke ständig den Kopf einziehen musste. Das dunkle Holz der Ruderstange war schon voller Blutflecken von den aufgeplatzten Blasen an seinen Händen. Er riss sich das Hemd vom Leib - dabei fiel das Fernrohr zu Boden -, wickelte den Stoff um die Stange und ruderte weiter.
    Irgendwann war Roran am Ende seiner Kräfte. Sein Körper erschlaffte und er sackte zur Seite und rutschte, verschwitzt wie er war, über den Gang. Er blieb reglos liegen, bis sich seine Atmung beruhigt hatte, dann hievte er sich auf Hände und Knie und kroch zur Luke.
    Wie ein Betrunkener zog er sich mühselig an der Leiter hinauf, schwankte mit den Schiffsbewegungen hin und her und schlug mehrmals gegen die Wand. Als er an Deck kam, nahm er sich einen Moment, um die frische Luft zu genießen, dann torkelte er achtern zum Steuerruder. Bei jedem Schritt drohte ihn ein Krampf in den Beinen zu Fall zu bringen.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte er Uthar, der am Steuerruder stand.
    Uthar schüttelte nur stumm den Kopf.
    Roran blickte über das Dollbord hinweg und entdeckte die drei Schaluppen etwa eine halbe Meile hinter ihnen und ein Stück weiter westlich, dichter am Mittelpunkt des Mahlstroms. Verglichen mit der
Drachenschwinge
 schienen die drei Boote stillzustehen.
    Zuerst schien die Position von allen vier Schiffen unverändert zu bleiben, doch dann spürte Roran, wie ein leichter Ruck durch die 
Drachenschwinge
 ging, als hätte sie einen Grenzpunkt überschritten und die an ihr zerrenden Kräfte abgeschüttelt. Der Unterschied war kaum zu spüren und brachte nur wenige Meter pro Minute, aber es reichte, um den Abstand zu den Schaluppen zu vergrößern. Mit jedem Ruderstreich nahm das Schiff mehr Fahrt auf.
    Die Schaluppen hingegen konnten der furchtbaren Kraft des Mahlstroms nicht entkommen. Ihre Ruder wurden stetig langsamer, bis ein Schiff nach dem anderen zurücktrieb und auf den Dunstschleier zugezogen wurde, hinter dem sich der kreisende Wassertrichter und die alles zermalmenden Felsen auf dem Meeresgrund verbargen.
    Sie können nicht mehr weiterrudern,
 wurde Roran klar. 
Die Mannschaften sind zu klein und sie sind erschöpft.
 Er konnte sich eines Anflugs von Mitgefühl für die armen Kerle auf den Schaluppen nicht erwehren.
    Genau in dem Moment sirrte vom nächsten der drei Boote ein Pfeil empor und ging in grünen Flammen auf, während er auf die 
Drachenschwinge
 zuflog. Das Geschoss musste auf magische Weise gelenkt worden sein, um so weit fliegen zu können. Es traf das Besansegel und explodierte in einzelne Kugeln flüssigen Feuers, die an allem, was sie berührten, haften blieben. Binnen weniger Sekunden brannten zwanzig kleinere Feuer an Besansegel, Kreuzmast und dem darunter liegenden Deck.
    »Es lässt sich nicht löschen«, brüllte einer der Matrosen mit panischer Stimme
.
    »
Dann hackt alles, was brennt, ab und schmeißt es über Bord!«, brüllte Uthar zurück.
    Roran zog das Messer aus dem Gürtel und machte sich daran, einen grünen Feuerkreis aus der Planke zu seinen Füßen herauszuschneiden. Mehrere Minuten der Anspannung vergingen, bevor die übernatürlichen Brände entfernt waren und feststand, dass sie sich nicht auf das ganze Schiff ausbreiten würden.
    Als der Ruf »Alles klar!« ertönte, lockerte Uthar seinen Griff am Steuerruder. »Wenn das alles war, was dieser Magier zu bieten hat, dann haben wir von ihm nichts mehr zu befürchten.«
    »Und das Bullenauge haben wir sicher umschifft?«, fragte Roran, der seine Hoffnung unbedingt bestätigt haben wollte.
    Uthar hob die Schultern und ließ ein rasches Grinsen aufblitzen, in dem sich gleichzeitig Stolz und Ungläubigkeit spiegelten. »Noch nicht ganz, aber es sieht gut aus. Richtig aus dem Schneider sind wir erst bei voller Ebbe. Sag Bonden, er soll das Tempo etwas drosseln. Ich möchte nicht, dass irgendwer an den Rudern zusammenbricht, solange es nicht unbedingt sein muss.«
    Und so geschah es. Roran übernahm eine weitere Schicht an den Rudern, und als er anschließend wieder an Deck kam, war der Strudel verschwunden. Das gespenstische Heulen des Mahlstroms hatte sich im gewöhnlichen Rauschen des Windes verloren. Die Wasseroberfläche war ruhig und glatt und verriet nichts von den tosenden Gewalten, die ganz in der Nähe regierten, und auch der verzerrte Dunstschleier über dem Schlund hatte sich im warmen Sonnenschein aufgelöst, sodass die Luft nun

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