Der Auftrag meines Lebens Bd.2
kein Radio und Maurice schweigt. Ich mache mich dran, den Computer ans Laufen zu bringen und stecke den Surfstick ein. Das, was am Einfachsten wäre , versuche ich zuerst. Ich suche nach der Frau mittels Geburtsdatum in Deutschland. Dank der Vorbereitung des Hackers schleiche ich mich sorglos in die Datenbank der Polizei und versuche es über die Führerscheine. Nichts. Also dehne ich meine Suche aus.
Maurice fährt und schweigt. Ich weiß nicht, ob er mich nicht stören will oder ob die Stille eine andere Ursache hat. Und obwohl ich nicht darüber spekulieren will, komme ich nicht daran vorbei, mir Gedanken zu machen, während meine Finger die T astatur bearbeiten . Ob wir vielleicht mehr in Gefahr waren, als er mir sagen will? Ist das der Grund, weshalb wir wieder im Auto sitzen oder ist das für ihn Normalität? Ich weiß einfach viel zu wenig über den Mann, der neben mir sitzt. Trotzdem habe ich ihm vertraut und mein Leben in seine Hände gelegt. Ich zweifle nicht an dem, was er mir erzählt hat. Es ist eher, dass ich langsam die Vermutung habe, er hat mir längst nicht alles erzählt, was wichtig ist. Nun bin ich nicht sicher, ob ich ihn bedrängen soll, bis er mir sagt, was los ist oder ob ich erst mal alles auf sich beruhen lasse. Meine Wahl fällt schließlich auf die zweite Variante.
Der beständige Regen ist nervenaufreibend. Zudem habe ich es mir einfacher vorgestellt, eine Frau zwischen achtzehn und fünfundzwanzig zu finden, die am 24. Juli geboren ist. Die zusätzliche Bedingung lasse ich mal außen vor. Zumindest in Deutschland finde ich keine, die einen Führerschein besitzt. Das kommt mir ein wenig dubios vor, bei rund achtzig Millionen Einwohnern. Die Personalausweise sind nun die nächste Anlaufstelle. Zuvor mache ich jedoch eine Pause. Im Auto auf den Bildschirm zu sehen, währen man außen herum die Landschaft in Bewegung sieht, ist weder gut für die Konzentration noch für die Augen.
Ich klappe den Deckel zu und sehe Maurice von der Seite an. Er erwidert den Blick kurz, ehe er sich erneut der Straße zuwendet.
„Bist du fündig geworden?“
„Nein. Etwas eigenartig, aber keine Frau, auf die deine Eckdaten passen, hat einen Führerschein. Ich will noch das Verzeichnis der Ausweispapiere durchgehen, aber während der Fahrt ist es nicht angenehm am Bildschirm.“
„Ich muss bald tanken, dann können wir eine Pause einlegen“, schlägt er vor, ehe er wieder ins Schweigen verfällt.
Wie angekündigt biegt Maurice bald darauf auf eine Raststätte ab. Während er tankt, starte ich den schmalen Rechner. Ich achte nicht auf das, was um mich herum passiert. Erst, als ich schon in dem Verzeichnis bin und mich auf die Suche begebe, bemerke ich eine Veränderung. Es kommt mir vor, als wäre es schlagartig heiß geworden. Nicht nur etwas, sondern eine Temperatursteigerung von mehr als zehn oder auch fünfzehn Grad. Verwirrt sehe ich auf und entdecke Maurice, der wie von Sinnen auf das Auto zugerannt kommt. Die Panik auf seinem Gesicht schockiert mich.
Dann erreicht er die Fahrertür, reißt sie auf und schmeißt sich fast in den Sitz. Er startet den Motor noch, ehe die Tür geschlossen ist, und rast los. Ich starre ihn mit offenem Mund an. Der Motor heult auf, weil er mit Vollgas von der Raststätte zurück auf die Autobahn fährt. Er achtet dabei weniger auf das, was vor uns liegt , als auf den Rückspiegel.
„Wärst du so freundlich wenigstens geradeaus zu gucken, bevor du uns mit deinem Fahrstil noch umbringst!“, schreie ich ihn an.
„Mein Fahrstil bringt uns nicht um – eher das, was hinter uns ist“, presst er zwischen den Zähnen hervor.
Ich weiß, ich brauche mich nicht umzudrehen, denn ich würde nicht sehen, wer oder was uns verfolgt. Warum ich das weiß, kann ich nicht sagen. Es ist reine Intuition.
„Ich wusste, nicht, dass er uns so dicht auf den Fersen ist“, brummt Maurice.
„Was ich da eben gespürt habe, diese Hitze, die kommt von deinem Jäger, richtig?“, frage ich, obwohl die Zeit zum Reden denkbar schlecht ist.
„Ja. Er ist ein Sammler.“
Die nächste Frage bleibt mir im Hals stecken, denn Maurice fährt Slalom durch die anderen Autos, in einem halsbrecherischen Tempo. Neben uns rauschen Kleinwagen, Limousinen und Lastwagen vorbei, als wären wir in einem Jet, nicht in einem Auto. Zumindest fühlt es sich für mich so an.
Wie viele PS hat die Karre?, frage ich mich, wobei das jetzt absolut nebensächlich ist.
Maurice ist kalkweiß, seine
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