Der Auftrag: Thriller (German Edition)
eine ganz andere Erinnerung mit dem Ding: Als er vor vielen Jahren hier trainiert hatte, hatte man ihn zusammen mit drei Männern in diesen Käfig gesteckt. Dann hatte man eine Flamme darunter entzündet, die alle zehn Sekunden verstärkt worden war, damit sie dem Metall immer näher kam. Das Ziel hatte darin bestanden, dass die Männer den Käfig verließen, bevor die Hitze unerträglich wurde. Stone und seine Kameraden hatten ihre Vorgänger sehen können, was den Druck noch verstärkt hatte: Sie hatten bei der Prüfung versagt, und zwei Männer hatten schreckliche Verbrennungen erlitten.
Während die anderen Männer seiner Gruppe in Panik geraten waren, als das Metall zu heiß wurde, um es anzufassen, hatte Stone sämtliche Energien konzentriert. Warum vier Männer zur gleichen Zeit in den Käfig sperren? Warum nicht drei oder fünf, oder gar sechs? Vier Männer. Vier Seiten eines Käfigs.
Er hatte seine Befehle gebrüllt. Jeder Mann hatte das Hemd ausziehen, es um die Hände wickeln und Druck auf seine Käfigseite ausüben müssen. Und die Käfigtür war aufgesprungen. Die Übernahme des Kommandos hatte Stone das Lob seiner Ausbilder eingebracht. Und er hätte sie am liebsten alle umgebracht.
Aber diese Erinnerung nahm nur einen Moment in Anspruch. Stone konnte kaum glauben, was er dort sah.
»Annabelle?«
Sie steckte im Käfig. Gefesselt und geknebelt.
Stone setzte sich in Bewegung, hielt nach Bedrohungen Ausschau, fand aber keine.
Die Käfigtür war nicht versperrt. Er riss sie auf. Annabelles Augen waren geschlossen, und ein paar schreckliche Sekunden lang vermochte er nicht zu sagen, ob sie noch lebte. Aber man fesselte und knebelte keine Tote. Annabelles Puls schlug, und durch Stones Berührung kam sie langsam zu sich.
Er löste ihre Fesseln, nahm ihr den Knebel ab und half ihr aus dem Käfig.
»Oh Gott, es ist so schön, dich zu sehen«, sagte sie benebelt.
»Hat man dich unter Drogen gesetzt?«
»Ich glaube schon. Aber es wird besser.«
»Kannst du gehen?«
»Ich krieche, wenn es sein muss. Hauptsache, ich komme hier raus.«
Stone lächelte, als sie wieder lebhafter wurde.
»Bist du allein?«, fragte sie.
»Ja.«
»Keine Spur von Caleb?«
»Noch nicht. Hast du Friedman gesehen?«
Annabelle schüttelte den Kopf.
»Lass uns gehen«, sagte Stone.
»Oliver!«, rief Annabelle in diesem Moment, als Leuchtstoffröhren flackernd zum Leben erwachten.
Stone riss sich das Nachtsichtgerät vom Kopf und fuhr herum, aber es war zu spät.
Der Russe stand neben dem Ausgang. Irgendwie hatte Stone sein Versteck übersehen. Die Waffe des Mannes zielte genau auf Stones Kopf. Annabelle zu Boden stoßen und die Waffe ziehen war eine Bewegung. Ein Schuss peitschte auf, traf den überraschten Russen mitten in die Stirn und tätowierte einen kleinen schwarzen Punkt auf seine Haut.
Der Mann stürzte zu Boden. Das Licht erlosch.
Stone schaute auf seine Pistole. Seine nicht abgefeuerte Pistole. Wo, zum Teufel, war der Schuss hergekommen? Er packte Annabelle am Arm und zerrte sie mit sich. Sie sprangen über den Toten und eilten durch die Tür.
Vier tote Russen. Zwei waren noch im Spiel. Und Friedman.
KAPITEL 100
Stone und Annabelle erreichten das Ende des Zylinders.
Die Zellen.
Falls Caleb hier nicht zu finden war, würde Stone auf der anderen Seite von vorn anfangen müssen. Und dann musste er Annabelle mitnehmen.
Der Anblick, der sich ihm bot, sorgte zuerst für Erstaunen, dann für Erleichterung. Knox, Finn und Caleb warteten im Dämmerlicht auf sie.
»Wie seid ihr reingekommen?«, fragte Stone, als sie sich in eine Ecke drängten und Annabelle Caleb trotz seiner stinkenden Kleidung umarmte.
»Das war Chapman«, sagte Knox und brachte Stone auf den neuesten Stand der Dinge. »Sie hat uns auch erklärt, wie wir durch das Labyrinth kommen. Angeblich hat sie es recherchiert.«
Stone warf einen Blick über die Schulter. »Also ist sie nach links gegangen?«
»Ja. Hast du eine Ahnung, wo sie ist?«
»Irgendwo hinter mir. Und sie hat mir gerade das Leben gerettet.«
»Am Vordereingang haben wir einen Russen erwischt. Das heißt, eigentlich war es Chapman.«
»Also gibt es nur noch einen.«
»Jetzt gibt es keinen mehr«, sagte da eine Stimme.
Chapman trat ins Licht.
»Der Kerl wollte sich auf mich stürzen, als ich die erste Sektion betreten habe«, erklärte sie. »Entweder war er nicht besonders gut, oder ich bin besser, als ich dachte.«
Als sie geendet hatte, blickte Stone sich nachdenklich
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