Der Auftrag: Thriller (German Edition)
hat mir verraten, dass Sie einen anderen Auftrag haben. Und es ging nicht allein darum, mich im Auge zu behalten. Hier gibt es eine Menge anderer Leute, die das erledigen können.«
»Gut gemacht. Aber ich bin auch geblieben, um Ihnen bei der Aufklärung dieses Falles zu helfen und Sie vor Schaden zu bewahren. War das nicht auch Watsons Aufgabe bei Holmes? Die Pistole zu tragen und hin und wieder zwielichtige Gestalten zu erschießen? Und über die Schlussfolgerungen des Meisters zu staunen?«
»Sie haben die Geschichten doch angeblich nie gelesen.«
»Ich habe gelogen. Tatsächlich habe ich sie geliebt. Aber ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, dass es mir Spaß gemacht hat, den Watson für Ihren Holmes zu spielen.«
»Wer hat Sie beauftragt, mich zu töten? McElroy?«
»Sir James mag Sie wirklich. Er glaubte, dass ich Sie nur beobachte. Manche Dinge muss ich sogar vor meinem Paten geheim halten. Nein, wenn Sie nach dem Verantwortlichen suchen, würde ich an Ihrer Stelle in Ihrer näheren Umgebung suchen. Wir und die Yankees spielen sehr gut zusammen. Das wissen Sie doch.«
»Also Weaver?«
»Wie sagt ihr Amerikaner? Ich kann das weder bestätigen noch verneinen. Aber ich streite es nicht energisch ab.«
»Also beauftragt der Chef des NIC den britischen Geheimdienst, einen amerikanischen Staatsbürger zu ermorden?«
»Finden Sie es nicht toll, wie die verdammte Welt heutzutage funktioniert?«
»Was ist mit dem Präsidenten? Weiß er Bescheid?«
Hat mir der Mann in Camp David ins Gesicht gelogen? Nachdem ich ihm das Leben gerettet habe? Schon wieder?
»Das weiß ich wirklich nicht. Aber falls Weaver das ohne sein Wissen oder seine Zustimmung tut, ist das ganz schön dreist. Sie müssen wirklich ein böser Junge gewesen sein.«
»Ich teile so gut aus, wie ich einstecke.«
»Da mache ich Ihnen keinen Vorwurf.«
»Also sind Sie auf der anderen Seite des Teiches eine Attentäterin im offiziellen Auftrag?«
»So ähnlich, wie Sie es hier waren. Gelegentlich untersuche ich auch Fälle oder rette die Welt für die Königin, aber hauptsächlich knalle ich lästige Gegner ab.«
»Sie sind bestimmt sehr gut darin.«
»Das waren Sie auch. Vielleicht waren Sie sogar der Beste, den es je gab.« Sie legte den Kopf schief und lächelte ihn an. »Verraten Sie mir etwas. Haben Sie je einen direkten Befehl verweigert?«
Stone zögerte nicht. »Nur einmal. In der Army.«
»Sind Sie froh, so gehandelt zu haben?«
»Ja.«
»Haben Sie bei der Abteilung 666 je einen Befehl verweigert?«
»Nein.«
»Sind Sie froh, so gehandelt zu haben?«
»Nein. Das bedaure ich in meinem Leben am meisten.«
Sie senkte die Waffe und schob sie ins Halfter. »Nun, das ist mein eines Mal.«
Stone schien überrascht zu sein. »Warum?«
»Aus vielen Gründen, über die ich jetzt nicht reden möchte.«
»Haben Sie keine Nachteile, weil Sie die Mission nicht beendet haben?«
»Ich bin eine Frau, die im Angesicht von Widerstand gern ein Risiko eingeht.«
»Von nun an werden Sie immer auf Ihren Rücken aufpassen müssen.«
»Das tue ich schon, seit ich bei dem Verein mitmache.«
»Sehe ich Sie wieder?«
»Niemand weiß, was die Zukunft bringt.«
Sie drehte sich um und ging zur Tür. Dann schaute sie zurück. »Passen Sie auf sich auf, Oliver Stone. Ach, und noch etwas. Sie können Ihre Waffe jetzt wegstecken. Sie brauchen sie nicht. Jedenfalls nicht für mich. Aber drehen Sie Riley Weaver nicht den Rücken zu. Das wäre ein Fehler. Cheers.«
Einen Augenblick später war Mary Chapman verschwunden.
Langsam legte Stone seine Pistole zurück in die Schreibtischschublade und schob sie zu. Als er den Punkt auf seinem Schreibtisch entdeckt hatte, hatte er die Waffe auf die Öffnung in Kniehöhe der Tischverkleidung gerichtet. Er war froh, dass er nicht hatte schließen müssen. Die Chancen hatten gut gestanden, dass sie sich gegenseitig umgebracht hätten.
Obwohl es spät war, war Stone nicht müde. Er brauchte nicht mehr so viel Schlaf wie früher. Vermutlich das Alter. Er wartete noch eine Weile, dann stand er auf und ging spazieren. Er ging so weit, dass er die Stelle erreichte, an der alles angefangen hatte.
Nicht die Mördergrube. Dort hatte für John Carr alles angefangen.
Er schaute sich im Lafayette Park um. Hier hatte für Oliver Stone alles angefangen. Und aus vielen Gründen wusste er, dass dies der Ort war, an den er gehörte. Er schaute hinüber zum Weißen Haus, wo der Präsident zweifellos ruhig schlief, nachdem er
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