Der Auftrag: Thriller (German Edition)
zerfetzten Zielscheiben und duckte sich unter den durchhängenden Drähten mit den Scheibenwagen, mit denen man die Papierziele vor- und zurückbewegen konnte. Er konzentrierte sich auf das, was ihn erwartete, und verdrängte jeden Gedanken an die Vergangenheit.
Als er das kaum wahrnehmbare Scharren eines Schuhs auf dem staubigen Boden hörte, duckte er sich hinter eine Holztheke, wo er einst jeden Tag seine vorgegebenen Schüsse abgefeuert hatte. Das Geräusch war links von ihm gewesen, höchstens zehn Meter entfernt. Stone fragte sich, ob sie alle bis zum Augenblick der Wahrheit Pfeile benutzen würden. Aber das spielte eigentlich keine Rolle. Wurde er von einem Betäubungspfeil getroffen, war er ohnehin so gut wie tot.
In geduckter Haltung schlich er rückwärts und deckte mit der Waffe abwechselnd die vorderen und hinteren Flanken. Diese Taktik musste den Gegner verwirrt haben, der vermutlich davon ausging, dass er sich vorwärts- und nicht zurückbewegte. Als der Mann aus seinem Versteck kam, um auf ein Ziel zu schießen, das sich nicht an der erwarteten Stelle befand, jagte Stone ihm eine Kugel in den Arm und machte ihn kampfunfähig. Unwillkürlich griff der Angreifer nach dem verwundeten Arm. Stone gab einen tödlichen Schuss in den Nacken des Mannes oberhalb der Schutzweste ab. Mit durchtrennter Schlagader sackte der Mann zu Boden.
Stone betrachtete die Tür und rechnete alles im Kopf durch. Es war durchaus möglich, dass der Mann, den er soeben getötet hatte, ihn nur aus dem Versteck hatte locken sollen. Opfere einen, um die Mission erfolgreich abzuschließen. Die Landung in der Normandie 1944 war der gleichen Strategie gefolgt, nur dass man dort Tausende geopfert hatte. Auf der anderen Türseite warteten mindestens zwei weitere Schützen.
Also wartete Stone. In Gedanken zählte er die Sekunden. Geduld. Er hatte Jahre damit verbracht, sie zu lernen. Nur wenige Männer konnten ihn auf diesem Gebiet schlagen. Zehn Minuten vergingen, und das Einzige, was sich bei ihm bewegte, war seine Brust bei jedem flachen Atemzug.
Es gab nur ein Problem: Friedman und damit auch ihre Männer wussten, dass es in diesen Sektionen keinen Rückweg gab. Man konnte nur vorwärts. Wie lange waren sie bereit zu warten? Wie lange war er bereit zu warten?
Das werden wir herausfinden .
KAPITEL 98
»Moment mal, woher wussten Sie, dass Sie dieses Laserdingsbums mitbringen mussten?«, fragte Knox die britische Agentin, als sie in der Dunkelheit kauerten.
»Genau wie Ihre Pfadfinder hat sich der MI6 auf die Fahne geschrieben, allzeit bereit zu sein.«
»Dann haben Sie Stone nicht geglaubt?«
»Der Schlüssel?« Chapman schnaubte. »Natürlich habe ich ihm nicht geglaubt. Es war nicht schwer, sein psychologisches Profil zu lesen. Er würde uns nicht in Gefahr bringen.«
»Er hat sich auch in New York von uns begleiten lassen«, meinte Finn.
»Vermutlich hielt er die South Bronx für sicherer als diesen Ort«, erwiderte Knox.
»Die Mördergrube«, sagte Chapman. »Das war interessanter Lesestoff.«
Die beiden Männer blickten sie an.
»Ich habe recherchiert. Sie nicht?«
Knox räusperte sich. »Woher wussten Sie, was Sie recherchieren mussten? Stone hat diesen Ort erst unterwegs erwähnt.«
»Der Ort, wo alles begann. Erinnern Sie sich? Das hat Ming in New York gesagt. Also habe ich nachgehakt und meine Leute in England ebenfalls darauf angesetzt. Ich wusste, dass Stones Karriere bei der Abteilung 666 ihren Anfang genommen hatte. Ich wusste allerdings nicht, dass sie mit einer einjährigen Ausbildung hier begann. Zwei Stunden vor unserem Aufbruch bekam ich eine Akte gemailt. Wie gesagt, eine interessante Lektüre.«
Finn betrachtete den laminierten Grundriss, den Stone ihm gegeben hatte. »Hier gibt es viele Stellen für einen Hinterhalt.«
»Das können sich beide Parteien zunutze machen«, meinte Knox, und Chapman nickte.
Sie zeigte auf den Plan. »Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir gehen zusammen durch jede Seite, oder wir trennen uns.«
»Ich stimme dafür, dass wir weitergehen. Sollten wir durch diese Sektionen müssen, trennen wir uns«, sagte Finn. »Ich gehe nach links, Sie beide nach rechts.«
Chapman schüttelte den Kopf. »Nein, Sie beide gehen nach rechts, ich nach links.«
Wieder blickten die Männer sie an. »Was ist?«, fragte Chapman. »Kann eine Frau nicht allein gehen? Braucht sie einen kostbaren Mann, der ihr die arme zerbrechliche Hand hält?«
»Das ist es nicht«, sagte Knox
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