Der Auftrag: Thriller (German Edition)
gefolgt von einem »Harry?«. Die Stimme war schwach, der Sprecher offensichtlich benommen.
Mit Drogen betäubt , war Finns erster Gedanke.
Er schaute zu Knox hoch. »Erinnern Sie sich an Chapmans Worte?«
Knox nickte und blickte sich um. »Ich habe eine Idee.«
Er blieb in der Mitte des Stegs und eilte zurück. Die Tür, durch die sie eingetreten waren, konnte er nicht mehr benutzen. Sie war hinter ihm ins Schloss gefallen, und sie war massiv und aus rostfreiem Stahl. Doch an der Wand stand eine alte Kiste. Knox schob die Waffe ins Halfter, ergriff die Kiste, die vielleicht fünfzig Pfund wog, und trug sie zurück zu Finn, wobei er peinlich genau darauf achtete, in der Stegmitte zu bleiben.
Er erklärte Finn seinen Plan. Die Männer kletterten auf das Geländer des Laufstegs. Knox wurde durch das Gewicht der Kiste behindert, aber er schaffte es.
»Bereit?«
Finn nickte.
Knox zählte bis drei und warf die Kiste auf den Rand des Stegs. Augenblicklich kippte der Boden in diese Richtung, während sich die andere Seite nach oben bewegte. Auf jeder Seite klaffte ein Streifen schwarze Leere auf. Die Kiste fiel rechts durch die Öffnung und erzeugte ein lautes Platschen. Der Gestank wurde schlimmer.
Finn klammerte sich am Geländer fest und ließ sich nach unten fallen, bis sein Fuß in der Luft baumelte. Der Steg klappte zurück. Finn rammte den Fuß dagegen und hielt ihn auf diese Weise offen. Knox griff in den Rucksack auf seinem Rücken und holte ein Seil hervor. Er band es am Geländer fest und ließ es durch die Öffnung fallen.
Dann tauschte er den Platz mit Finn und hielt den Spalt offen. Finn packte das Seil, ließ sich herunter und landete in knietiefem Schlamm.
»Caleb?«
»Harry?«, antwortete die Stimme benommen.
»Bist du allein?«
»Ja. Glaube ich zumindest.«
Finn schaltete die Taschenlampe ein und hatte Caleb schnell entdeckt. Gefesselt hockte er im Schlamm, der ihm bis zur Brust reichte. Finn schnitt ihn los und bugsierte ihn durch die Öffnung nach oben auf den Laufsteg.
»Alles okay?«, fragte Finn, als die drei Männer den nächsten Raum betraten.
Caleb nickte langsam. »Nur ein bisschen benebelt. Sie haben mir was gespritzt. Macht mich benommen. Und der Gestank da unten … Ich glaube nicht, dass mein Geruchssinn jemals wieder der alte sein wird.« Sein Gesicht verlor jede Farbe, als sein Verstand sich klärte. »Annabelle? Geht es ihr gut?«
»Wir suchen noch nach ihr. Hast du eine Ahnung, wo sie sein könnte?«
Caleb schüttelte den Kopf. »Ich will nur hier raus. Mit uns allen zusammen.«
»Das ist der Plan«, sagte Knox.
»Wo steckt Oliver?«, wollte Caleb wissen.
»Irgendwo auf dem Gelände«, erwiderte Finn.
* * *
Stone betrat die nächste Sektion. Hier wartete eine Straße aus Kulissen mit Häuserfassaden, einer vor sich hin rostenden Limousine aus den 1960er-Jahren und einem Haufen Schaufensterpuppen, die echte Menschen darstellen sollten. Sämtliche Puppen wiesen Einschusslöcher in den Köpfen auf.
Er ging weiter.
Der nächste Raum war der letzte der Sektion.
Das Labor.
Vorsichtig stieß Stone die Tür auf und trat ein. Es brannte kein Licht. Methodisch überprüfte er den Raum mit seinem Nachtsichtgerät. Eine Hand hielt er an der Brille, bereit, sie sofort vom Kopf zu reißen, wenn er auch nur den Verdacht hatte, dass die Gegner ähnliche Geräte benutzten. Denn der rote Punkt würde seine Position verraten und ihn möglicherweise das Leben kosten.
Ihm fiel etwas Seltsames auf. An der einen Wand standen lange Tische. Sie waren neu. Modern aussehende Ausrüstung stand darauf. Funkelnde Metallgeräte, von denen Stromkabel baumelten. Reagenzgläser in Gestellen säumten die Wand. Auf einem anderen Tisch standen Mikroskope und andere Ausrüstung. In einer Ecke erhob sich ein ungefähr eins achtzig hoher Metallzylinder. In der Mitte wies er eine Digitalanzeige und ein rechteckiges Fenster auf.
Bei Stones letztem Besuch in der Mördergrube hatte sich keiner dieser Gegenstände hier befunden. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, wozu das alles dienen sollte oder wer es hergeschafft hatte. Und im Augenblick hatte er auch keine Zeit, es sich näher anzusehen.
Sein Blick glitt zu dem Käfig, der normalerweise von der Decke hing, jetzt aber am Boden stand. Dass er herabgestürzt war, war Stones Treffsicherheit und einem Feind zu verdanken, der versucht hatte, ihn umzubringen und gestorben war, als der zwei Tonnen schwere Käfig auf ihn krachte.
Aber Stone verband
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