Der Auftrag: Thriller (German Edition)
musste. Das war nur recht und billig. Aber er würde seine Freunde nicht mit in den Abgrund reißen. Das hatten sie nicht verdient. Er lebte von geborgter Zeit. Seine Freunde nicht. Der Camel Club, das war ihm klar, näherte sich dem Ende seiner Zeit. Zumindest mit ihm als eigentlichem Anführer.
Er duschte, zog sich an und verließ das Häuschen, als die Sonne gerade über den Horizont stieg. Er blieb an der Haustür stehen, als er Chapman vor dem schmiedeeisernen Tor auf der Motorhaube ihres Mietwagens sitzen und an einem Becher Kaffee nippen sah.
Da die Morgenluft noch kühl war, zog er den Reißverschluss seiner Jacke hoch und ging zu ihr hinüber. Sie trug Jeans, einen dicken schwarzen Pulli und Stiefel und sah gar nicht wie eine anständige MI6-Agentin aus. Ihr Haar war zurückgebunden und enthüllte einen kleinen Leberfleck an ihrer Schläfe. Sie glitt von der Motorhaube, griff durch das Fenster auf der Fahrerseite, nahm einen zweiten Becher Kaffee aus der Halterung und gab ihn Stone.
»Hab mir gedacht, dass Sie Frühaufsteher sind«, sagte sie, während er einen Schluck des noch heißen Kaffees trank.
»Danke«, sagte er knapp.
»Eine interessante Nacht?«
»Warum fragen Sie?«
»Einfach nur so.«
»Und diese Frage war so drängend, dass Sie in der letzten Nacht mein Häuschen beobachtet haben?«
»Könnte sein. Je später die Gäste …?«
»War das jetzt eine Frage oder eine Bestätigung?«
»Nur eine Frage.«
»Riley Weaver. NIC. Wollte plaudern. Hatte ein paar interessante Theorien.«
»Kann ich Sie hören?«
»Fahren wir zum Park.«
Chapman legte den Gang ein, und sie fuhren los. Auf dem Weg zur M Street berichtete Stone, was Weaver zu sagen gehabt hatte.
»Eigentlich ziemlich gute Ansätze«, meinte Chapman. »Weaver scheint auf dem Laufenden zu sein.«
»Falls er einengen kann, wer das Ziel war, wird es noch besser.«
»Sollte nicht allzu schwierig sein. Wie viele Veranstaltungen gibt es im Lafayette Park?«
»Mehr als Sie sich vorstellen können. Und da geht es nicht nur um Regierungsmitglieder wie den Präsidenten. Private Gruppen können sich dort ebenfalls versammeln. Für ein besonderes Ereignis, oder für einen Protest. Die Liste kann ziemlich lang werden.«
»Trotzdem sollte es uns möglich sein, sie einzuengen. Und zumindest die Bedrohung ist nicht mehr da.«
»Doch, ist sie.«
»Wie meinen Sie das?«
»Weil wir in Wirklichkeit noch nicht wissen, was das für eine Bedrohung ist. Wir müssen davon ausgehen, dass sie es noch einmal versuchen. Es war verdammt viel Arbeit, die Bombe in den Park zu schmuggeln. Das Ziel muss diese Anstrengungen rechtfertigen. Sie werden es nicht dabei bewenden lassen.«
Sie erreichten das abgesperrte Gebiet. Nachdem sie mehrere Checkpoints passiert hatten, betraten sie den Rasen des Lafayette Parks. Stone schaute sich um. Es war noch früh, und nur wenige Menschen waren hier, die allesamt die entsprechende Befugnis hatten. Der Park und die nähere Umgebung waren noch immer für die Öffentlichkeit gesperrt.
Stone setzte sich auf eine Bank und trank den Becher Kaffee aus, während Chapman vor ihm auf und ab ging. »Stimmt es, dass Sie früher gewissermaßen in dem Park gelebt haben?«
»Ja.«
»Warum?«
»Warum nicht?«
»Okay, das führt zu nichts.«
»Ich war Demonstrant. Das ist in diesem Land noch nicht verboten.«
»Wogegen haben Sie demonstriert?«
»So ziemlich gegen alles.«
»Gegen Steuern und so?«
»Nein, ich habe nie genug Geld verdient, um Steuern zahlen zu müssen.«
»Gegen was dann?«
Stone schaute zum Weißen Haus hinüber. »Gegen Dinge, die ich nicht für richtig hielt.«
»Und sind diese Dinge jetzt richtig?«
»Das bezweifle ich.«
»Aber Sie demonstrieren nicht mehr?«
»Dass ich nicht mehr meine gesamte Zeit im Park verbringe, bedeutet nicht, dass ich nicht mehr protestiere.«
»Vertrauen Sie Weaver? Wie Sie es geschildert haben, hat der Mann Ihnen sein Herz ausgeschüttet. Er schien aus gutem Grund besorgt zu sein.«
»Er ist aus gutem Grund besorgt. Er befürchtet, dass jemand während seiner Amtszeit einen zweiten 11. September herbeiführt. Ich bin sicher, dass er alles tun wird, um das zu verhindern. Und dass er versuchen wird, den Ruhm für sich alleine zu beanspruchen, wenn er damit Erfolg hat, während er uns andere unter den Tisch fallen lässt, sollte es ihm möglich sein.«
»Keine Ehre unter Dieben oder Spionen?«
»Das betrachte ich als Haarspalterei.«
Chapman warf ihren leeren
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