Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Euch bald aus der Stadt, und keiner wird etwas merken.«
    »Ja«, sagte Egwene, die endlich ihre Stimme wiederfand, »aber warum?« Sie hätte angenommen, dass Laras nicht darauf versessen war, noch einem Flüchtling zu helfen, nicht, nachdem sie schon Min und Siuan bei der Flucht geholfen hatte.
    Laras erwiderte ihren Blick; die Entschlossenheit in ihren Augen war so unumstößlich wie die einer jeden Aes Sedai. Egwene hatte diese Frau offenbar übersehen! Wer war sie wirklich?
    »Ich werde nicht dabei helfen, den Willen eines Mädchens zu brechen«, sagte Laras ernst. »Diese Prügelstrafen sind beschämend! Diese dummen Aes Sedai. All die Jahre habe ich loyal gedient, das habe ich wirklich, aber jetzt hat man mir befohlen, Euch so hart zu schinden, wie ich kann, und das auf unbestimmte Zeit. Nun, ich erkenne, wenn ein Mädchen nicht länger unterrichtet und stattdessen niedergeknüppelt werden soll. Das lasse ich nicht zu, nicht in meiner Küche. Das Licht soll Elaida verbrennen, wenn sie tatsächlich glaubt, sie könnte so etwas tun! Mir ist egal, ob sie Euch hinrichtet oder zur Novizin macht. Aber dieser Versuch, Euren Geist zu brechen, ist nicht akzeptabel!«
    Die Frau stemmte beide Hände in die Hüften, eine Mehlwolke flog aus ihrer Schürze. Seltsamerweise ertappte sich Egwene dabei, ernsthaft über das Angebot nachzudenken. Sie hatte Siuans Rettungsangebot abgelehnt, aber wenn sie jetzt floh, würde sie ins Rebellenlager zurückkehren, nachdem sie aus eigener Kraft entkommen war. Das wäre viel besser, als gerettet zu werden. Sie konnte all dem hier entkommen, den ewigen Schlägen, der sinnlosen Schinderei.
    Um was zu tun? Draußen zu sitzen und zuzusehen, wie die Burg in sich zusammenbrach?
    »Nein«, sagte sie. »Euer Angebot ist sehr großzügig, aber ich kann das nicht annehmen. Es tut mir leid.«
    Laras runzelte die Stirn. »Also jetzt hört genau zu ...«
    »Laras«, unterbrach Egwene sie, »diesen Ton schlägt man nicht gegenüber einer Aes Sedai an, auch die Herrin der Küchen nicht.«
    Laras zögerte. »Dummes Mädchen. Ihr seid keine Aes Sedai.«
    »Akzeptiert es oder lasst es, ich kann trotzdem nicht gehen. Wenn Ihr also nicht vorhabt, mich selbst in dieses Loch zu stecken - und mich fesselt und knebelt, damit ich nicht schreie, und mich persönlich über den Fluss schafft -, schlage ich vor, dass Ihr mich zurück an die Arbeit lasst.«
    »Aber warum?«
    Egwene schaute zurück in Richtung Kamin. »Weil jemand sie bekämpfen muss.«
    »So könnt Ihr aber nicht kämpfen.«
    »Jeder Tag ist eine Schlacht. Jeder Tag, an dem ich mich nicht beuge, bedeutet etwas. Selbst wenn es allein Elaida und ihre Roten erfahren, bedeutet es etwas. Nur eine Kleinigkeit, aber immer noch mehr, als ich von draußen erreichen könnte. Kommt. Ich muss noch zwei Stunden arbeiten.«
    Sie drehte sich um und verließ die Speisekammer. Eine zögernde Laras schloss die Falltür zu ihrem Versteck und folgte ihr dann. Jetzt machte sie beim Gehen viel mehr Lärm, strich an Theken vorbei, trat lautstark auf. Seltsam, dass sie so leise sein konnte, wenn sie nur wollte.
    Rotes Tuch blitzte auf, wie das Blut eines toten Hasen im Schnee, eilte durch die Küche. Egwene erstarrte, als Katerine sie erspähte. Die Aes Sedai trug ein Kleid mit einem blutroten Rock und gelbem Besatz. Ihre Lippen waren verkniffen, die Augen ganz schmal. Hatte sie gesehen, wie sich Laras und Egwene verdrückten?
    Laras erstarrte.
    »Ich verstehe jetzt, was ich falsch gemacht habe«, sagte Egwene gedankenschnell zu der Herrin der Küchen und blickte zu einem zweiten Herd, der in der Nähe der Speisekammer stand. »Danke, dass Ihr es mir gezeigt habt. Ich werde besser aufpassen.«
    »Macht das«, erwiderte Laras und streifte ihre Bestürzung ab. »Sonst erlebt Ihr, wie eine richtige Bestrafung aussieht, nicht wie diese halbherzigen Streicheleinheiten, die die Oberin der Novizinnen verteilt. Jetzt schert Euch wieder zurück an die Arbeit.«
    Egwene nickte und eilte zu der Feuerstelle zurück. Katerine hob die Hand, um sie aufzuhalten. Egwenes Herz trommelte verräterisch.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Katerine. »Die Amyrlin will, dass die Novizin sie heute Abend bedient. Ich habe der Amyrlin gesagt, dass ein Tag Arbeit wohl niemandem den Kopf zurechtrückt, der so verstockt wie dieses Mädchen ist, aber sie besteht darauf. Vermutlich bekommt Ihr Eure erste Chance, Eure Demut zu beweisen, Kind. Ich schlage vor, Ihr ergreift sie.«
    Egwene schaute auf ihr

Weitere Kostenlose Bücher